Kapitel 37

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Madelyn

„Nicht so laut, du Idiot!", knurrt eine, mir unbekannte Stimme, hinter mir. Ich will mich gerade umdrehen, da wird mir der Boden unter den Füßen weggerissen und ich lande unsanft auf meinem Hintern. Noch bevor ich irgendwas realisieren kann spüre ich einen festen Schlag gegen meine Schläfe, welcher mich noch mehr zusammensacken lässt. Ich kann mich weder umsehen, noch kann ich mich wehren. Mich trifft ein erneuter Schlag, diesmal gegen meine Rippen. Ich bleibe wie erstarrt liegen, lasse die unkoordinierten Schläge über mich ergehen und schicke innerlich Gebete in den Himmel, dass ich das hier überlebe. Meine Finger krallen sich in den Stoff meines Ballkleids. Am liebsten würde ich schreien, aber es kommt kein Ton raus, nicht mal ein Schmerzenslaut verlässt meine Kehle. Gar nichts. „Noch ein paar. Schneller." Die selbe Stimme wie vorhin, allerdings klingt sie weiter entfernt als noch vor ein paar Minuten. Der nächste Schlag geht direkt in meinen Magen und ich habe kurz das Gefühl kotzen zu müssen. Mir ist schwindelig, mir tut alles weh und dann beschließe ich plötzlich zu rennen. Ich glaube, die Person über mir will gerade ausholen, als mich das Adrenalin packt, ich mich unter ihm winde und so schnell ich kann, davon rutsche. Ich trete in seine Richtung, als er mich erneut packen will und treffe tatsächlich. Wie vom Blitz getroffen springe ich auf, ignoriere all meine Schmerzen und renne. Ich renne, so schnell mein Zustand es mir erlaubt, bis meine Füße mich nicht mehr tragen können und ich auf dem kühlen Waldboden zusammenbreche. Ich fürchte, das war es jetzt wirklich.

Ich habe keine Ahnung, wie viel Uhr es ist, als ich schweißgebadet aufwache und mich im Bett aufsetze. Instinktiv greife ich mir zu erst an den Kopf, dann ins Gesicht, kann jedoch keinerlei Verletzungen fühlen. Es war nur ein Traum. Panisch sehe ich mich im dunklen Zimmer um, erkenne jedoch kaum etwas, bis auf...Die zweite Betthälfte ist leer, Dylan ist nicht mehr da. Hysterisch springe ich auf, sprinte zum Lichtschalter und stolpere auf dem Weg dahin über irgendetwas, was genau es ist kann ich durch die Dunkelheit nicht erkennen. Ich lande mit dem Hintern auf dem Teppichboden, was nicht sonderlich weh tut, springe so schnell ich kann wieder auf und schalte das Licht an. Ich entdecke immer noch nichts ungewöhnliches, alles sieht aus wie vor ein paar Stunden, als ich eingeschlafen bin. Vor ein paar Stunden? Ich weiß nicht mal wie viel Uhr wir haben und überhaupt, was erwarte ich hier vorzufinden? Es braucht ein paar tiefe Atemzüge, bis ich all meinen Mut zusammen nehme und mit zitternden Händen die Klinke meiner Tür herunterdrücke. Bevor ich in den Durchgang blicke klatsche ich meine Hand auf den Lichtschalter direkt neben der Tür. Seit wann habe ich so schlimme Angst im Dunkeln? Ich laufe zur Treppe, stolpere beim Hinuntergehen beinahe über meine eigenen Füße und laufe direkt in Cadens Arme. Ohne irgendwas zu sagen oder an irgendwas zu denken springe ich ihm an den Hals und lasse mich von ihm in eine innige Umarmung ziehen, die mir so viel Sicherheit gibt, dass ich unwillkürlich zu schluchzen beginne. Jegliche Angst fällt von mir ab und ich spüre nichts außer ganz viel Sicherheit und...da geht noch etwas anderes von ihm aus, was ich allerdings nicht deuten kann. „Baby, was ist passiert?" Seine Stimme klingt warm, gefestigt und irgendwie besorgt. Ich löse mich aus seiner festen Umarmung, um ihn ansehen zu können. „Es tut mir so leid, was ich gesagt habe. Du...du bist toll. Ihr alle seid das und ich...es tut mir leid, ich wollte nicht..." Ich breche meinen Vortrag ruckartig ab, als ich das Blut an seinen Händen sehe. „Caden, was..." "Mach dir keine Sorgen, es gab einen kleinen Zwischenfall aber..." Ich stoße ein Keuchen aus, presse mir die Hand vor den Mund, als ich Cody im Türrahmen stehen sehe. Seine Hände sind sauber, dafür ist es sein Oberkörper, welcher komplett von Blut geziert wird. Auch ihm springe ich ohne lange Überlegung in den Arm und lasse mich einfach von ihm halten. „Was zur Hölle ist hier schon wieder passiert?", frage ich, als ich mich von ihm löse. „Wie ich bereits sagte, ein kleiner Zwischenfall aber allen geht es gut. Mach dir keine Sorgen, Baby." Der Griff um mein Herz lockert sich in der Sekunde, in der Caden mir sagt, dass es allen gut geht. Als sich ein Arm um meine Taille schiebt und mich in Richtung Couch schiebt, entspanne ich mich sofort wieder. Cadens zitroniger Geruch steigt mir in die Nase, lässt jeden einzelnen Schmetterling wieder auferstehen, der vorhin von einer Motte gefressen wurde.

„So und jetzt erzählst du mir ganz genau, was passiert ist, dass du hier wie ein wild gewordenes Huhn durch die Gegend rast." Ich sitze, eingekuschelt in eine Decke, neben Caden auf der Couch. Cody ist in der Dusche verschwunden und die anderen beiden haben sich noch nicht wieder blicken lassen aber Caden sagt, es geht ihnen gut und das glaube ich ihm aufs Wort. Ich vertraue ihm. „Ich hatte einen Alptraum.", beginne ich mit zittriger Stimme. „Ich glaube es waren zwei Männer bei mir, ich weiß nicht wer...Plötzlich hat einer auf mich eingeschlagen, so lange bis ich entkommen konnte, dann bin ich gerannt, ich hatte keine Kraft mehr und dann bin ich irgendwann zusammen gebrochen. Ich..." Caden krault beruhigend meinen Kopf und zieht mich bei jedem Wort, das ich sage, dichter an sich, als hätte er Angst, ich könnte auch vor ihm davonlaufen. „Ich dachte ich sterbe." Sein Griff um mich wird noch fester, beschützender. „Wenn es eine Sache gibt, die du dir merken musst, dann ist es, dass du keine Angst haben brauchst, okay? Ich werde dich immer mit meinem Leben beschützen, egal was es mich am Ende kostet, Maddie. Ich..." Mein Herz pocht so stark, wie nie zuvor, bei seinen Worten. Ich habe ihn noch nie so etwas sagen gehört und schon gar nicht, mit so einer Ernsthaftigkeit. „Ich verspreche es dir. Wir passen immer auf dich auf, egal was kommt." Ich bin so beeindruckt von seinen Worten, dass ich ihm gar nicht antworten kann. Stattdessen drücke ich meine Lippen auf seine und zerfließe in unserem Kuss. Es fühlt sich nicht an, wie jeder Kuss, irgendwas ist anders. „Es tut mir so leid, Baby.", haucht er, als ich mich von ihm löse, um eigentlich nur Luft zu holen. „Ich will nie wieder andere Lippen küssen als diese." Lächelnd legt er seinen Daumen an meine Unterlippe und fährt sanft darüber. „Jede andere war bedeutungslos, das mit dir nicht. Glaubst du mir das?" Ich nicke bloß, viel zu groß ist meine Angst, dass ich irgendwie den Moment zerstöre. „Du bist die einzige Frau, die ich wirklich begehre, Baby." Seine Worte lassen mich erröten und ich spüre die in mir aufkeimende Lust. „Aber Caden, ich...ich will nicht..." Sein Daumen rutscht ein Stück höher und bringt mich zum Schweigen. „SchSch, alles ist gut. Ich weiß, du willst dich nicht entscheiden und das musst du auch gar nicht." „Muss ich nicht?", hauche ich, woraufhin er den Kopf schüttelt. „Musst du nicht. Wir wollen dich alle, wir würden dich niemals zu einer Entscheidung drängen."

Our Girl - wir brauchen dichWhere stories live. Discover now