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Erschrocken hole ich mein Handy aus der Tasche, nachdem es vibriert hat.

Joachim-Pfäler Straße 18
3. Stock - Keeth
~L

Mein Herz schlägt schneller und ich beiße nervös auf meine Lippe, als ich merke, dass die Nachricht von Liam sein muss. Marvin ist bei Dustin im Wohnzimmer und ich habe mich in mein Zimmer verkrochen. Schließlich war das kein Date oder ähnliches und ich muss noch meine Sachen für die Schule vorbereiten. Mit einer meiner zitternden Hände fahre ich durch meine Haare und binde sie schnell zu einem Pferdeschwanz, bevor ich anfange zu tippen.

Hi
Wann soll ich vorbeikommen?

Ja, das passt! Ich sende die Nachricht ab und werfe mein Handy dann auf das Kopfkissen. Keine 10 Sekunden später, habe ich es allerdings schon wieder in meiner Hand, weil es erneut vibriert hat.

In einer Viertelstunde bin ich zu Hause. Dann sobald wie möglich.
~L

Jetzt ist es halb 8, also sollte ich vielleicht etwa um 8 bei ihm sein. Bis zu ihm brauche ich etwa 10 Minuten und meine Sachen für morgen muss ich nur noch einpacken. Großartig stylen werde ich mich nicht, also schaffe ich das.

Ich bin um 8 bei dir

Nachdem ich mein Smartphone noch schnell an das Ladekabel angeschlossen habe, packe ich meine Hefte und Bücher in meine Schultasche und öffne meinen Kleiderschrank. Ich ziehe eine graue Jeans und einen dunkelgrünen Pullover heraus und mache mich auf den Weg ins Badezimmer, wo ich mich umziehe, Deo und Parfum auftrage und meine Haare neu zusammenbinde. Dann gebe ich Labello auf meine Lippen und hole mein Handy, mit dem ich schließlich nach unten gehe. "Dustin ich bin nochmal weg okay?" Rufe ich, während ich in meine Schwarzen Uggs und meine Jacke schlüpfe und mir einen Schal um den Hals werfe. Schon steht mein Bruder vor mir und mustert mich stirnrunzelnd. "Wo willst du hin?" Ich versuche, unauffällig zu sein und anworte ihm nur mit einem schlichten "Rosie." Missfallen zeichnet sich auf seinem Gesicht ab. "Ich fahre dich." Die Augen verdrehend schiebe ich meinen Schlüssel zu dem Handy in meine Jackentasche und hole dann tief Luft. "Nein Dus. Du bleibst mit Marv hier und ich gehe zu Fuß. Wenn ich angekommen bin schreibe ich dir und falls mir etwas passiert, rufe ich an." Ohne auf seinen Wiederspruch zu warten, ziehe ich die Tür hinter mir zu und gehe los. Es ist noch nicht einmal dunkel. Ja, mein Bruder ist süß und alle finden es toll wie er sich um mich sorgt, aber manchmal übertreibt er einfach und das nervt mich. Zu Rosie brauche ich normalerweise etwa 7 Minuten, also muss ich Dustin bald schreiben, sonst dreht er durch.
Exakt nach dieser Zeit tippe eine Nachricht an ihn.

Bin da

Ich stecke mein Handy zurück in die Jackentasche. Soll er ruhig wissen, dass ich es nicht gerade toll finde, wenn er so überfürsorglich wird. Was erwartet mich jetzt eigentlich bei Mr. Keeth? Und was hat mich nur geritten, dass ich zugestimmt habe, alleine in seine Wohnung zu kommen? Ich habe doch wohl nicht Vertrauen zu genau ihm... Oder? Inzwischen komme ich in der Joachim-Pfäler Straße an. Es sieht hier verdammt teuer aus, nicht so normal wie in unserer kleinen Siedlung aus Einfamilienhäusern. Sicher, dass ich hier richtig bin? Er kommt doch gerade erst aus dem Referendariat... Sicherheitshalber sehe ich nochmal auf die Nachricht, aber es muss schon hier sein. Also suche ich die Häuser nach und nach nach Hausnummern ab.
14..16..18! Da ist es. Zögerlich laufe ich durch den anliegenden Hof und sehe dort zu meiner Erleichterung sein Auto stehen. Bei der Tür angekommen inspiziere ich die Nachnamen und drücke schließlich auf die Klingel mit der Aufschrift "Keeth". Keine 5 Sekunden später hört man ein Summen und die Tür lässt sich aufdrücken. Mit zitternden Beinen steige ich die Treppen bis zum 3. Stock hoch und sehe meinen Lehrer bereits in der Tür stehen. Da ich definitiv nicht weiß, was ich sagen soll, warte ich einfach, bis er mit einem rauen "Hey Mila." beginnt. Die Art wie seine schöne raue Stimme meinen Namen ausspricht, bereitet mir eine Gänsehaut. "Hey." Krächze ich und trete vorsichtig einen Schritt auf ihn zu. Doch noch bevor ich das erste mal meinen Kopf richtig heben kann, hat er mich schon in einen feste Umarmung gezogen. Sein herber Duft ummantelt mich und ich lege vorsichtig meine Hände auf seinem Rücken ab. Als wir uns widerwillig voneinander trennen, nimmt er blitzschnell meine Hand und zieht mich in die Wohnung. Ich kichere leise und lasse mich von im mitschleppen. Die 'Wohnung' ist verdammt groß aber wirklich schön. Alles ist relativ hell gehalten, die Schränke im Flur sind aus hellem Holz. Als wir ins Wohnzimmer kommen bin ich wirklich sprachlos. Eine riesige Couch aus braunem Leder, ein Tisch der zu den restlichen Möbeln passt und ein Fernseher, der wahrscheinlich größer ist als ich. Die Außenwände sind fast komplett aus Glas und an den Seiten der Glasfronten hängen schwere Vorhänge aus Samt, die genau die Farbe der Couch haben. Auf der anderen Seite des Zimmers steht ein Tisch für etwa 6 Personen und dazu Stühle. Alles ist farblich genau abgestimmt und sieht extrem teuer aus. "Gefällt es dir?" Reißt Mr. Keeth mich aus meiner Wohnungsinspektion. "Ja. Es ist.. schön." Murmle ich. Aber wie kann man sich hier wohlfühlen? Alles sieht so teuer und nobel aus, dass ich Angst hätte, etwas zu zerstören, wenn ich mich nur hinsetzen würde. Eingeschüchtert lasse ich meinen Blick noch einmal herungleiten. Es ist so groß hier, ich passe hier definitiv nicht hin! Mein Blick wandert Richtung Boden. Er muss ja nicht gleich merken, dass allein seine Wohnung mich kleines Mädchen schon einschüchtert. Plötzlich höre ich ein "Hey!" und drehe mich zu der fremden Stimme um. Es ist sein Freund. "So, du bist Mila?" Fragt er mit einem süßen Akzent und einem breiten Grinsen im Gesicht. Ich nicke nur und versuche, ihm weiterhin ins Gesicht zu sehen, während sein Grinsen breiter wird. "Welcome in Liams Wohnung! Fühlst du dich already like zu Hause here?" Ich blicke zu Boden, da ich nicht weiß, was ich sagen soll. Ich will Mr. Keeth schließlich auch nicht enttäuschen... Als ich meinen Blick vom Boden abwende, merke ich, dass die beiden mich verwirrt mustern. "Es ist schön." Meine ich schlicht und hoffe, dass sie sich damit zufrieden geben. "Okay... Sollen wir in mein Zimmer gehen?" Fragt mein Lehrer und ich nicke, um ihm anschließend zu folgen. Dort angekommen sehe ich das wohl größte Bett, das ich je gesehen habe, eine Kommode und einen Fernseher. Sein Zimmer führt in ein weiteres, jedoch ohne Tür, sodass ich erkenne, dass es sich um ein Ankleidezimmer handelt. Wie lange ich von so etwas schon schwärme, und er hat es. Als Mann. Ratlos, was ich jetzt tun soll, bleibe ich einfach stehen, während er sich auf die Bettkante setzt. "Komm her." Murmelt er plötzlich und breitet seine Arme aus.

TeacherWhere stories live. Discover now