60

798 56 53
                                    

[Jungkook]

„Jungkook..." sagte Jimin leise, als ich an ihm vorbei ging, um den Raum zu verlassen. Jedoch blieb ich im Flur nochmal stehen und blickte meine Freunde an, die mich alle etwas besorgt ansahen.

Ich konnte nicht einfach gehen, ohne meine Laune zu erklären. Sie würden bestimmt denken, dass sie Schuld sind, was totaler Schwachsinn ist. Nur ich bin an dem ganzen Schuld und sie sollen auf keinen Fall denken, dass ich wütend auf sie wäre.

„Es hat überhaupt nichts mit euch zu tun, ich möchte gerade einfach nur gehen. Ich rufe euch morgen an. Danke, dass ich hier sein durfte, Namjoon." Sagte ich, woraufhin der angesprochene nickte. „Sicher, dass du schon gehen möchtest?" Nun nickte ich. Wenn ich mich für etwas schämte, wollte ich immer allein sein.

Ich betrat wieder das Wohnzimmer, um mich von allen zu verabschieden, weshalb ich mit leicht ausgebreiteten Armen zuerst zu Hoseok ging, der mein Vorhaben bemerkte und aufstand, um mich zu umarmen. „Ich hoffe, du bist nicht wütend auf uns." Sagte er leise, woraufhin ich meinen Kopf schüttelte. „Natürlich nicht. Ihr habt nichts falsches getan." Erwiderte ich darauf und löste mich von dem älteren, der schwach lächelte, während auch Kihyun aufstand, welcher bisher neben seinem Freund saß, sowie Namjoon, Jin und Yoongi.

„Tut mir Leid, dass ich jetzt einfach so gehe. Habt noch einen schönen Abend." Sagte ich, als ich jeden nacheinander umarmte. Daraufhin ging ich zu Jimin, bei welchem ich mich ebenfalls verabschiedete und dann auch Taehyung, welcher mir jedoch etwas sagte, als ich mich in seinen Armen befand.

„Ich komme mit dir."

Ich schüttelte meinen Kopf. „Nein, schon gut. Bleib hier." Meinte ich, auch wenn ich wusste, dass ich ihn damit nicht umstimmen konnte, so wie ich ihn kannte.

„Das war übrigens keine Frage." Er lächelte und folgte mir zum Flur, um sich mit mir die Schuhe und Jacken anzuziehen.

Ich liebte Taehyung wirklich sehr, aber ich wollte nicht grundlos gehen. Ich wollte allein sein. Aber ich wollte ihm auch nicht sagen, dass ich ihn im Moment nicht bei mir haben wollte. Er könnte dies falsch aufnehmen.

Nachdem wir uns dann nochmal von unseren Freunden verabschiedet haben, verließen wir das Zuhause von Namjoon und befanden uns dann kurz darauf an der kühlen, frischen Luft, welche mich eigentlich dazu bringen sollte durchzuatmen, aber irgendwie verschwand dieses unangenehme Gefühl nicht.

„Was ist denn los? Es ist doch alles gut gegangen. Sie sind nicht wütend auf dich." Sagte mir Taehyung und verschränkte seine Hand mit meiner, welche in einem schwarzen Handschuh steckte.

Eigentlich war ich im Moment wirklich nicht in der Laune dazu zu sprechen, aber er hat eine Antwort verdient.

„Ich weiß. Es ist eigentlich alles gut gegangen. Aber ich schäme mich einfach extrem dafür. Sie wussten, dass ich sie anlog, haben mir aber nie etwas gesagt. Was glaubst du denn, was sie von mir denken sollten, als ich ihnen etwas erzählt habe und sie ganz genau wussten, dass ich es ausgedacht habe und nur lüge? Ich war immer ein Freund, der immer ehrlich war und jetzt können sie doch nicht mehr wissen, ob ich mal wieder lüge, oder nicht. Wie sollen sie mir noch vertrauen können?"

„Jungkook, du solltest das alles nicht so negativ sehen. Du hast nichts Schlimmes getan. Ja, du hast gelogen, aber was war das denn für eine Lüge? Dass wir beide zusammen waren, obwohl es zu dem Zeitpunkt noch nicht stimmte? Wen verletzt du damit? Genau, niemanden. Also hör auf dich, deshalb so fertig zu machen. Haben sie sich in der Zeit jemals von dir abgewendet, oder dich anders behandelt, als sie die Wahrheit kannten?"

Ich senkte meinen Kopf, als ich ihm zuhörte und merkte dann nach einigen Sekunden Stille, dass er auf eine Antwort wartete, weshalb ich dann seufzend „nein" sagte.

„Siehst du? Es hat absolut nichts an eurer Freundschaft geändert. Sie wussten die ganze Zeit davon, aber für sie war es nichts Negatives. Sie haben sich sogar darüber gefreut, weil sie uns unbedingt zusammen haben wollten."

Ich sah ihn an, woraufhin er kurz zu mir blickte, dann wieder nach vorne, um auf den Weg zu achten. „Meinst du?" fragte ich ihn und er nickte.

„Natürlich. Sie wussten, dass wir uns so näher kommen, also war es ihnen sicherlich egal, dass wir diese Beziehung anfangs nur vorgetäuscht haben. Bestimmt wussten sie, dass wir dann wirklich zusammen gekommen sind, als sie uns das erste Mal küssen gesehen haben. Ich bin mir sicher, dass Yoongi und Jin das nachts mit einer Wunderkerze gefeiert haben."

Bei dieser Vorstellung, in der Namjoon und Yoongi im Dunkeln in der Villa leise eine Wunderkerze anzünden und einen fröhlichen Tanz machen, musste ich leicht lachen, was auch ihm ein Lächeln entlockte. „Vielleicht hast du ja Recht."

Nun war ich doch froh, dass ich nicht allein war, sondern Taehyung mitgekommen ist.

Ich konnte eine Bank sehen, weshalb ich die Gelegenheit nutzte, mich hinzusetzen. Und das nicht grundlos.

„Okay, dann sitzen wir jetzt." Sagte Taehyung einfach und setzte sich neben mich, gefolgt von einer Frage. „Wieso sitzen wir?"

Ich lehnte mich zurück und sah in die Richtung, wo sich das Zuhause von Namjoon befand. „Weil wir jetzt auf Jimin warten. Er wird gleich hier sein."

Nun sah auch Taehyung in dieselbe Richtung. „Hat er dir etwa gesagt, dass er gleich kommt?" Ich schüttelte meinen Kopf. „Nein, aber ich weiß es. Er hat jetzt ein wenig nachgedacht, ob er uns folgen soll und gleich wird er uns hinterher laufen."

Ein wenig musste ich grinsen, als ich dann tatsächlich meinen besten Freund sah, der um die Ecke ging und dann auf uns zu lief. Als er uns sah, wurde er langsamer und blieb neben uns stehen, um sich schwer atmend neben Taehyung zu setzen.

„Laufen im Winter ist irgendwie noch viel anstrengender. Genauso wie im Sommer. Aus diesem Grund gehe ich meistens nur im Frühling oder im Herbst Joggen."

Er machte eine kurze Pause.

„Ach, Laufen allgemein ist anstrengend. Wer hat sich das ausgedacht?"

Während er nach Luft schnappte, sah ich Taehyung an, welcher meinen Blick erwiderte, ehe ich mit den Schultern zuckte. „Ich habs dir doch gesagt." Er lächelte nur und nahm wieder meine Hand in seine, woraufhin er seinen Kopf auf meine Schulter legte und es sich so gemütlich machte.

„Jungkook, es tut mir Leid, dass ich dir nichts gesagt habe. Ich hätte dir sagen sollen, dass die anderen davon wissen." Sagte Jimin, doch ich schüttelte meinen Kopf.

„Nein, schon gut. Ich bin wirklich nicht wütend auf euch. Es ist alles gut."

Natürlich war es das. Ich habe ein wenig überreagiert und alles viel zu sehr überdacht.

:):

FAKE | vkookWhere stories live. Discover now