17. Schneeflocke

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Also ergriff er seine Chance auf all diese Dinge, sowie die Hand. Dafür erhielt er ein ehrliches Lächeln von dem Mann vor ihm, dass bis zu den katzenhaften Augen reichte. Sogleich zog er die beiden von ihren Plätzen an der Theke weg und steuerte mit Hyunjin im Schlepptau zielsicher auf die volle Tanzfläche zu. Im Stillen dachte sich Hyunjin, dass der Unbekannte mit den breiten Schultern und den recht scharfen Gesichtszügen keine schlechte Wahl war, um den Abend zu verbringen.

Doch Hyunjin blieb abrupt stehen sobald er realisierte, dass er noch immer nicht wusste wie sein Tanzpartner hieß und sorgte dafür, dass sich der Mann, leicht verwundert durch das plötzliche Innehalten, zu ihm drehte.

„Ich werde mit niemanden Tanzen, dessen Namen ich nicht kenne“, sagte Hyunjin mit einem frechen Lächeln auf den Lippen und der Fremde freute sich sichtlich darüber, dass die Laune des blonden Schönlings sich anscheinend bedeutend gebessert hatte.

„Okay, dann noch einmal von vorne. Mein Name ist Minho, darf ich Sie nun zum Tanzen auffordern und ihren Namen erfahren?“, fragte er mit einem neckischen Lächeln.

„Sie dürfen und der Name ist Hyunjin“, sagte er gespielt vornehm und zwinkerte Minho zu.

Damit war alles gesagt und immer noch leicht schmunzelnd erreichten die beiden die Tanzfläche und gaben sich dem Rhythmus hin. Es war fast schon gruselig, wie gut die beiden harmonierten. Jeder konnte sehen, dass die beiden quasi dazu geboren waren zu tanzen. Hyunjin wusste selbst, dass er Talent hatte mit seinen eleganten Bewegungen jedem den Kopf zu verdrehen, aber das Minho ebenfalls mit seiner kraftvollen und kontrollierten Tanzart locker mit ihm mithalten konnte überraschte und erfreute ihn zugleich.

Endlich konnte er sich wieder gehen lassen und den Stress der letzten Wochen vergessen. Das Lächeln auf Hyunjins Lippen war schon lange nicht mehr so ehrlich gewesen.

Immer wieder streiften sich ihre Körper und mit Minhos Händen an seinen Hüften bestimmte er ihren gemeinsamen Rhythmus.

„Ich liebe es, wenn ich Recht behalte. Du siehst wirklich umwerfend in meinen Armen aus“, hauchte Minho mit rauer Stimme in sein Ohr.

Es war unfair, dass wusste Hyunjin selbst, aber die Worte machten etwas mit ihm. Sie lösten ein Gefühl von Leichtigkeit in ihm aus und die Bestätigung, die er gerade durch Minho bekam, war wie Balsam für seine Seele. Es war eine Kurzschlussreaktion mit dem bisschen Alkohol als Katalysator.

Selbst für Hyunjin kam es überraschend, doch Minho hatte die Worte gerade zu Ende gesprochen, da lagen seine Lippen auch schon auf denen von Minho. Seine Hände wanderten von den starken Schultern in das dunkle Haar. Der Kuss war von der ersten Sekunde an energisch und von einem Hunger getrieben, den Hyunjin so von sich selbst nicht kannte.

Er verzehrte sich danach, wie Minho den Griff um seine Taille festigte und sich einfach, anders als beim Tanzen, von Hyunjin leiten ließ.

Doch dann realisierte Hyunjin, was er gerade tat und unterbrach den Kuss. Geschockt von seiner eigenen Handlung starrte er auf die roten Lippen vor sich und konnte nicht verstehen warum er so impulsiv gehandelt hatte.  

„Fuck, sorry!“, flüsterte Hyunhin und raufte sich dabei die Haare. „Ich weiß nicht wieso ich das gerade getan habe. Gott, es tut mir so leid. Ich bin einfach so durcheinander die letzten Tage und dann kommst du und bist einfach so nett und gutaussehend und mein verdammter Kopf denkt sich einfach ich könnte meine Verwirrtheit an dir auslassen.“

Hyunjin konnte nichts dagegen machen, doch sobald er angefangen hatte diese sinnlosen Sätze vor sich her zu brabbeln, stiegen ihm die Tränen in die Augen. Es war einfach zu viel. Und seine systematisch unterdrückten Gefühle waren dabei sich an die Oberfläche zu kratzen.

𝐒𝐜𝐡𝐧𝐞𝐞𝐰𝐨𝐥𝐤𝐞𝐧 || 𝓐𝓭𝓿𝓮𝓷𝓽𝓼𝓴𝓪𝓵𝓮𝓷𝓭𝓮𝓻Where stories live. Discover now