21. Schneeflocke

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"Gehen wir wieder nach Hause?", fragte Sunghoon als wir das kleine
Restaurant verlassen hatten. "Wieso? Willst du schon zurück?", fragte ich
verwirrt und hatte eigentlich gedacht, dass ich noch etwas mit dem
Größeren machen könnte.

"Wie war das vorhin mit den Ramen?", konterte er gekonnt und ich stockte. "Du meintest das ernst?", fragte ich und bleib stehen. Sunghoon tat es mir gleich und kam auf mich zu. "Meintest du es
denn ernst?", hinterfragte Sunghoon und bezog sich damit wahrscheinlich
auf meine Flirtversuche in der letzten Zeit.

Stumm nickte ich und stimmte ihm damit zu. Sofort schnappte der Schwarzhaarige nach meiner Hand und zog mich zu seinem Auto. Er hielt mir die Tür auf und ich setzte mich
überfordert auf den Beifahrersitz.

Allerdings schloss Sunghoon nicht die
Tür und ging um das Auto wie ich es erwartet hätte, sondern blieb vor mir
stehen und beugte sich zu mir.

Bestimmt griff er in meinen Nack und zog mich zu sich. Augenblicklich bildete sich eine Gänsehaut auf meinem
gesamten Körper. Dann schlossen sich meine Augen wie von allein und
jeder Gedanke verließ meinen Kopf. Als Sunghoon mich dann küsste,
breitete sich ein unbeschreibliches Gefühl in meinem Körper aus und trieb meinen Puls in die Höhe. Ich erwiderte ohne zu zögern.

Nach einigen Sekunden lösten wir uns voneinander und ich sah den vor
mir stehenden jungen Mann verträumt an. "Jetzt steig schon ein. Ich stehe
hier immerhin im Schnee und es schneit. Es ist kalt", verdrehte Sunghoon lachend die Augen und wartete darauf, dass ich meine Beine in das Auto bewegte, damit er endlich die Tür schließen und selbst einsteigen konnte.

Schnell tat ich dies also und ebenso schnell steig Sunghoon ein und fuhr
uns nach Hause.

"Was ist das hier jetzt eigentlich? Sind wir inzwischen zusammen oder ist
es das übliche Geflirte?", hinterfragte ich das Offensichtliche und sah dem
Jüngeren beim Fahren zu. "Insofern du auch in mich verliebt bist, was ich
stark annehme, wäre ich gern mit dir zusammen", sagte Sunghoon und sah
für einen kurzen Moment zu mir und lächelte, ehe er sich wieder der Straße
zuwandte.

Ohne etwas zu sagen griff ich nach seiner Hand, die an der
Stelle ruhte, wo normalerweise ein Schaltknüppel seinen Platz gefunden
hätte. "Ich nehme das mal als 'Ja'", schlussfolgerte Sunghoon und
verschränkte lächelnd unsere Finger miteinander. "Ist es", stimmte ich zu
und konnte mir das glückliche Lächeln, das sich auf meinen Lippen bildete,
nicht verkneifen.

Ich war glücklich.

Nach all den Jahren, in denen ich in Sunghoon verliebt gewesen war und
wir miteinander geflirtet hatten, war ich nun endlich mit ihm zusammen.

Sunghoon hatte den ersten Schritt gemacht und ich war überglücklich,
dass er das getan hatte. All die Jahre wusste ich, dass Sunghoon nicht mit
mir flirten würde, wenn er mich nicht in diesem Sinne mochte. Das war
nicht seine Art. Er hasste es Leuten falsche Hoffnungen zu machen,
deshalb tat er es auch nicht. Dennoch hatte ich nie wahrhaben wollen,
dass er tatsächlich etwas für mich empfinden könnte. Mehr als
Freundschaft.

"Wieso auf einmal der plötzliche Sinneswandel? Bis gestern hast du
Flirtversuche noch abgeblockt und ich dachte immer, dass es dir einfach
Spaß macht, meine dämlichen Flirtsprüche zu erwidern oder eben
abzublocken. Ich weiß, dass du es hasst, jemandem falsche Hoffnungen zu machen und nie mit jemandem flirten würdest, den du nicht auch magst.

Genau deshalb war es schon immer komisch, dass du überhaupt darauf
eingegangen bist", fragte ich in die angenehme Stille, die sich gebildet
hatte.

"Du hast dir deine Frage im Prinzip selbst beantwortet. Ich würde nie mit
jemandem flirten, den ich nicht auch mag. Seit ich dich besser kennenlernen durfte, habe ich Gefühle für dich entwickelt und bin mir inzwischen sicher, dass ich dich liebe. Ich wäre nie auf deine Flirtversuche eingegangen oder hätte überhaupt eine Reaktion darauf gezeigt, wenn ich keinerlei romantische Gefühle für dich haben würde. Seit Jahren flirten wir,
Ikeu. Langsam hat es mir auch gereicht, verstehst du? Ich will mit dir
zusammen sein, dich küssen und dich glücklich machen. Das funktioniert
nicht wirklich gut, wenn wir nur die ganze Zeit miteinander flirten", sagte
Sunghoon und musste leicht lachen.

"Okay, du hast den Punkt", lachte nun
auch ich und realisierte, wie dämlich mein vorheriger Gedankengang
eigentlich war. Immerhin war ich in einer sehr ähnlichen Situation. Ich liebte ihn ebenfalls seit Jahren und so langsam wurde es anstrengend. Immer flirteten wir und nie konnte ich ihm dabei wirklich meine Gefühle gestehen.

Nie konnte ich ihn küssen oder ihm näher sein. Wahrscheinlich hätte ich ihm demnächst ebenfalls meine Gefühle gestanden, wenn er es nicht getan hätte.

"Danke, dass du den ersten Schritt gemacht hast, Hoonie", bedankte ich
mich und schenkte ihm ein breites Lächeln. "Gern geschehen", lächelte
Sunghoon und hielt an einer Ampel. Dann zog er meine Hand noch ein
Stück zu sich und hauchte einen Kuss darauf.

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Geschrieben von mary_ann302

𝐒𝐜𝐡𝐧𝐞𝐞𝐰𝐨𝐥𝐤𝐞𝐧 || 𝓐𝓭𝓿𝓮𝓷𝓽𝓼𝓴𝓪𝓵𝓮𝓷𝓭𝓮𝓻Where stories live. Discover now