41 Sometime.

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L o u i s │ 01.07.2017 │ London



Ich wurde wahnsinnig. Niemand wollte mir sagen, was los war und seit gefühlten Stunden schritt ich im Flur auf und ab. Immer wieder raufte ich mir die Haare und versuchte mein rasendes Herz zu beruhigen. 

Aber nichts beruhigte sich, meine Nerven flatterten. Im Krankenwagen hatte der Druck von Els Hand merklich nachgelassen, sie war fiebrig gewesen und irgendwann hatte ich kein Wort mehr von dem verstanden, was sie versucht hatte mir zu sagen. Immer wieder dachte ich an die Worte, die sie mir gesagt hatte, jene, die mein Herz hatten aufgehen lassen.

„Ich liebe dich auch."

Danach war alles weg. All die Wut, all der Ärger. Plötzlich war die Dunkelheit, die Anspannung, die mich begleitet hatte, vollkommen weg gewesen, stattdessen gab es nur noch Licht und Wärme. Doch jetzt fühlte es sich an, als würde mir das Schicksal einen ziemlich miesen Streich spielen. 

So als wollte man mir El und Ally nehmen. Gerade jetzt, wo ich sie wieder hatte. Betäubt schritt ich weiter auf und ab und bemerkte somit nicht einmal, wie sich jemand mit schnellen Schritten näherte.

„Lou, was ist passiert, wo ist El, hat man dir schon etwas gesagt?", Harrys Stimme prasselte auf mich ein, er griff nach meinen Arm und ich stieß ihn weg. Unaufhörlich kreisten meine Gedanken darum, was ich tun sollte, wenn man mir El wirklich nahm. Es würde mich umbringen. Auf der Stelle. Ich konnte nicht mehr denken. Was hatte der Notarzt im Krankenwagen noch gesagt?

„Wen sollen wir vorziehen, wenn es hart auf hart kommt?"

Hatte der sie noch alle? Als wenn ich mich zwischen der Frau, die ich liebte und meiner Tochter entscheiden könnte! Ich war zu absolut keiner Antwort fähig gewesen. Harry geriet aus meinen Blickwinkel, ich sah immer nur den grauen Boden vor mir, meine Beine hörten nicht auf sich zu bewegen. 

Mein bester Freund telefonierte, seine Stimme drang zu mir, wie durch einen dichten Nebel. Hin und wieder fiel mein Name, aber immer wenn ich 'Eleanor' hörte, hob ich meinen Kopf und sah ihn an, nur um weiter ruhelos auf und ab zu gehen.

„Mr Tomlinson?"

Prompt blieb ich stehen und sah auf die OP-Schwester, die zu Harry getreten war. Ich blickte sie an und presste die Kiefer aufeinander. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht gefiel mir nicht. Meine Hände verkrampften sich zu Fäusten.

„Wir müssen das Baby holen. Dr Freeman sieht keine andere Möglichkeit. Natürlich ist es zu früh, aber alle nötigen Maßnahmen sind eingeleitet. Wollen Sie anwesend sein?"

Anwesend, wenn etwas passieren konnte, was mir den Boden unter den Füßen wegreißen konnte? Ganz sicher nicht! Ich wollte ihr sagen, dass sie gefälligst rausrücken sollte mit den Details, die sie noch wusste, aber stattdessen fühlte ich mich, als wäre ich in eine Art Schockstarre verfallen.

Wie viel Zeit hatten El und ich damit verbracht zu streiten? Wir hätten die Zeit anders nutzen sollen, sinnvoller! Ich hätte ihr die Welt zu Füßen legen sollen, statt sie unter Druck zu setzten. Ich hätte-

„Mr Tomlinson, alles in Ordnung?"

Was, wenn das jetzt die Strafe für mein egoistisches, falsches Verhalten war? Die Strafe für Eloise, für meine Abneigung gegenüber dem Kind?

„Hören Sie mir zu?"

Ich hatte weder El noch Ally verdient.

Was sollte ich tun?

Was konnte ich tun?

Die Faust, die mein Gesicht traf, war schmerzhaft. Verdammt schmerzhaft.

Ich taumelte rückwärts und stieß gegen die Wand. Entsetzt sah ich Harry an und hörte den spitzen Schrei der OP-Schwester. Ich musste blinzeln und dann war ich wieder voll da. Der Schock kroch aus meinen Gliedern und ich blickte zu der Schwester, die sich erschrocken die Hände vor den Mund geschlagen hatte. 

Twisted perfection ✓Where stories live. Discover now