Kapitel 281

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Marie

So vergingen die zwei Wochen dann doch recht schnell und Wincent war wieder da. „Es war geil, die Jungs endlich wiederzusehen, aber ich hab' dich schon auch vermisst... ohne dich ist es einfach nur halb so schön!", fiel er mir in die Arme, als er zur Haustür hereinstolperte und mich überschwänglich begrüßte. „Ach ja? Was hätte ich denn da machen sollen? Beim Songwriting bin ich ja nun eher keine Hilfe", grinste ich und sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. „Aber du wärst einfach da gewesen... wärst abends neben mir eingeschlafen und morgens neben mir wieder aufgewacht. Das hat mir schon sehr gefehlt...", sagte er und sah mich an. „Okay, das ist ein Argument, das ging mir auch ähnlich... möglicherweise hab' ich auch deinen Hoodie als Kuschelersatz missbraucht", gab ich zu und lächelte ihn leicht an. „Ach so? Ich bin also durch ein Stück Stoff ersetzbar? Na vielen Dank!" Gespielt beleidigt drehte er sich um und schnappte seinen Rucksack. Eine Millisekunde lang dachte ich, er wäre jetzt wirklich beleidigt und würde direkt wieder gehen, dann stellte ich allerdings verblüfft fest, dass er schnurstracks ins Badezimmer lief, seine Tasche da auskippte und die Dreckwäsche sofort in die Waschmaschine packte. „Was ist denn jetzt los?", fragte ich erstaunt. Seit wann hatte er es so eilig, sich um seine Wäsche zu kümmern, wenn er nach Hause kam? „Ich hab' dir doch versprochen, mich zu bessern...", meinte er nur und zuckte mit den Schultern. Wortlos schüttelte ich den Kopf. Dass er das so ernst nahm, damit hatte ich irgendwie dann doch nicht gerechnet.

Viel Zeit zu zweit blieb uns allerdings nicht. Am Abend hatten wir Marco, Ella und ein paar weitere Freunde eingeladen, um endlich eine kleine Einweihungsparty zu machen, was bisher zeitlich einfach nicht geklappt hatte. Ich hatte auch meine Mädels eingeladen, die natürlich auch sofort zugesagt hatten und sowieso super neugierig auf unser neues Zuhause waren. Ich freute mich auch sehr, die drei endlich wieder zu sehen! Oder eher die fünf, denn Lena und Sophia hatten beide ihre männliche Begleitung dabei, nur Hannah war noch immer single. Da kam es vielleicht ganz gelegen, dass auch Fabi heute Abend eingeladen war, die beiden hatten ja letztes Jahr an meinem Geburtstag in München schon ihren Spaß. Als sie ankamen, klappte allen erst einmal die Kinnlade runter. „Halleluja! Das ist ja 'ne richtige Luxusvilla!", staunte Hannah und sah mich mit großen Augen an. „Das kannst du laut sagen... hier ist genug Platz, dass wir theoretisch alle noch mit einziehen könnten...", ergänzte Sophia und lachte. Ich lachte mit, musste aber zugeben, dass mir die Situation doch ein wenig unangenehm war. „Leute, kommt mal runter! Marie weiß selbst, was für ein geiles Haus das hier ist...", meinte Lena, die wohl direkt gemerkt hatte, dass ich mich etwas unwohl fühlte. Ich wusste, dass mir vor den Mädels nichts unangenehm sein musste, aber das war leider doch immer noch ein kleiner wunder Punkt. Ich wusste, dass ich nur dank Wincent hier wohnen durfte, andernfalls würde ich mir das alles hier niemals auch nur im Entferntesten leisten können. Und ich wusste, dass es da draußen genug Menschen gab, die dachten, ich würde mich einfach nur von ihm aushalten und mir alles bezahlen lassen.

Der Abend wurde dann doch sehr feucht-fröhlich. Zum Glück hatte Wincent am Nachmittag nochmal genug Nachschub an Bier und anderen Kleinigkeiten geholt. Es tat gut, diesen Abend so richtig unbeschwert mit den Menschen zu verbringen, die uns wichtig waren. Es gab viel zu quatschen und vor allem war ich wirklich happy, als ich sah, wie gut sich alle verstanden und dass meine Mädels sich auch unter Wincents Freunde mischten und irgendwie einfach alle einen schönen Abend hatten. „Sowas müssen wir öfter machen!", strahlte Wincent mich schon leicht angeheitert an, als wir gerade zusammen mit jeweils einem Bier am Rand standen und unsere Freunde beobachteten. „Liebend gerne, wenn du dann immer am nächsten Tag aufräumst...", erwiderte ich und lachte. „Ach, so schlimm wird das schon nicht...", meinte er nur und grinste. Vielleicht hatte er recht, mal sehen. Unser Vorteil war, dass wir ja den großen Raum im Keller für solche Gelegenheiten hatten und wir solche Abende nicht unbedingt im Wohnzimmer stattfinden lassen mussten.

Als ich meinen Blick über die Leute schweifen ließ, wurde meine Aufmerksamkeit auf zwei Personen in der weniger gut beleuchteten Ecke auf der anderen Seite des Raumes gelenkt. Fabi und Hannah. „Guck mal, die beiden hängen schon wieder zusammen rum... sieht so aus, als würde das mindestens eine zweimalige Sache werden...", schmunzelte ich und machte Wincent darauf aufmerksam. Die beiden standen da nämlich nicht bloß herum und redeten, sie steckten sich eher gegenseitig die Zunge in den Hals. „Sieht ganz danach aus...", grinste auch Wincent und wackelte mit den Augenbrauen, „Sollen wir den beiden mal zeigen, wie das geht?" Damit kam er meinem Gesicht gefährlich nahe, doch so leicht wollte ich es ihm nicht machen und wich etwas zurück. „Meinst du, wir können das besser?", flüsterte ich und biss mir auf die Unterlippe, weil ich wusste, dass ihn das immer wuschig machte. „Natürlich!", brummte er nur und schon lagen seine Lippen auf meinen, ohne dass ich nochmal zurückweichen konnte. Wollte ich eigentlich ja auch gar nicht.

Leise seufzte ich auf. Wincents Nähe und seine Lippen vernebelten mir mal wieder den Verstand, wie immer, wenn wir uns länger nicht gesehen hatten. Da brauchte es einfach nicht viel, um mich weichzukochen. Ich hatte seine körperliche Nähe schon sehr vermisst in den letzten zwei Wochen. Somit fiel es mir auch nicht schwer, meinen Kopf einfach auszuschalten und mich ihm völlig hinzugeben und die kleine Knutscherei zu genießen. Wincent presste mich eng an sich und vertiefte unseren Kuss noch mehr. Zwischen uns passte kein Blatt mehr und so spürte ich auch relativ schnell, dass wohl auch er mich vermisst hatte, denn in seiner Hose hatte sich schon eine kleine Beule gebildet, die er immer weiter gegen meine Mitte drängte. Ich musste mich wirklich zusammenreißen und ein Stöhnen unterdrücken.

„Komm mit", keuchte er mir dann ins Ohr und schob mich unauffällig die paar Schritte zur Tür und dann in den Flur, wo er mich gegen die Wand drückte und erneut seine Lippen auf meine presste. Ich wollte ihn gerade weiter in das angrenzende kleine Badezimmer schieben, als wir von einer Stimme unterbrochen wurden. „Na, könnt ihr euch mal wieder nicht zusammenreißen?" Erschrocken fuhren wir auseinander und sahen in Marcos grinsendes Gesicht. „Noch sind wir beide nicht nackt, also hast du gar keinen Grund für deine Behauptung!", konterte Wincent und grinste zurück. „Ich bin sicher, wenn ich euch nur ein bisschen später erwischt hätte, hätte das ganz anders ausgesehen...", ließ er nicht locker. „Man Marco!", meinte Wincent nur, denn natürlich hatte sein bester Kumpel recht. Wir waren kurzzeitig so mit uns beschäftigt gewesen, dass wir vermutlich nicht rechtzeitig aufgehört hätten. Gut, dass er nicht zwei Minuten später hier aufgetaucht war.

Marco ging dann wortlos wieder zu den anderen, während Wincent und ich uns einen Moment anstarrten und versuchten, unsere Atmung zu kontrollieren. Und naja, Wincent musste noch etwas anderes wieder unter Kontrolle bringen, sonst würden gleich alle wissen, was wir hier draußen getrieben hatten. „Geh schon mal rein, ich brauch' noch 'nen Moment...", schmunzelte er und sah mich entschuldigend an. „Alles gut! Morgen haben wir den ganzen Tag nur Zeit für uns..." Ich konnte es nicht lassen und strich ihm sachte mit meinen Fingern über den Schritt – natürlich ganz zufällig und völlig unbeabsichtigt –, bevor ich mich umdrehte und zurück zu unseren Freunden ging und mich zu Lena und Chris stellte, die glücklicherweise nichts mitbekommen hatten. Ich liebte es ja schon sehr, dass ich Wincent mit so kleinen Gesten und Berührungen so richtig verrückt machen konnte.

Mit einem Blick zur Seite registrierte ich, dass Fabi und Hannah verschwunden waren. Ich ließ meinen Blick durch den Raum gleiten, konnte sie aber nirgends entdecken. Vielleicht waren die beiden ja erfolgreicher gewesen als Wincent und ich und hatten es geschafft, sich an einen Ort zu retten, an dem sie ungestört ihren Aktivitäten nachgehen konnten.

Seit du bei mir bist, fehlt mir nichtsWhere stories live. Discover now