33 ~ Tacheles (Jus Perspektive)

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PoV Ju

Eins war sicher.
Ich hatte ein Hühnchen mit dem guten Rezo zu rupfen.

Das mag jetzt vielleicht ziemlich übergriffig und einmischend wirken, aber ich hatte einen riesigen Drang ihn zur Rede zu stellen.
Ich erkannte Mexi heute kaum wieder. Normalerweise grübelte er viel, war eher für sich selbst in seinem Kopf, aber heute war er wie verzaubert.

Als wir ein weiteres TikTok-Reaction Video für meinen Kanal drehten war er so gut gelaunt wie schon lange nicht mehr. Und ich stand einfach nur total neben mir selbst, immer noch leicht schockiert von dem, was er mir erzählt hatte.

Hatte ich überhaupt das recht mich so zu fühlen? Fragte ich mich immer wieder in meinem Kopf.
Ich verstand nicht ganz, was zwischen Rezo und Mexi lief, aber ab dem Punkt wo Mexi morgens mit einem Abdeuck von ihm nach Hause kam, wurde es dann auch mir etwas zu viel.

Was auch immer Mexi erzählte, hin oder her, ich musste mit Rezo sprechen. Ich wollte wissen, was er zu dem Thema zu sagen hatte. Wie er den Abend wahrgenommen hatte. Vorallem weil Mexi sich nicht ganz entsinnen zu können scheint, was gestern alles abging.

Ich wollte natürlich keine Einzelheiten über ihre Turteleien wissen, aber ich wäre schon gerne darüber aufgeklärt, wie beide zueinander standen. Und als guter, wenn nicht sogar bester Freund der beiden fühlte ich mich auch berechtigt, das zu wissen.
Rezo erzählt mir eh alles.

Beim Dreh fiel mir Mexi immer wieder um die Schultern, grinste und lachte, wie ein Honigkuchenpferd. Der Junge war mega gut drauf. Und das gönnte ich ihm auch, alle Male.

Dennoch kam es mir so vor, als ob irgendwas nicht richtig wäre. Sein Zustand kam mir fast schon vor wie eine Manie. Und das trotz dem Fakt, dass er eine kassiert hatte.

Aber er scheint es ja gewollt zu haben.. und Rezo war ein guter Kerl.

„Ju, bist du überhaupt anwesend?“, durchbrach Mexi meinen Gedankengang und sah mich fragend an.
Ertappt schaute ich zu ihm.
„Ja, sorry. Musste gerade an gestern denken.“, log ich unauffällig. Er musste ja nicht wissen, wie er mir den Kopf zerbrach.
„Dann mach' Mal ein neues TikTok an.“, forderte er mich auf.
Ohne weiter zu reden, tat ich wie gesagt.

Der nächste Clip war von einer jungen Frau, die ein 1A Gitarrensolo hinlegte. Ich staunte nicht schlecht. Leicht bekleidet, echt gutaussehend und vor allem mega skillful.
„Boah, alter.“, sagte ich erstaunt.
„Kann Rezo eigentlich auch solche Gitarrensolos spielen?“, fragte Mexi ohne jegliche Aufmerksamkeit auf die Frau zu richten.
Ich sah zu ihm rüber.
Wollte er jetzt den ganzen Tag über Rezo schwärmen?

„Ja, safe. Aber eher andere Solos.“
„Er muss mir auch Mal unbedingt sowas vorspielen...“, murmelte er.
„Frag ihn doch, macht er bestimmt. Aber frag ganz vorsichtig, nicht, dass er dir eine Bombe gibt.“, neckte ich ihn und kassierte als Antwort einen Boxer gegen den Oberarm.
„Aua! Du wirst auch schon zum Gewalttäter! Rezo ist eindeutig schlechter Einfluss!“, spielte ich das Spielchen weiter und tat geschockt.
Mexi lachte.
„Man, Juuu!“, beschwerte er sich, „So sollte das gar nicht rüber kommen!“
„Phase eins: Denial.“, antwortete ich nur und lachte anschließend.

Mexi verdrehte die Augen und kicherte.
„Was ist denn Phase zwei?“, fragte er.
„Frauenhaus aufsuchen, Anzeige erstatten.“, sagte ich trocken. Aber natürlich nur aus Spaß, Leute!

Ich unterhielt Mexi anscheinend echt gut, denn er war fast durchgehend am lachen.

Der Tag verging relativ schnell, ich bestellte mit Mexi essen, unterhielten uns über Videoideen und jeden möglichen Scheiß und produzierten vor.
Mexi redete unüblich oft von Rezo und wartete förmlich nur drauf, dass er wieder vorbei kam. Ich war mir ehrlich gesagt gar nicht sicher, ob er heute nochmal vorbei käme. Aber ich wollte ihn sein kleines Herz nicht mit meiner Vermutung brechen. Und das Funkeln in seinen Augen, dass er hatte, wenn der Name "Rezo" fiel, wollte ich ihm auch nicht nehmen.

Verdammt, war das kitschig.

„Mexi, bist du eigentlich verknallt, oder so?“, durchbrach ich die Stille, als wir gerade am essen waren.
Er zuckte etwas zusammen und sah auf.
„H-Hm?“, er verschluckte sich beinahe an seinen Nudeln.
„Du hast mich schon richtig verstanden.“, sagte ich ernst und aß weiter, um ihn nicht allzu stark unter Druck zu setzen.
„Wieso fragst du..?“, fragte er zögerlich.
„Naja, ist doch offensichtlich. Abgesehen davon, dass du bei Rezo genächtigt hast, redest du schon den ganzen Tag lang von ihm. Dass du auf ihn stehst, ist offensichtlich. Aber bist du verknallt?“, erläuterte ich meine Gedanken.
Mexi knibbelte an seinen Fingerkuppen.

„N-Naja.. also.. Rezo ist schon.. toll so.“, stotterte er nach kurzem grübeln.
„Wie toll denn?“, hakte ich nach.
„Sehr.“

Da haben wir's also.

„Mh.. und wie stellst du dir das vor?“, fragte ich mit vollem Mund.
„W-Was vorstellen?“, murmelte er. Er hatte sein Besteck schon längst abgelegt und hockte wieder auf der Couch.
„Junge, wie es jetzt weiter gehen soll? Willst du mit ihm zusammen sein? Du lebst ja nicht Mal in Deutschland.“

„Autsch.“, sagte er trocken und sein aufgehelltes Gesicht wurde etwas dunkler. Ich schien einen Wunden Punkt getroffen zu haben.

Rezo wohnte in Aachen, Mexi auf Madeira.
Auf einem anderen Kontinent.

„Und noch eine Sache, sorry wenn ich das so fragen muss, aber weißt du was Rezo will? Und wie der sich das vorstellt?“, merkte ich noch an.

Auch wenn es ihn etwas runterzog, früher oder später musste er sowieso auf den Boden der Tatsachen zurückkehren.
„...ich hab' ehrlich gesagt keine Ahnung.“, sprach er leise.
„Ich muss noch mit ihm reden.“, hing er dran.
„Solltest du auf jeden Fall tun. Rumvögeln ist einfach, aber Liebe ist was anderes.“, sagte ich weise.

Mexi knirschte hörbar mit den Zähnen.
„Kann das unter uns bleiben, dass ich dir das erzählt habe..? Ich glaube, es ist noch zu früh, um mit ihm über Liebe zu sprechen... und wie schon gesagt, ich weiß gar nicht, wie sehr er mich wirklich mag. Und ich will nicht der Idiot sein, der unglücklich in seinen besten Freund verknallt ist.“, bat er mich.
Ich seufzte.
„Ja, ich werd' meinen Mund halten. Aber schieb's nicht vor dir her - reden ist wichtig. Vorallem wenn's dich belastet.“, beteuerte ich.
„Danke, Ju.“
„Kein Ding, Mexi.“

Ich nahm mir mein Handy und schrieb Rezo.
"Du wirst vermisst, kommst du heut' nochmal?"

Da er eh nicht schnell antworten würde, legte ich mein Handy weg. Mexi überlegte währenddessen, was er mit seiner Zeit anstellen sollte. Irgendwann entschied er, sich mit seinen Freunden aus Deutschland zu treffen. Bot mir auch an mitzukommen, aber ich fühlte mich gerade nicht danach, war immer noch verkatert von gestern und froh, etwas Ruhe zu haben.

Das fing schon an, als Mexi sich fertig machte. Ich konnte chillen, am Handy sein, durch TikTok und Tinder scrollen und abschalten.
Eine Nachricht von dem Blauhaarigen trudelte ein.

"Ich wusste, du vermisst mich. xoxo"

Ich schnaubte. Es war klar, dass er wusste, dass ich nicht ich mich selbst meinte.

"Kommst du denn?"

"Ja, ich komm nochmal eben vorbei, ich sag dir später Bescheid."

Dann wäre das auch gebongt.

Ich fing schonmal an, mir Gedanken darüber zu machen, was ich gleich mit ihm bereden wollte. Und wie ich es tun sollte.

Zwischen Freundschaft und Lust • #RezofyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt