Kapitel 24

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Völlig egal, wo man sich in Beacon Hills befand, man konnte nicht durch die Stadt laufen, ohne mindestens einen der zahlreichen 'Vermisst'-Zettel zu sehen. Teilweise waren es Personen, die bereits gefunden worden waren, tot. Der andere Teil wurde immer noch vermisst. Zwei Leute aus unserer Schule, ein Mädchen erkannte ich sogar wieder, dann noch eine etwa 30-jährige Frau und ein Ehepaar. 

Hätte ich den Nachnamen dieses Ehepaares nicht gesehen, wäre ich einfach weitergelaufen. Carter. Ellas Nachname war Carter. Als ich das Bild der Frau sah, war ich mir schon fast sicher, dass es tatsächlich Ellas Mutter war, denn die Ähnlichkeit der Beiden war unglaublich. Seit drei Tagen galten sie offiziell als vermisst. 

Das Bizarre dabei war, dass sie zuvor scheinbar nicht das Haus verlassen hatten. Die Aussage, dass sowohl Ellas Mutter, als auch ihr Vater tagelang krank im Bett gelegen waren, konnte eigentlich nur von Ella kommen. 

Wenn ich mir vorstellte, dass das Bild meiner Mutter genauso irgendwo in der Stadt hängen könnte, weil sie vermisst wurde, dann konnte ich sogar vergessen, was für eine manipulative und hinterhältige Schlange Ella sein konnte, denn in diesem Moment war sie eine Angehörige von zwei Personen, die vermisst wurden, möglicherweise schon tot waren. 

Vor der Schule standen immer noch Polizeiautos, aber dadurch fühlte ich mich kein bisschen sicherer an diesem Ort. Im Gegensatz zu den Polizisten und anderen Schülern wusste ich, was wirklich los war. Ich hatte eine Erklärung für all die vermissten Menschen und die immer noch unaufgeklärten Morde. Aber diese Erklärung war so bizarr, dass ich selbst immer noch Probleme hatte, daran zu glauben. 

Ich wollte mich auf den Weg in den Chemieraum machen, als ich von einer Lehrerin aufgehalten wurde, mir anwies, mich in die Aula zu begeben, in welcher bereits eine Menge Stühle aufgestellt waren. Einige Schüler hatten sich bereits hingesetzt, andere blieben einfach stehen und richteten ihren Blick nach vorne, darauf wartend, dass etwas passierte. 

Mein Entschluss einfach stehen zu bleiben, war sicher, bis ich Dylan entdeckte und meine Meinung änderte. Zwar saß links von ihm Josh, aber der andere Platz neben ihm war frei, zumindest bevor ich mich selbst dann auf diesem niederließ.

"Ellas Eltern werden vermisst", flüsterte ich ihm zu. Für einen kurzen Augenblick schien er überrascht zu sein, mich zu sehen, aber sein verwunderter Gesichtsausdruck verschwand schon bald.

"Sie waren im Urlaub, was hat das-"

"Was? Nein, auf dem Zettel stand, dass sie tagelang krank im Haus lagen und Ella sie auch dort das letzte Mal gesehen hat", unterbrach ich ihn. An diesem Punkt war nicht nur Dylan verwirrt, sondern ich selbst. Ich hatte allen Grund dazu. Wie kam er darauf, dass ihre Eltern verreist waren, wenn sie doch eigentlich krank waren, zumindest stand das auf dem Zettel, den ich vor einigen Minuten erst gesehen hatte. 

Ich wusste, dass Dylan nachdachte, als Stille ausbrach. Erst starrte er in die Leere, dann fiel sein Blick auf Josh und ich fragte mich, ob er von alledem wusste. Ich hatte nie darüber nachgedacht, aber die Beiden tauschten diese Blicke aus; als ob sie kommunizierten, ohne etwas zu sagen. Jedoch beschloss ich, nicht nachzufragen. Ob Josh von der Dämonen-Sache wusste oder nicht war gerade nur nebensächlich. 

"Das hat Ella mir gesagt. Sie wollte, dass ich zu ihr komme und hat erwähnt, dass ihre Eltern nicht da sind, weil sie ein paar Tage verreist sind", erklärte er mir. 

"Ich wünsche euch allen einen guten Morgen!", hörte man plötzlich die Stimme unseres Direktors. Ich richtete meinen Blick nach vorne, wo der Direktor stand und in das Mikrofon sprach, welches er in seiner Hand hielt. Er sah alles andere als gut gelaunt aus. So gut wie niemand hier sah gut gelaunt aus. Da gab es ein paar Ausnahmen, die den Ernst der Lage nie wirklich erkennen konnten, aber abgesehen von diesen stand  fast allen die Nervosität oder Anspannung ins Gesicht geschrieben. 

Hunted | Dylan O'BrienWhere stories live. Discover now