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"Kannst du mir doch deine Adresse sagen, bevor du wieder zum absoluten Schweigen übergehst?" Ich zucke zusammen, weil ich so auf die Umgebung konzentriert war. Kurz lacht Mr. Keeth auf, wird aber davon unterbrochen, dass ich meine Adresse nenne und ihn ernst ansehe. Also nickt er nur und konzentriert sich wieder auf die Straße.
Gerade biegen wir in meine Straße ein, worüber ich sehr froh bin. Inzwischen ist es doch schon ziemlich dunkel und Dustin macht sich sicher Sorgen. "Hier links." Murmle ich und löse meinen Gurt. So schnell wie möglich öffne ich die Tür und steige aus. "Danke." Es ist eher ein Hauch, als ein Wort, das meine Kehle verlässt. Dennoch schlage ich die Autotür zu, hetze über die Einfahrt, sperre die Haustür auf, gehe ins Haus und schließe die Tür wieder. Durchs Fenster sehe ich noch, wie Mr.Keeth vom Hof fährt und gehe dann ins Wohnzimmer, von wo mein Bruder mir bereits entgegen gestürmt kommt. "Du hättest dich doch melden sollen! Warum hast du so lange gebraucht?" Ruft er aufgebracht und umarmt mich dann fest. "Dustin. Ruhig. Ich dachte nicht, dass es so früh dunkel wird und habe mich dann sowieso beeilt. Aber ich musste noch ausmisten und dann hat Tony mich noch aufgehalten, weil ich am Donnerstag eine Reitstunde für ihn halte. Es ist nichts passiert." Dass mein Lehrer mich nach Hause gebracht hat verschweige ich ihm lieber, nicht dass er noch komplett ausrastet. "Jage mir nie wieder so einen Schrecken ein!" Mahnt er mich leise, woraufhin ich nur Nicke. Mein Gesicht ist noch immer in seinem Bauch vergraben, weshalb ich mich sanft von ihm löse. "Ich gehe hoch okay? Ich muss nämlich noch duschen!" "Okay, mach das!" Also steige ich die Treppe hoch, hole mir frische Wäsche aus meinem Zimmer und gehe dann ins Badezimmer. Dort ziehe ich mich aus, mache Musik an, 'Never say Never' von The Fray und steige dann in die Dusche.

Jetzt stehe ich in ein Handtuch gehüllt vor dem Waschbecken und putze meine Zähne. Meine Haare föhne ich anschließend etwas trocken und flechte sie dann zu einem französischen Zopf. Dann schminke ich mich ab, wasche mein Gesicht und mache mich, nachdem ich Wäsche und meinen Schlafanzug angezogen habe, auf den Weg nach unten. Dort angekommen werfe ich mein Handy auf die Couch und mich daneben, dann schalte ich den Fernseher ein und zappe durch die Kanäle. Wenig später kommt mein Bruder mit einem Stapel Hefte aus der Küche und legt sie auf den Couchtisch. "Danke." Meine ich grinsend, lehne mich zu ihm und gebe ihm einen Kuss auf die Backe. Er setzt sich neben mich, schnappt sich die Fernbedienung aus meiner Hand und schaltet ein Fußballspiel her. Ich zucke mit den Schultern und sehe dem Spiel zu. "Wie war es bei dir heute eigentlich?" Fragt Dustin, ohne seinen Blick vom Fernseher abzuwenden. "War ganz okay, unser Klassenleiter ist neu und wir haben ihn in Englisch und Sport. Ansonsten habe ich noch keine Ahnung. Bei dir?" Ich sehe ihn kurz fragend an und wende mich dann wieder nach vorne. "Naja. Wir haben Frau Rücker als Betreuerin zugeteilt bekommen, du kennst sie ja. Das heißt wir haben noch keinen Stundenplan, keine Lehrer, keine Räume und keine Klausurtermine bekommen." Ich kichere kurz, weil ich diese Frau nach 2 Jahren Latein bei ihr durchaus kenne und ich kann sagen, es gibt kein chaotischeres Wesen als sie. Dustin sieht kurz grinsend zu mir, dann widmet er sich wieder dem Spiel. Ich sehe auch noch eine Weile zu, beschließe dann aber, ins Bett zu gehen. Also drücke ich meinem Bruder kurz einen Kuss auf die Backe, murmle ein "Gute Nacht" und mache mich auf den Weg nach oben, nachdem Dus mir noch ein "Schlaf gut, Prinzessin." Hinterher gerufen hat. In meinem Zimmer angekommen, packe ich noch schnell meine Tasche für morgen, schnappe mir mein Handy und setze mich damit auf mein Bett. Schnell schreibe ich noch Rosie zurück und sehe, dass jemand eine Klassengruppe erstellt hat. Schnell stelle ich noch meinen Wecker für den nächsten Morgen, schwinge meine Beine auf die Matratze und decke mich zu. Dann knipse ich meine Nachttischlampe aus und rolle mich in meine Decke.

1 Woche später..

"Nein, bitte nicht!" Stöhne ich auf, als mein Wecker mich unsanft aus dem Schlaf reißt. Ich schalte ihn aus und schwinge mich demotiviert aus dem Bett. Mit halb geschlossenen Augen tapse ich ins Badezimmer, geblendet von dem viel zu hellen Licht in unserem Haus. Dort angekommen putze ich meine Zähne, öffne und kämme meine Haare, wasche mein Gesicht und trage Wimperntusche auf. Dann gehe ich zurück in mein Zimmer und ziehe neue Wäsche, eine hellblaue Skinnyjeans mit einem grauen Pullover und einem großen, gemusterten Schal an. Anschließend fällt mir auf, dass im Gang kein Licht brennt, mein Bruder also verschlafen hat. Deshalb mache ich mich auf den Weg in sein Zimmer, wo ich ihn schlafend vorfinde. "Dustin. Dustin? Dustin, du musst aufstehen! Du hast verschlafen." Langsam fängt er an, wach zu werden, also kneife ich in seine Wange, bis er komplett wach ist, grinse kurz, weil er verschlafen einfach unglaublich süß aussieht, flüstere noch "Aufstehen, Schlafmütze!" Und gehe dann mit Handy und Tasche nach unten, um zu frühstücken.
Um genau acht Minuten vor acht Uhr rennt mein Bruder in den Raum und wir eilen aus dem Haus. Marvin steht schon ungeduldig auf dem Bürgersteig und gemeinsam laufen wir im Eiltempo zur Schule.

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