Kapitel 3

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Der Gesichtsausdruck des Piraten hatte sich deutlich verfinstert. Ich wusste, dass es jetzt ernst werden würde. „Das war keine gute Idee." Meinte er ziemlich gereizt. Nun lag es mir zu grinsen. „Heißt das, ich bekomme meinen Kampf?" Das Knurren, welches von dem nun wieder grinsenden Rotschopf ausging, klang ganz danach. Ich sprang ein großes Stück zurück, um an Abstand zu gewinnen und überlegte, wie ich ihn wohl am besten angreifen sollte. Da ich mit meinen Katanas normalerweise die besten Chancen hatte, wollte ich zuerst nach ihnen greifen, als mir einfiel, dass er diese irgendwie kontrollieren konnte, doch noch bevor ich die Griffe überhaupt erreicht hätte, hob Kid seinen Arm und meine Katanas, wie auch zwei meiner Dolche schwebten auf ihn zu. Mit einer weiteren Armbewegung ließ er die Waffen neben sich auf den Boden fallen. Ich griff nach meinen beiden anderen Dolche, die aus Seestein, die er mit seiner Kraft nicht an sich nehmen konnte. Er hob seine Hand erneut und versuchte die Dolche zu bewegen, doch es passierte nichts. Er sah mich etwas verwirrt, aber auch wütend an. Ich ließ ihm aber keine Zeit mehr, weiter darüber nachzudenken, warum er die Waffen meinen Händen nicht entwenden konnte, denn ich setzte zum Angriff an. Es verlief alles lange Zeit sehr unspektakulär. Ich griff ihn an, er blockte ab, ich griff ihn an, er blockte ab. Ich fragte mich, warum er nichts unternahm. Irgendwann reichte es mir und ich gab mal mehr, als bisher. Er sollte nicht denken, dass ich nichts drauf habe. Ohne große Probleme versenkte ich einen Dolch in seiner Schulter, was ihn jedoch nicht mit der Wimper zucken ließ. „Ihr gebt ja gar nicht alles, Eustass. Das wird langsam langweilig. Stattdessen, dass er etwas erwiderte, erkannte ich an seinem Gesichtsausdruck, dass er nun verstand, warum er mit seiner Kraft bei meinen Dolchen nichts ausrichten konnte. „Seestein also." Murmelte er eher zu sich selbst als an mich gewandt. Ein freches, aber bestätigendes Grinsen legte sich auf mein Gesicht, während ich mich wieder von ihm löste und an Abstand gewann. Ich griff ihn kurz darauf erneut an, wieder war seine Schulter mein Ziel, da ich ihn, warum auch immer, nicht ernsthaft verletzten wollte. Ich war sehr schnell und mir schon ziemlich sicher, dass ich den Dolch wieder in dem muskulösen Mann versenken würde, als er plötzlich mein Handgelenk packte und somit meinen Angriff verhinderte. Ich versuchte mit der linken Hand seinen Oberarm zu erreichen, um meine rechte Hand zu befreien, doch mit seiner anderen Hand ergriff er nun auch mein linkes Handgelenk. Ich sah ihn mit meinem Todesblick an, um ihm nicht zu zeigen, dass ich im Moment etwas verzweifelt war. Klar, ich könnte ihm zwischen die Beine kicken, aber ich wollte nicht gewinnen, indem ich einen Mann möglicherweise zeugungsunfähig machte. Ich schnaubte, während ich versuchte mich aus seinem starken Griff zu befreien. „Hörst mal für einen Moment auf herum zu zappeln? Ich will dir einen Vorschlag machen." Während des Satzes wechselte sein Gesichtsausdruck wie auch sein Tonfall von genervt zu überzeugend. „Und der wäre?" Widerwillig hörte ich auf mich zu wehren. Ich blickte ihn möglichst desinteressiert an, obwohl ich keineswegs desinteressiert war. „Komm in meine Crew. Ich habe dich gut beobachten können und denke eine Frau wie dich an Board zu haben, wäre nicht gerade schlecht." Ich blickte ihn einige Momente mit ernster Miene an. Es fiel mir nicht gerade leicht, diese Entscheidung zu treffen. Klar, suchte ich nach einer Crew, jedoch war der Rotschopf bei Gott nicht der Erste, der mich in seiner Mannschaft haben wollte. Bisher hatte ich immer abgelehnt, da ich in keinem der Kapitäne den Mann gesehen hatte, den ich zum Piratenkönig machen könnte, geschweige denn wollte. In Kids Augen jedoch erkannte ich dieses gewisse Etwas, das mich irgendwie überzeugte. Dieser Kerl könnte es schaffen. Dieser Kerl hatte etwas, was andere eben einfach nicht hatten. Als ich merkte, dass er langsam ungeduldig wurde, blickte ich kurz zu Naito. Er lief ihn Kampfhalten hin und her und beobachtete das Geschehen. Er hasste es, wenn ich in Schwierigkeiten war, er mir aber nicht helfen durfte. Ich wandte mich wieder Kid zu. „Du willst mich in deiner Crew?" „Hab ich doch eben gesagt." Brummte er und verstärkte den Griff um meine Handgelenke, was sie etwas schmerzen ließ, jedoch ignorierte ich das. Ich starrte noch einen weiteren Moment in die Augen des Piratenkapitäns. Vorher noch meinte ich, sie seinen brauen, doch jetzt fiel mir auf, dass sie rot waren. „Weißt du Eustass, ich denke das könnte ziemlich anstrengend werden. Bist du dir sicher, dass du mich dabei haben willst?" Ein breites Grinsen, wie ich es bisher noch nicht gesehen habe spielte sich auf sein Gesicht und seine Augen wurden ganz feurig. „Na jetzt umso mehr. Aber eines solltest du dir merken: Du sprichst mich mit Käpt'n an." Ich dachte damit war das ganze schon beschlossene Sache, jedoch wollte ich ihm gleich zeigen, dass ich nicht jeden Befehl ausführen würde. „Auf keinen Fall, Eustass. Wenn du dann so freundlich wärst mich loszulassen, ich würde gerne wieder Blut in meinen Händen spüren." Wir beide blickten zu meinen Händen, die sich inzwischen schon lila-blau gefärbt hatten. Mit einem Knurren und einem wütenden Blick gab er mich frei und wandte sich seinen Männern zu, auf die er dann auch zuging. Ich sammelte noch meine Waffen auf, die ich abgelegt hatte, ließ Naito auf meine Schulter klettern und folgte den Männern, die ihren Weg schon fortgesetzt hatten dann. Ich lief neben dem Maskenträger her, den die ganze Welt unter dem Namen „Killer" kannte. Direkt hinter mir waren ein zombieartiger Mann, über den ich gehört habe, dass er Heat hieße und neben ihm ein großer, eher normal aussehender Mann, dem ich den Namen Wire zuordnen konnte. Hinter ihnen noch zwei andere, über die ich noch nie zuvor etwas gehört hatte. Kid lief direkt vor mir. „Wie heißt du eigentlich?" Fragte mich der Rothaarige und blickte mich über seine Schulter hinweg an. „Kuraiko." „Kuraiko. Schöner Name." Ich war etwas verwundert über das Kompliment, doch konnte mir ein verlegenes Lächeln nicht verkneifen. „Wohin gehen wir eigentlich?" Fragte ich, da es für mich nicht so aussah, als würden wir dort hingehen, wo sie mit ihrem Schiff angelegt hatten. „Zur Auktion. Mal sehen, was man dort so anbietet." Ich merkte, wie sich mein Kiefer ungewollt anspannte, doch versuchte es mir nicht anmerken zu lassen. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Killer mir seinen Kopf zugewendet hat. Ich ignorierte das und versuchte mich zu entspannen. „So schlimm wird es schon nicht werden." Murmelte ich leise vor mich hin, in der Hoffnung, dass es niemand gehört hatte und so war es wohl auch, auch wenn ich mir bei Killer nicht so ganz sicher war. Naito auf meiner Schulter streckte sich, um mein Gesicht zu beschnüffeln. Das tat er immer, wenn er mich trösten oder beruhigen wollte. Naja und wenn er mich aufwecken wollte. „Ist ja gut, mir geht's gut." Murmelte ich dem kleinen, schwarzen Fellbausch zu und drehte mich Gesicht weg, sodass er mich nicht weiterhin kitzeln konnte. „Hast du was gesagt?" Hörte ich Kid brummen. „Nein, ja, ist egal." Ich blickte auf den Boden und biss mir auf die Unterlippe. „Hmhh." Kam es nur noch von meinem Kapitän. Den restlichen Weg schwiegen alle. Das Auktionshaus erkannte man schon von weitem gut. Es war riesig. Da ich mich in dem Gebäude extrem unwohl fühlte und total angespannt war, graulte ich Naito, um mich zu beruhigen. Ich merkte immer wieder, wie Killer mich beobachte, selbst ohne sein Gesicht sehen zu können. „Ist was?" Zischte ich ihn irgendwann an, als gerade eine junge Frau auf die Bühne gebracht wurde. Er antwortete nicht, schüttelte nur den Kopf und widmete seine Aufmerksamkeit dann der Auktion. Blöderweise nur, hatte Kid das eben mitbekommen und nun beobachtete er mich. Ich verdrehte die Augen und machte mich auf den Weg das Gebäude zu verlassen, da ich mir das nicht mehr mit ansehen konnte. „Wohin gehst du?" Ohne stehen zu bleiben oder meinen Kapitän auch nur anzusehen antwortete ich: „Raus. Ich will mir das nicht ansehen." Da Kid nichts mehr sagte, nahm ich an, er wäre einverstanden. Vor dem Auktionshaus setzte ich mich auf eine Kiste, nahm Naito auf meinen Schoß und graulte ihn weiterhin hinter den Ohren. Ich hing so in meinen Gedanken, dass ich erst gar nicht merkte, wie sich meine Augen langsam mit Tränen füllten, bis eine herunter auf das schwarze Fell von Naito tropfte. Schnell rieb ich mir meine Augen trocken und fuhr mir anschließend durch die Haare. „Nicht heulen, Raiko, nicht jetzt." Befahl ich mir selbst in meinen Gedanken. Blickte gerade auf, weil ich meinte etwas bewegte sich auf das Auktionshaus zu, als etwas über meinen Kopf hinweg schoss und ein Windhauch mir ein paar Haarsträhnen, die zu kurz waren, als dass sie in meinem Zopf geblieben wären, ins Gesicht pustete. „Was zur Hölle..." Da hörte ich einen lauten Knall und panisches Geschreie aus dem Gebäude hinter mir. Es dauerte nicht lange und die Menschenmassen strömten aus dem Gebäude. Nun kamen auch noch andere auf das Gebäude zugeflogen und ich erkannte erst jetzt, dass es fliegende Fische waren. Ja, ganz recht, fliegende Fische. Auf denen Menschen saßen. Menschen, die ich zum Teil irgendwoher kannte. Es waren Mitglieder der Strohhutbande. Die Crew war schon ziemlich bekannt und zwei davon waren sogar welche der 11 Supernavae. Langsam fand ich das ziemlich interessant, jedoch wollte ich nicht wieder in das Gebäude gehen, da ich mir nicht sicher war, ob man mir noch ansah, dass mir eben noch Tränen in den Augen standen. Ich blieb also auf meiner Kiste sitzen und lauschte den unzähligen lauten Geräuschen, die aus dem Gebäude kamen.


One Piece Kid FFWhere stories live. Discover now