Kapitel 7

1.3K 83 2
                                    

Als ich Dylans Zimmer wieder betrat, lag er auf seinem Bett, er hatte sich im zweiten Bad geduscht und trug mittlerweile eine schwarze Jogginghose mit einem weißen Shirt, während ich meine Unterwäsche anbehalten und ein schwarzes Shirt von ihm angezogen hatte, das glücklicherweise lang genug war, um noch meinen Hintern zu verdecken, denn die Hose, die er mir gegeben hatte, war mir so groß, dass sie mir beim Anziehen direkt runtergerutscht war.

Der Fernseher war angeschaltet und es lief irgendeine Comedy-Show, die ich nicht kannte, aber Dylan konzentrierte sich nicht länger auf diese, als er bemerkte, dass ich mittlerweile in seinem Zimmer stand.

Er nickte mich zu sich rüber und ich zögerte nicht, als ich mich im Schneidersitz auf sein Bett setzte, nachdem er ein wenig Platz für mich gemacht hatte. Zwar würde ich im Gästezimmer schlafen, aber nach allem, was heute passiert war, glaubte ich nicht, dass ich jetzt schon einschlafen könnte.

"Danke", kam es schließlich aus mir heraus und wieder wand er seinen Blick von dem Fernseher ab, um mich anzusehen.

"Für was?"

Er richtete sich ein wenig auf, ohne sich aber richtig hinzusetzen und weiterhin war sein Blick auf mich gerichtet.

"Fürs Fahren, dafür, dass ich hier bleiben kann. Ernsthaft, das hätte nicht jeder getan."

"Ich hätte dich da nicht einfach stehen lassen können."

Ich war mir so verdammt sicher, dass es genug Personen gab, die mich stehen lassen hätten und das mit der Begründung, dass sie mich gar nicht gesehen hatten, obwohl sie ich ganz genau gesehen hatten. Das war jetzt schon das zweite Mal gewesen, dass er mich davor bewahrt hatte, alleine nach Hause laufen zu müssen und ich hatte das Gefühl, dass ich mich dafür einfach bedanken sollte.

Dann wurde es still. Mir machte Stille eigentlich nie was aus, ganz im Gegenteil ich genoss sie und im Gegensatz zu vielen anderen Menschen empfand ich sie auch nicht als unangenehm.

Ich hatte noch versucht, mich auf die Fernsehsendung zu konzentrieren, die gerade lief, aber ich konnte mich einfach nicht dafür begeistern und so fiel mein Blick auf Dylan, dessen Aufmerksamkeit der langweiligen Comedy-Serie gewidmet war. Es war dunkel, aber das Licht des Fernsehers ließ mich dennoch eine gute Sicht auf den Jungen haben. Seine Haare waren von der Dusche noch nass und es war komisch zu sehen, wie sie ihm teilweise platt über die Stirn hingen. Er war entspannt. Wieso war mir das eigentlich nicht früher aufgefallen? In der Schule hatte ich nicht wirklich Ausschau nach ihm gehalten, aber ich hatte heute kein einziges Mal Angst, Sorge oder Panik in seinen Augen gesehen, nichts davon. Entweder er konnte das verdammt gut überspielen oder diese ganze Situation beunruhigte ihn tatsächlich kein bisschen.

"Woher hast du die?"

Ich legte meinen Zeigefinger vorsichtig auf die Narbe, die in der Nähe seines Nackens war. Sie war nicht groß und auf den ersten Blick fiel sie auch gar nicht auf, aber sie sah ziemlich tief aus und wie tief sie tatsächlich war, spürte ich, als ich die Narbe mit meinem Finger nachfuhr.

"Autounfall. Nichts ernstes, ich bin nur gegen einen Baum gefahren."

Er lachte leise und gerade als ich meine Hand wieder zurückziehen wollte, griff seine eigene nach dieser, langsam verschränkte er unsere Finger ineinander. Dabei zögerte er und so wie er auf unsere Hände sah, wusste ich, dass das nicht daran lag, weil er sich seines Handelns unsicher war, sondern weil er sichergehen wollte, dass es für mich okay war. Für einen kurzen Moment war es das. Seine Hände waren warm und so breitete sich in mir ein warmes Gefühl aus. Ein Gefühl, das ich schon lange nicht mehr verspürt hatte und ich wollte gar nicht mehr, dass es aufhörte, aber genau dieses Gefühl war es auch, dass mich dazu verleitete, meine Hand aus diesem Griff zurückzuziehen.

Hunted | Dylan O'BrienWhere stories live. Discover now