Teacher

02

"So, meine Lieben. Ich bin Herr Keeth, im Englisch Unterricht natürlich Mr. Keeth und wir haben dieses Jahr das Vergnügen der Klassenleitung zusammen. Ihr werdet auch mit mir Sport haben, da es dieses Jahr nicht möglich war, Mädchen und Jungs zu teilen. Aber das werdet ihr wohl überleben." Einige fangen an zu grinsen, andere verdrehen genervt die Augen. Außer ich, ich sitze einfach nur da und warte, dass er seine Rede fortführt. "Also, ich bin ein großer Freund von Pünktlichkeit und gemachten Hausaufgaben. Ihr könnt euch sicher vorstellen wovon ich dann kein Fan bin. Für Englisch braucht ihr bitte ein Heft und -ja, ich weiß, sehr schlimm- ein Vokabelhelft. Wir schreiben vier Schulaufgaben, eine davon mündlich, und natürlich auch Tests. So, du-" er gibt einem der Streber in der ersten Reihe ein Blatt "-schreibst mir bitte einen Sitzplan und dann fangen wir mal damit an, dass ihr euch vorstellt." Fordert zeigt er auf das Mädchen neben dem schreibenden Streber und alle stellen sich der Reihe nach mit Name, Alter und Hobby vor.
"Ich bin Rosie Karls, 15 Jahre alt und tanze gerne." Das heißt wohl, dass ich jetzt an der Reihe bin. Abwartend sieht Mr.Keeth mich an und ich versuche, auf die Tafel hinter ihm zu sehen, was mir allerdings misslingt. "Ich heiße Mila Neuheimer, bin 16 Jahre alt und reite gerne." Ich merke, wie sich bei meinem Hobby ein Grinsen auf sein Gesicht schleicht, weshalb ich die Arme verschränke und tiefer in den Stuhl sinke. Perversling.
Endlich ist der Tag vorbei, keine besonderen Vorkommnisse und jetzt stehe ich mit Rosie vor der Schule und wir warten auf meinen Bruder, der kurz darauf grinsend mit Marvin auf den Schulhof schlendert. Anscheinend war wenigstens sein Tag gut. "Als sie uns entdecken steuern sie auf uns zu, weshalb ich Rosie mit mir ziehe. Kurz umarme ich Dustin und Marvin und sehe dann zu, wie Rosie es mir gleich tut, doch währenddessen lasse ich meinen Blick schweifen und entdecke meinen neuen Klassenleiter, der mich mit gerunzelter Stirn betrachtet. Da es nicht schaden kann, sich etwas einzuschleimen, lächle ich ihn kurz an, hake mich dann aber bei meinem Bruder unter, der mich daraufhin kurz grinsend auf den Kopf küsst. Dann machen wir uns auf den Weg nach Hause, da Rosie noch mit zu mir kommt.

"Duus?" Schreie ich durch unser Haus. Inzwischen wurde Rosie abgeholt, nachdem wir 2 Stunden einfach nur auf meinem Bett gesessen sind und geredet haben. Jetzt aber habe ich verdammten Hunger und sicher keine Lust zu kochen. "DUS!" rufe ich meinen Bruder noch einmal, worauf ich dann endlich auch ein "Ja" aus Richtung des Wohnzimmers bekomme, wo ich ihn schließlich mit Marvin auf der Couch finde. "Ich habe Hunger." Teile ich ihnen mit, sobald ich mit den Händen in die Hüften gestützt vor dem Fernseher stehe. Die Jungs beginnen zu grinsen und Dustin meint, er hätte bereits eine Pizza für mich mitbestellt. Ich nicke erleichtert und lasse mich dann zwischen die beiden aufs Sofa fallen. Im Fernsehen läuft 'How I met your mother', was wir schweigend ansehen, bis es an der Haustür klingelt. "Ich gehe nicht!" Schreie ich als erste und recke triumphierend die Faust in die Luft, als Dustin murrend aufsteht. Kurz darauf steht er mit drei Pizza-Kartons vor uns, die er schließlich auf den Wohnzimmertisch stellt und anschließend verteilt. Ich nehme mir ein Stück meiner Margharita-Pizza und beiße genüsslich hinein. Ich bin seit vier Jahren Vegetarier, das sei kurz erwähnt.
Plötzlich schnappt Marvin, der sein Essen bereits verschlungen hat, sich ein Stück von mir, weshalb ich mein Stück in die Schachtel und diese auf den Tisch fallen lasse und ihn aggressiv gegen seinen Arm schlage, ihm das Sück, regelrecht auß dem Mund reiße und grinsend in meinen eigenen befördere. "Sehr Lady-like." Kommentiert er mit hochgezogenen Augenbrauen und gespielt angewiedertem Blick. Schnell schiebe ich mir den Rest des Stücks in den rachen, schlucke, huste und gebe dann zurück "Sehr Gentleman-like, einer Lady die Pizza zu klauen." Herausfordernd halte ich seinem Blick stand, bis wir beide zusammenzucken, weil Dustin in schallendes Gelächter ausbricht. "Ihr seid wie zwei Kindergarten Kinder! " bringt er lachend hervor, woraufhin auch wir zu prusten beginnen.
Einen gewaltigen Lachanfall und sicher 10 Minuten später sitzen wir schwer atmend und noch immer kichernd auf der Couch, als ich aus dem Augenwinkel sehe, wie sich Marvins Hand wieder auf den Weg zu meiner Pizza macht, weshalb ich diese wegschlage und dann die Schachtel grinsend umarme, während ich immer wieder "Mein Schatz!" Krächze. Unter dem Lachen der Jungs esse ich schnell die beiden letzten Stücke meiner inzwischen kalten Pizza und werfe die Schachtel dann achtlos auf den Boden. "Was machen wir jetzt?" Frage ich die beiden, während ich mir aus der Küche ein Glas Wasser hole, da mir ziemlich übel vom schnellen essen ist. "Also ich fahre jetzt zum Einkaufen, weil ich noch keinen Ordner, geschweige denn Hefte habe! Braucht ihr auch was?" Kommt es von Marvin. Er hat ein Motorrad, der Glückliche. Nickend werfe ich mich wieder zu ihnen. "Kannst du mir einfach ein Paar Hefte mitbringen?" Er nickt und sieht dann Dustin fragend an. "Ich komme mit, mein Baby braucht auch noch ein wenig Auslauf." Fickt euch beide. Natürlich ist auch Dustin der stolze Besitzer eines Motorrads, nur ich durfte den Führerschein zu meinem 16. Geburtstag vor zwei Wochen nicht machen, da meine Eltern der Meinung sind, ich sei zu klein um so etwas zu fahren. Man sieht es mir vielleicht nicht an, aber ich liebe Motorräder und schnelle Autos, was mir schon einige erstaunte Blicke eingefangen hat. "Mila, keine Mordgedanken bitte! Wir bringen dir auch was mit!" Neckt Dustin mich, worauf ich meine Augen verdrehe und ihm den Mittelfinger zeige. "Wenn ihr abhaut dann gehe ich eben zu Lina." Lina ist mein Pferd, mein ein und alles. Ich bin mindestens jeden zweiten Tag bei ihr, einfach weil ich das als Ausgleich brauche, aber leider gehe ich zu dem Stall, in dem ich sie untergebracht habe, etwa 20 Minuten, teilweise durch den Wald, was meinem Bruder eher missfällt. Das merke ich auch jetzt, weil er seine Augen zusammenkneift und zu überlegen scheint. "Du schreibst mir wenn du angekommen bist!" Mahnt er mich schließlich. Ich nicke lächelnd und mache mich auf den Weg nach oben. In meinem Zimmer ziehe ich meine Reithose, ein weißes Langarmshirt und eine ärmellose Jacke an. Dann mache ich mich auf den Weg ins Badezimmer, trage etwas Deo auf und binde meine Haare zu einem strengen Zopf. Dann werfe ich mein Handy, eine Wasserflasche und mein Deo in eine Tasche, hänge sie mir um und werfe dann noch meinen braun- schwarz karrierten Schal um meinen Hals. Währenddessen springe ich die Treppe nach unten und schlüpfe in meine alten grauen Converse, die ich nur noch in den Stall trage. "Dustin ich bin weg okay?" Rufe ich. Wenige Sekunden später steht er vor mir. "Du schreibst. Ich fahre erst los wenn du dort bist! Und wenn es später wird als sonst, rufst du mich an, dann hole ich dich ab!" "Alles klar, Bruderherz." Kurz nehme ich ihn in den Arm, winke Marvin zu, der hinter ihm steht, und mache mich, nachdem ich noch meine Schlüssel in die Tasche geworfen habe, auf den Weg.