Kapitel 14

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Nach fast zwei Wochen war es uns Schülern wieder erlaubt, in die Schule zu gehen und das trotz dessen, dass der Mörder nach wie vor nicht gefunden worden war und die Ausgangssperre immer noch galt, zumindest Abends. 

Mit Sicherheit würden wieder viele Schüler Zuhause bleiben, aber so ungern ich auch zur Schule gehen, ich verstand nicht, weshalb wir noch länger einfach nur in unseren Zimmern sitzen sollten, damit wir in "Sicherheit" waren. Wenn der Mörder nach zwei Opfern und mehreren Wochen immer noch nicht entdeckt worden war, dann wäre es für ihn auch kein Problem, in irgendeine Wohnung oder ein Haus einzubrechen, um irgendjemanden umzubringen. Egal, wo man in dieser Stadt war, eigentlich konnte man nicht behaupten, dass man sicher war. 

Ich hatte mich damit abgefunden, dass ich scheinbar verrückt wurde, mehr oder weniger. Wie sollte man sich auch richtig damit abfinden? Immer noch versuchte ich mir einzureden, dass ich nicht irre wurde und das hatte mir tatsächlich geholfen, zumindest die letzten paar Tage. Die Tatsache, dass ich irgendeine Stimme hörte, immer wieder diesen Mann sah und mir absurde Dinge einbildete, beunruhigte mich sogar mehr als die zwei Morde, die geschehen waren und das wiederum sollte mir Sorgen machen. War es egoistisch? Immerhin dachte ich mehr über meine eigenen Probleme nach als über die zwei Menschen, die wahrscheinlich völlig ohne Grund umgebracht worden waren. Menschen, die Freunde und eine Familie hatten. Menschen, die es nicht verdient hatten, auf so eine Art und Weise zu sterben.

Vor der Schule standen Polizisten, was damit auch die zwei Polizeiautos erklärte, die ich beim Einparken gesehen hatte. Direkt am Eingang stand ein Polizist und er tat mir leid; den gesamten Schultag müsste er jetzt vor dieser Tür stehen und die Schüler, die an ihm vorbei liefen -oder vielleicht sogar schon von Weitem zu hören waren- ertragen. Ich würde das nicht aushalten, ohne früher oder später einem dieser Schule eine zu verpassen, denn ja, ich war leicht reizbar. 

"Dylan!"

Ich hatte gerade das Schulgebäude betreten und entdeckte Dylan, der gerade den Gang entlanglief. Ich musste nicht allzu laut schreien -das hätte ich auch nicht getan- denn er war nicht sonderlich weit von mir entfernt und binnen weniger Sekunden hatte ich ihn eingeholt. Und neben ihm zu laufen, machte mir klar, wie groß er im Vergleich zu mir war;  komisch, dass es mir nicht schon früher aufgefallen war. 

"Ich muss mit dir reden", sagte ich geradeheraus. Ich hatte oft darüber nachgedacht, einfach zu ihm zu fahren und ihn bezüglich seines Tattoos anzusprechen, aber zum einen konnte ich mich nicht mal mehr genau daran erinnern, wo er überhaupt wohnte und zum anderen hatte ich es einfach aufgeschoben. 

Die meisten Schüler waren in ihrem Unterrichtsraum, nur einige Personen liefen an uns vorbei, als wir uns in das Eck der Kantine begaben -viel mehr steuerte ich auf das Eck zu und Dylan folgte mir, aber das lief auf dasselbe hinaus. Er sah ein wenig verwirrt aus, aber viel deutlicher war sein Interesse zu erkennen und so wusste ich, dass er mir zuhörte.

"Dein Tattoo. Wie bist du auf gerade dieses Motiv gekommen?", fragte ich ihn. Natürlich hätte ich ihn direkt fragen können, ob es da noch eine Bedeutung gab, die er mir verheimlichte und klar, ich hätte ihm auch von dem Zeichen auf meiner Schulter erzählen können, aber vielleicht reichte mir schon allein diese Antwort und ich müsste gar nicht erst riskieren, dass er mich für komplett irre hielt. 

"Wieso willst du das wissen?"

"Vielleicht weil es mich einfach interessiert? Es ist ziemlich ungewöhnlich, ich habe sowas noch nie gesehen, nicht mal annähernd."

"Du hast es schon mal gesehen."

Irritiert zog ich eine Augenbraue hoch, verdrehte dann aber meine Augen und schüttelte meinen Kopf.

Hunted | Dylan O'BrienWhere stories live. Discover now