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"Wann ist die erste Nachhilfe?" Fragend sehe ich in das Gesicht meines Lehrers, der kurz zu überlegen scheint. "Wie wäre es morgen? Und dann eben weiterhin samstags..?" Ich nicke. Ganz wohl ist mir bei der Sache immer noch nicht, aber gegen meine Eltern und meinen Lehrer komme ich wohl kaum an. "Bis morgen, Mila." Er hebt kurz lächelnd seine Hand und verschwindet dann in sein Auto, bevor ich etwas erwidern kann. Obwohl er mich nicht mehr sieht, da sein Auto bereits aus der Einfahrt rollt, nicke ich und gehe dann zurück ins Haus. "Ich bin oben!" Gerade will ich auf die erste Treppenstufe steigen, doch dann höre ich meinen Dad. "Mila warte! Komm doch bitte noch kurz zu uns!" Ich seufze und mache mich auf den Weg ins Wohnzimmer. Dort sitzen meine Eltern auf der Couch und sehen mich mit einem ungewöhnlichen Blick an. Meine Stirn legt sich in Falten und ich stelle mich vor sie. "Ich hoffe, dass die Nachhilfe dir helfen kann. Wieso sagst du uns denn nicht, wenn es dir in der Schule schlecht geht?" Was soll ich darauf jetzt sagen? Mir geht es schließlich nicht annähernd schlecht. "Es ist alles okay. Ich habe nur eine Ex verhauen! Das wird schon wieder, das Leistungsniveau wurde einfach etwas angezogen. Aber in ein paar Wochen bin ich sicher wieder bei meiner gewohnten Leistung angelangt." Meine Mutter sieht aus, als würde ihr ein Stein vom Herzen fallen und meinem Vater entfährt ein erleichtertes Seufzen. "Dann bin ich beruhigt." Da er wieder lächelt, hoffe ich, dass ich sie überzeugt habe und nicke, ebenfalls lächelnd. Gerade will ich nach oben gehen, als meine Mutter mich zurückhält. "Mila! Eins noch. Von wem ist der Knutschfleck an deinem Hals?" Eine gewisse Neugier liegt in ihrer Stimme, aber keinerlei Wut. Der Knutschfleck. Ich habe ihn glatt vergessen. Die Röte steigt in mein Gesicht und ich suche fieberhaft nach einer Erklärung. "Ähm.. a-also..." stottere ich, nicht im Stande, einen richtigen Satz zu bilden. "Ich..." noch immer suche ich nach Worten, die das hier erklären. "Schon okay. Aber wenn du einen Freund hast sagst du uns das, oder?" Meine Mutter sieht mich prüfend an und ich nicke schnell. Um der peinlichen Situation zu entgehen, drehe ich mich um und laufe die Treppe hoch. In meinem Zimmer werfe ich die Tür zu und lehne mich dagegen, um tief einzuatmen. Ich muss wirklich besser aufpassen, sonst bekomme ich noch Probleme wegen Mr. Keeth. Um die Gedanken an ihn zu vertreiben schüttle ich den Kopf und gehe ins Badezimmer, mache mich bettfertig und lege mich schließlich schlafen.

Am nächsten Morgen werde ich wie immer in den Ferien ohne Wecker wach. Ich gähne, strecke mich und rolle dann über mein komplettes Bett, um auf mein Handy zu sehen. Schnell schreibe ich Rosie zurück und sehe, dass Marvin mir geschrieben hat. Ich runzle die Stirn und gehe auf unseren Chat. Eigentlich schreiben wir nicht oft.

Hallo Milaaaa, ich brauche deine Hiiilfeee !!!!

Ich verdrehe die Augen. Es ist 11:27 Uhr, die Nachricht ist also schon von vor mehr als 2 Stunden. Egal.

Was hast du angestellt?

Ich werfe mein Handy auf den Nachttisch, schwinge meine Beine aus dem Bett und stemme mich hoch. Dann schlendere ich ins Badezimmer und dusche erst einmal. Anschließend putze ich meine Zähne, föhne meine Haare, gehe zurück in mein Zimmer und ziehe statt meines Bademantels neue Wäsche, eine graue Jogginghose und ein schwarzes Top an. Von meinem Schreibtischstuhl pflücke ich mir noch meine graue warme Kapuzenweste und tapse dann nach unten. Im Wohnzimmer ist mein Bruder und ich werfe mich zu ihm auf die Couch. "Morgen." Murmle ich und drücke ihm ein Küsschen auf die Backe. Er legt sein Handy weg und zieht mich zu sich, um mir ebenfalls eines zu verpassen, jedoch auf die Stirn. Ich lächle und kuschle mich an seine Schulter, während er wieder sein Handy entsperrt. Ich stöhne und zwicke ihn in den Arm. "Hör auf du Suchti! Mir ist langweilig, also mach irgendetwas..." Dustin lacht und dreht dann seinen Kopf zu mir, während er sein Handy auf den Tisch verfrachtet. "FIFA?" Ich nicke und hole die Controller, währenddessen schaltet er ein und wenig später sitzen wir zockend auf der Couch. "Du Arsch, das war ein Foul!" Meine Stimme ist schrill und ich sehe angespannt auf den Fernseher, während ich konzentriert auf meinem Controller herumtippe. "Nein! Du foulst die ganze Zeit, ich mache gar nichts!" Wehrt Dustin sich, ebenfalls ohne den Blick vom Spiel abzuwenden. "Als ob, du Rüpel!" Wir sitzen eine ganze Weile spielend nebeneinander und beschimpfen uns gegenseitig, bis ich plötzlich ein Räuspern höre. Gleichzeitig drehen Dus und ich uns um und sehen meine Mutter mit Mr. Keeth in der Tür stehen. Ich habe die Nachhilfe vergessen. Meine Lippen formen sich zu einem 'o' und mein Gehirn arbeitet, was ich sagen könnte. "Ich fahre jetzt einkaufen, bis später." Und schon sind Dustin und ich mit Mr. Keeth allein. Ich räuspere mich kurz, um sicher zu sein, dass meine Stimme mir keine Streiche spielt. Dann stehe ich langsam auf. "Dus, das ist mein Lehrer Mr. Keeth. Ich habe Nachhilfe bei ihm, also gehen wir in mein Zimmer." Prüfend sehe ich meinen Bruder an, der wiederum mustert Mr. Keeth mit einer hochgezogenen Augenbraue. Er macht sich Sorgen, das merke ich sofort. Also gehe ich zu ihm, drücke ihm ein Küsschen auf die Backe und flüstere leise in sein Ohr "Keine Sorge, nur mein Lehrer und nur Nachhilfe." Er sieht mir kurz in die Augen, wohl um zu sehen ob ich es ernst meine und küsst dann meine Stirn, während er meinen Lehrer warnend ansieht. Ich muss mir ein Kichern verkneifen, löse mich von ihm und gehe dann, nachdem ich Mr. Keeth bedeutet habe, mir zu folgen, in mein Zimmer.

TeacherWhere stories live. Discover now