Kapitel 4

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Ich war die Erste, die ein Kleid gefunden hatte und das schon im zweiten Laden, den wir betreten hatten. Ich hatte mich direkt in das lange, cremefarbene Kleid verliebt, das einen ziemlich hohen Beinausschnitt hatte, aber irgendwie gefiel mir das und ich war froh, dass es dazu nicht allzu teuer war. Vor ein paar Wochen hatte ich mir noch Klamotten gekauft, ohne überhaupt auf den Preis zu schauen und jetzt musste ich bei einem verdammten Kleid darauf achten, dass es mein Budget nicht übertraf.

"Was haltet ihr davon?", fragte Ella, als sie die Umkleide verließ und sich im Kreis drehte, um das rote Kleid, das sie trug, zur Schau zu stellen. Es war ein schönes Kleid , das ich mir selbst nicht kaufen würde, aber ihr stand es und es passte zu ihren blonden Haaren.

"Es ist wunderschön", sagte ich, mehr oder weniger, weil ich wollte, dass sie sich endlich für ein Kleid entschied, denn mittlerweile hatten auch Jenny, so hieß das rothaarige Mädchen, das ich im Kunstunterricht kennengelernt hatte, und Vera, sie saß ebenfalls am Gruppentisch in Kunst, ein Kleid gefunden, das sie bereits bezahlt hatten, während Ella sich nicht entscheiden konnte.

"Okay, also das oder das schwarze von vorhin?"

Sie holte das schwarze Kleid aus der Umkleide und sah es an, wahrscheinlich nicht mal wirklich darauf wartend, dass wir unsere Meinung äußerten, da sie am Ende sowieso das nehmen würde, was sie wollte, was auch gut war, jedoch brauchte sie dann nicht alle paar Minuten zu fragen, welches Kleid sie nehmen sollte oder wie sie aussah.

"Das schwarze, ich nehme definitiv das schwarze", beschloss sie, als Jenny und Vera verzweifelt versuchten, Ella zu beraten. Endlich.

Ich verschränkte meine Arme vor der Brust, während ich neben Ella an der Kasse wartete, dass sie das Kleid bezahlte. Mein Blick fiel kurz nach draußen, es wurde langsam dunkel und ich hatte jetzt schon keine Lust nach draußen in die Kälte zu gehen. Allerdings schob ich diese Sorge beiseite, als ich einen Mann auf der anderen Straßenseite sah und so wie er dastand, ohne sich zu bewegen, erinnerte er mich an den Mann, den ich vor einigen Tagen beim Joggen gesehen hatte. Ich hatte nicht genug Zeit ihn anzusehen, denn kaum war ein Auto vorbeigefahren und versperrte mir die Sicht, war er wieder verschwunden.

Ich atmete tief ein und wieder aus. Zufall. Ein dummer Zufall. Entweder war es das oder ich bildete mir schon irgendwelche Dinge ein.

"Liv?"

"Ja, ich komme", sagte ich, als Ella mich aus meiner kurzen Trance holte, um anschließend den Laden zu verlassen.

"Hat dich eigentlich jemand zum Ball eingeladen?", wollte sie von mir wissen. Wir liefen einige Meter hinter Vera und Jenny, die sich gerade darüber unterhielten, mit wem sie zum Ball gehen wollten, denn genauso wie ich hatten sie keine Begleitung und dennoch war da ein Unterschied, denn sie wollten dort nicht alleine hingehen, ich allerdings schon. Ich brauchte keinen Jungen, der mit ein paar Minuten Verspätung vor meiner Tür stand, mir irgendwelche Komplimente machte und mich um einen Tanz nach dem anderen bat.

"Nein", antwortete ich knapp.

"Oh, viele Jungs haben noch kein Date, dich wird bestimmt jemand fragen. Ehrlich, ich hätte nicht gedacht, dass Dylan mich fragt. Ich meine, wir verstehen uns total gut und sowas, aber letztes Jahr wurde er von einem Mädchen zum Ball eingeladen, weil er niemanden gefragt hat...oder fragen wollte."

Dylan, das war der Junge, neben dem sie in Kunst saß. Der Junge, auf den sie stand. Sie hatte mir von ihm erzählt und sie hatte wirklich versucht, es möglichst locker wirken zu lassen, genauso wie jetzt, aber ich durchschaute Menschen schnell. Es war jedoch auch nicht sonderlich schwer Ella in diesem Fall zu durchschauen, sie machte es schon ziemlich offensichtlich. Da war es eher ein Problem sie nicht zu durchschauen. 

Hunted | Dylan O'BrienWhere stories live. Discover now