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Mila

Heute ist mein erster Schultag in der zehnten Klasse, das merke ich spätestens, nachdem mein schriller Handywecker zum dritten Mal anfängt, und in Großbuchstaben 'ERSTER SCHULTAG' auf dem Display blinkt. Ich schwinge meine Beine aus dem kuschelig warmen Bett, nehme mir schnell Unterwäsche aus der Kommode rechts von mir und tapse dann mit meinen flauschigen Socken ins Bad. Auf dem Weg dahin begegne ich meinem großen Bruder Dustin, der mir als Begrüßung kurz durch meine blonden Haare wuschelt und sich dann auf den Weg in sein Zimmer macht. Er startet heute in die zwölfte Klasse, und trotzdem ist er so gelassen, komisch der Typ. Schulterzuckend schließe ich die Badezimmertür hinter mir, ziehe mich aus und steige in die Dusche. Nachdem ich mich und meine Haare gut gewaschen habe, steige ich wieder heraus und trockne mich ab. Die Unterwäsche angezogen, Zähne geputzt und die Haare mit einem Handtuch umwickelt, öffne ich meinen Teil des Schränkchens und hole mir Wimperntusche und Labello heraus. Ich trage beides auf, stelle es zurück in mein Fach und mache mich in meinen Bademantel gehüllt auf den Weg zurück in mein Zimmer. Kurz darauf stehe ich verzweifelt vor meinem Kleiderschrank, da ich nicht weiß, was ich anziehen soll. "Dustin?" Rufe ich meine letzte Rettung. Einige Sekunden später steckt er seinen Kopf durch die geöffnete Tür und sieht mich fragend an. "Was soll ich anziehen?" Mein Bruder lacht und kommt dann auf mich zu, dieses Problem gibt es bei mir nämlich öfters. Nachdem er meinen Schrank kurz mit seinem Blick durchforstet hat, zieht er einen Schwarzen Pulli mit Spitze an den Schultern und einem runden Ausschnitt heraus. "Zieh den an und deine Schwarzen Vans! Den Rest schaffst du, oder?" Ich erwiedere sein Lächeln und nicke dann. "Ja. Danke Bruderherz!"" "Kein Problem Schwesterchen!" Grinsend verlässt er mein Zimmer wieder, während ich mir eine graue Röhrenjeans herausnehme, beides anziehe und mir aus meinem Schmuckkästchen noch ein schlichtes silbernes Armband und silberne Ohrstecker aussuche. Nachdem ich beides angelegt habe, gehe ich zurück ins Badezimmer und föhne meine Haare, kämme sie und lasse sie dann glatt über meine Schultern fallen. Langweilig wie blonde, hüftlange Haare nun einmal sind. Kurz mustere ich mich im Spiegel, so gut es geht, da ich so klein bin, dass ich mich nur knapp bis zum Kinn darin sehen kann, ohne Verrenkungen anstellen zu müssen. Irgendetwas haben meine Eltern damals falsch gemacht, mein Bruder ist 1,83 Meter groß und ich verfluchte 1,49. Das nenne ich mal Schicksal. Über meine Größe die Augen verdrehend verlasse ich mein Zimmer und steige die Treppe hinunter in unser Wohnzimmer, biege ab in die Küche, wo bereits meine Eltern sitzen und frühstücken. "Guten Morgen Schatz, hast du gut geschlafen?" Begrüßt meine Mutter mich, während ich mir Teller, ein Messer und eine Tasse aus den Schränken nehme. "Morgen ihr beiden! Ja habe ich!" Antworte ich lächelnd und lasse mich dann auf meinen Platz neben meinem Dad fallen. "Aufgeregt, Liebes?" Ich sehe ihn kurz an und meine dann nickend "Ja, ziemlich." "Das wird schon!" Lächelnd nehme ich mir ein Brot aus dem Korb am Tisch, bestreiche es mit Butter und lege dann eine Scheibe Käse darauf. Als ich gerade das erste Mal hineinbeiße, kommt mein Bruder in die Küche gestiefelt, gießt sich, und Gott sei dank auch mir, Kaffee in die Tassen und schiebt sich dann ein Stück Kuchen in den Mund. Ich bin sehr glücklich mit meiner Familie. Mit unseren Eltern kommen wir super klar und mein Bruder und ich sind ein Herz und eine Seele. "Können wir los?" Fragt Dustin mich wenig später, woraufhin ich nicke, meinen Eltern je einen Kuss auf die Backe drücke und mich dann schnell noch einmal auf den Weg nach oben mache. Dort putze ich erneut meine Zähne, werfe mein Handy, meinen Schlüssel und eine Flasche Wasser in meine ansonsten fertig gepackte Tasche, laufe im Eiltempo hinunter und schlüpfe dann, nachdem ich noch meine Vans und eine graue Lederjacke angezogen habe, zeitgleich mit Dustin aus der Tür. Wir grinsen uns an, geben uns kurz einen High Five und schlendern dann gemeinsam aus der Einfahrt, wo bereits ein verschlafen aussehender Marvin auf uns wartet. Er ist der beste Freund meines Bruders, wie ein zweiter Bruder für mich und wohnt nur etwa fünf Häuser weiter, weshalb wir zusammen zur Schule gehen, die nur um die zehn Minuten von uns entfernt liegt. "Morgen Schlafmütze!" Grinse ich ihn an und werde als Antwort kurz von ihm in den Arm genommen. Während die Jungs sich begrüßen und hinter mir herlaufen, weil ich bereits den Weg zur Schule entlang schlendere, hole ich mir mein Handy aus der Tasche und Tippe meinen Code ein. Ich habe 3 neue Nachrichten und sofort weiß ich von wem. Rosie.

1. SCHUUUULTAAAAG!!!

HONEY WIR ROCKEN JETZT DIE 10. !

WEHE DU HAST VERSCHLAFEN ..! -.-

Rosie ist meine beste Freundin seit, eigentlich schon immer! Wenn sie euphorisch ist, schreibt sie immer in Großbuchstaben, weshalb sich ein Grinsen auf mein Gesicht schleicht.

Ja Rosie, heute geht's los, und nein ich habe nicht verschlafen

Ich lasse mein Handy wieder in die Tasche gleiten, manövriere mich zwischen die beiden Jungs und höre ihnen aufmerksam zu. Es geht wohl um ein Mädchen, dass sich am Wochende auf einer Party so abfüllen hat lassen, dass sie irgendwann quer über der Bar lag, Arme und Beine von sich gestreckt und trotz allem noch immer versuchte, zu tanzen. So etwas würde mir nie passieren! Ich habe noch nie in meinem Leben Alkohol getrunken, und so soll es zumindest vorerst auch bleiben. Kurz muss ich kichern, als Marvin erzählt, dass sie, als er sie nach Hause fahren wollte, stur versuchte, auf sein Autodach zu klettern, weil es im Wagen schließlich voll wäre, obwohl die beiden alleine waren. Er selbst hat bei seiner Erzählung bereits Lachtränen in den Augen und mein Bruder schnappt immer wieder prustend nach Luft. Inzwischen sind wir an der Schule angekommen, wir alle haben uns wieder einigermaßen beruhigt und während ich mir gerade die letzten Lachtränen aus den Augenwische, verabschieden die Jungs sich bereits von mir und ich mache mich auf die Suche nach Rosie. Als ich sie mit ihrem Handy an eine Mauer gelehnt entdecke, laufe ich sofort auf sie zu und falle ihr um den Hals. "Hey Mila." Grinst sie, als wir uns wieder voneinander lösen. "Hey Rosie." Wahrscheinlich sehen wir total verstörend aus, wie wir hier stehen und uns gegenseitig angrinsen wie Honigkuchenpferde, aber wir sind beide schon ewig total aufgeregt. "Gehen wir uns die Klassenlisten ansehen?" Fragt meine beste Freundin, woraufhin ich nicke und wir uns auf den Weg zum großen Ausgang, auch das 'schwarze Brett' genannt, machen. Dort angekommen quetschen wir uns erst einmal durch die größeren Schüler, um unsere Liste zu sehen. "Im Großen und Ganzen wie letztes Jahr, oder?" Frage ich. "Ja, aber wer ist unser Klassenleiter?" "Keeth Liam, der muss neu sein!" "Na dann bin ich gespannt!" Schnell merke ich mir noch das Klassenzimmer und zusammen steigen wir die Treppen hoch.
"Rosie, hilf mir hoch!" Bettle ich, während meine Freundin nur grinst, mich aber dann doch vom Boden zieht. Bis jetzt bin ich auf dem Boden gesessen, doch gerade meinte Judy,ein Mädchen aus unserer Klasse, dass unser Lehrer kommt, weshalb ich wohl aufstehen muss. Nur wenige Sekunden später bannt sich ein Mann den Weg durch die Schülermenge, der sofort alle Blicke auf sich zieht, auch meinen. Er ist jung und gutaussehend, sehr gutaussehend. Blonde verwuschelte Haare, drei Tage-Bart, blaue-weißes Hemd, Jeans, Gürtel, weiße Converse. Das muss ein Traum sein. Mein Arm fängt langsam an zu schmerzen, weil Rosie sich so daran festkrallt. Perplex folgen wir ihm ins Klassenzimmer und setzen uns in die vorletzte Reihe, ich an der Wand, Rosie links neben mir. Neben uns sind noch zwei Plätze frei, auf denen wenig später Judy und Alex sitzen, die beiden sind ein süßes Pärchen und ziemlich nett. "Das ist definitiv ein Sexgott!" Flüstert Rosie mir grinsend ins Ohr, während ich merke, dass Alex seine Freundin etwas fester in den Arm nimmt, was mir ein kleines "Aw" entlockt, das er aber Gott sei Dank nicht hört. Meine verrückte Freundin trommelt nervös mit den Fingern auf dem Tisch und starrt unseren Lehrer an, doch ich traue mich nicht einmal, nach vorne zu sehen, aus Angst, rot zu werden. Inzwischen füllt sich der Raum und letztendlich kommen noch vier unserer Jungs herein geschlendert. Da nur noch die letzte Wandreihe freih ist, sitzen dieses Jahr wohl John, Marcel, Jason und Dan hinter uns, weshalb ich kurz die Augen verdrehe. Das wird definitiv anstrengend. Etwa gleichzeitig ertönt der Gong und der erste Tag bei Mr.Hot beginnt.

TeacherWhere stories live. Discover now