Kapitel 7

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In dem Gestrüpp fand ich nur einen Hasen vor, der mit seinem Hinterbein hängen geblieben war. Vorsichtig befreite ich ihn. Sofort hoppelte er weg, während ich ihm noch einen Moment nach sah.

Als ich mich wieder Naito zuwandte sah ich, dass er schon wieder weiter gerannt war. Ich folgte ihm sofort. Naito wurde immer schneller. Er schien immer noch etwas zu riechen. Er rannte so schnell, dass es mir schon schwer fiel, ihm zu folgen. Ich konnte meinen Blick nicht lange von Naito abwenden, da ich ihn nicht aus den Augen verlieren wollte, weswegen ich kaum auf den Boden achtete. Blöderweise ragte eine Wurzel, die ich übersehen hatte, aus der Erde. Ich blieb daran hängen und stolperte. Erst als ich durch das Gebüsch vor mir rollte, merkte ich, dass es bergab ging.

Ich riss die Arme vor mein Gesicht, kurz bevor ich hörte, wie irgendetwas riss. Es dauerte einige Zeit, bis ich unten angekommen war. Vor mich hin fluchend rappelte ich mich auf, zupfte so gut es ging Moos und Zweige aus meinen Haaren und blickte den Hang hinauf. Naito war nirgends zu sehen, was mir Sorgen bereitete. Ich blickte noch an mir hinab, um mich zu vergewissern, dass ich nicht verletzt war. Jetzt wusste ich, was gerissen war, als ich den Hang runter gerollt war. Mein Top war nun nämlich bauchfrei. „Na dann mal auf." Ich griff nach einer Wurzel und fing an zu klettern. Ich war etwa bei der Hälfte, als eine Wurzel meinem Gewicht nicht standhielt und riss. Schnell versuchte ich nach einer anderen zu greifen, wobei ich mich an einem spitzen Stock schnitt. Sonderlich tief war die Wunde nicht, jedoch zog sie sich über meine gesamte Handfläche und blutete stark. Trotz der blutenden Hand kletterte ich weiter, immerhin hatte ich schon mit schlimmerem zu kämpfen.

Oben angekommen hielt ich erst mal Ausschau nach meinem kleinen Freund. Wie schon erwartet war von ihm aber nichts zu sehen. Ich machte mich auf den Weg, in die Richtung, in die ich meinte, ihn weiter rennen gesehen zu haben, während ich ihn mehrere Male rief. Lange lief ich durch den dichten Dschungel. Ich machte mir wirklich große Sorgen. Naito und ich waren seit er bei mir war nicht mehr getrennt. Es war zwar schon oft so gewesen, dass er etwas roch und dann losrannte, aber da war ich dann nicht so dämlich einen Hang hinab gerollt und hatte ihn verloren. Nach etwa zwei Stunden sah ich ihn endlich. Er rannte stürmisch auf mich zu. Man sah ihm an, dass er sich freute mich zu sehen. Vermutlich hatte er gar nicht bemerkt, dass ich plötzlich weg war. Ich ging in die Hocke und er sprang in meine Arme. „Naito, ich hab' mir solche Sorgen gemacht!" Ich strich ihm durch sein glänzendes, nun etwas verwuscheltes Fell, bevor ich ihn auf meine Schulter setzte und mich auf den Rückweg machte. Naito und ich hatten noch einen weiten Weg vor uns, als es langsam anfing zu dämmern. Es wurde schnell ziemlich kühl und ich bekam eine Gänsehaut, dazu noch gelegentliche Zitteranfälle. Ich hatte noch nicht einmal die Hälfte des Weges geschafft, als ich merkte, dass ich auch schon ziemlich müde wurde. Letztendlich schaffte ich es dann aber doch noch aus dem Dschungel und als ich über den Strand lief, ahnte ich schon, dass ein ziemlich wütender Kid an Board auf mich warten würde. Wäre ich nicht so müde gewesen, wäre es mir auch ziemlich egal gewesen, doch jetzt wollte ich einfach nur noch ins Bett.

Im Dunkeln erkannte ich erst nur die groben Umrisse des Schiffes, doch umso mehr ich mich der Adventure Galley näherte, umso mehr war ich mir sicher, dass diese Gestalt, die da an der Reling stand und mich offensichtlich beobachtete, mein Kapitän war. Als ich mein rechtes Bein auf die erste Sprosse der Leiter setzte und mich damit hoch drückte, merkte ich erst, dass mein Bein immer noch von dem Angriff auf Bartholomew Kuma schmerzte. Vermutlich war ein Grund dafür, dass ich es nun wieder so merkte, dass ich es heute durch das viele Laufen ziemlich belastet hatte. Ich ignorierte es jedoch wieder und versuchte das Hinaufklettern so lange hinaus zu zögern wie nur möglich.

An Deck angekommen stand Kid direkt neben mir und blickte mich wütend an. Das erkannte ich selbst in dem schwachen Licht, das der Mond und die wenigen Fackeln an Deck uns spendeten. „Hey." Begrüßte ich ihn mit einem etwas entschuldigendem Lächeln. Ich wusste zwar, dass es nichts brachte, aber dennoch wollte ich noch immer einem streit aus dem Weg gehen. Dafür war ich einfach zu müde. „Wo warst du!?" Knurrte der Rothaarige und verschränkte die Arme. „Auf der Insel. Wo sonst?" Antwortete ich und verdrehte meine Augen dabei. Einerseits, weil ich noch immer keine Lust auf die folgende Unterhaltung hatte, andererseits, weil diese Frage extrem blöd war. Wo sollte ich denn sonst gewesen sein? Er hatte mich doch sogar zurückkommen sehen. „Und wie kommst du auf die Idee ohne meine Erlaubnis an Land zu gehen?" Nun wurde er lauter. „Keine Ahnung. Ich hatte Lust drauf. Wenn du mich dann entschuldigen würdest, ich bin ziemlich müde." Ich versuchte, an ihm vorbei zu kommen, doch er packte mich an meiner linken, verletzten Hand und zog mich wieder vor sich. Dabei kniff ich meine Augen zusammen, aber unterdrückte jegliche Geräusche, die man so von sich gab, wenn man Schmerzen hatte. Er drückte die Hand ziemlich fest zusammen, was schon ohne die Bisswunde weh tun würde. „Du gehst nirgendwo hin!" Ich war mir nicht ganz sicher, ob man das schon schreien nennen konnte, aber er war sicherlich laut genug, dass ihn der Großteil der Crew hören konnte, obwohl sie alle in ihren Kajüten waren. „Was willst du denn noch?" „Dir klar machen, dass du so was nicht noch einmal machen kannst:" „Pff, was willst du tun? Mich weiter anschreien? Mich schlagen?" Ich sah ihn unbeeindruckt an. Er hingegen drückte meine Hand noch fester zusammen, sodass ich mir dieses Mal ein Keuchen nicht verkneifen konnte. Um ihn davon abzulenken fragte ich ihn: „Was interessiert dich das überhaupt? Wenn mir was passieren würde, dann wäre es eben so. Außerdem ist mir ja nicht mal was passiert." Ich schaffte es endlich ihm meine Hand zu entreißen und legte schützten meine rechte um die linke Hand. „Und was ist das?" Er griff mein zerrissenes Oberteil und zog mich somit näher zu sich. Da es sowieso schon kaum meine Rippen bedeckt hatte, entblößte es nun eindeutig zu viel, auch wenn ich mir sicher war, dass das nicht seine Absicht gewesen war. Ich schlug ihm seine Hand weg. „Das ist nichts!" „Ach und das?" Nun schnappte er sich mein Handgelenk und öffnete meine Faust. Er sah sich meine Hand kurz an, bevor er mir wieder wütend in die Augen blickte. „Oh mein Gott! Ein Schnitt in meiner Hand, ich werde sterben." Meinte ich ironisch und verdrehte abermals die Augen. „An was hast du dich geschnitten?" „Das ist doch vollkommen egal! Lass' mich jetzt schlafen gehen. Ich hab' da jetzt echt keinen Bock drauf." Ich versuchte wiedermal vergebens an meinem Kapitän vorbei zu kommen. Er drückte mich zurück. Mit so viel Schwung, dass ich gegen die Reling knallte. Ich rappelte mich wieder auf und versuchte aufrecht zu stehen, doch mir fehlte gerade der Atem. Ich war blöd mit dem Rücken aufgekommen und dazu hätte ich nicht erwartet, dass er mich verletzen würde. „Du bleibst hier!" Schrie er mich an. „Was ist denn jetzt noch!?" Schrie ich mindestens genauso laut zurück. „Schrei mich nicht an!" „Du schreist mich doch auch an!" Er kam einen Schritt auf mich zu, wobei ich bei dieser Entfernung zwei gebraucht hätte, packte meine beiden Handgelenke und drückte mich gegen die Reling, wobei ich mich rückwärts schon etwas über das Geländer lehnte. Ich versuchte nicht darauf zu achten, dass es hinter mir einige Meter in die Tiefe ging. „Ich darf dich auch anschreien, ich bin der Käpt'n. ICH darf alles." „Ich lass' mir aber nicht vorschreiben, was ICH darf und was nicht!" „Und ob du das tust!" „Sicherlich nicht! Erst recht nicht von jemandem wie dir!" Nun reichte es mir, mein Rücken schmerzte von dieser unbequemen Position und ich hatte keine Lust mehr darauf, mich weiter anschreien zu lassen, also trat ich meinem Kapitän in den Bauch, sodass ich mich aus seinem Griff befreien konnte. Naito, der die ganze Zeit knurrend und kampfbereit neben uns auf dem Geländer gestanden war, setzte schon zum springen an, um Kid anzufallen, doch ich hielt ihn gerade noch so auf. Der Rothaarige würde ihn vermutlich zerfetzen. Ich hatte erwartet, dass mir mein Kapitän nun tatsächlich ordentlich etwas antun würde, aber er schnaubte nur wütend und wandte sich von mir ab. Während er sich auf den Weg unter Deck machte brummte er, dass ich die Nachtwache übernehmen sollte. Ich war zwar todmüde, aber schlafen gehen und riskieren, dass ich ihn noch wütender machte, wollte ich dann auch nicht. Außerdem könnten tatsächlich feindliche Piraten oder die Marine hier auftauchen und würde keiner Wache halten, wären wir dann ziemlich aufgeschmissen.

Ich nahm Naito wieder auf meine Schulter und setzte mich dann auf ein Fass, von wo aus ich aufs Meer blicken konnte. Ich vermutete nicht, dass uns von der Insel her jemand angreifen würde, da diese unbewohnt aussah. Meine Müdigkeit war kaum zu unterdrücken, die Kälte hier draußen half mir auch nicht viel dabei, wach zu bleiben. Nach einiger Zeit ,und schaffte es erstaunlich lange nicht einzuschlafen, fielen meine Augen letztendlich zu. Da das Fass direkt an der Wand stand, hinter der die Kombüse war, lehnte ich mich gegen sie und viel somit nicht runter.

„Kuraiko? Kuraiko, wach auf!" Ich erkannte Killers Stimme. Er redete leise. Ich blinzelte ein Paar mal. Es war noch immer dunkel. „Scheiße! Ich bin eingeschlafen." Ich rieb mir die müden Augen und gähnte. „Was machst du eigentlich hier? Solltest du nicht auch schlafen?" Der Maskenträger fasste sich an den Kopf oder eigentlich eher an die Maske. „Ich dachte mir schon, dass du einschläfst." „Oh. Und woher wusstest du, dass ich Nachtwache habe?" „Der, der heute eigentlich dran gewesen wäre, wurde von Kid abgelöst, aber er selbst hält nie Nachtwache. Ich wusste, dass er nur auf dich warten und dich zur Strafe Wache halten lässt." Ich nickte nur. „Geh schlafen, ich übernehm'." „Nein, ist schon okay. Das ist meine Strafe." „Geh. Wenn du hier einschläfst bringt das keinem etwas." „Bekommst du nicht auch Ärger, wenn du mich ablöst?" Ich sah ihn besorgt an. Eigentlich wollte ich sein Angebot wirklich annehmen, aber wenn er wegen mir Ärger mit Kid kriegen würde, würde ich mich schlecht fühlen. „Der denkt da morgen gar nicht mehr drüber nach. Du musst dir keine Sorgen machen, ich komm' klar." „Bist du dir sicher?" Zur Antwort nickte er nur. Ich bedankte mich und ging mit Naito in meine Kajüte. Er war mal wieder wach geblieben, um auf mich aufzupassen. Ohne mich umzuziehen fiel ich ins Bett, kuschelte mich in die Decke und schlief fast sofort ein.

One Piece Kid FFWhere stories live. Discover now