Kapitel 14

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Die Kombüse war noch ziemlich leer. Außer Jay, Killer, Heat und noch ein paar anderen Männern fanden wir keinen vor. Während die Anderen noch auf die Frühstückseier, die Jay gerade zubereitete warteten, fing ich schon mal an mein Brot zu essen. Nach und nach kamen immer mehr Männer in den Raum und setzten sich verschlafen an den großen Tisch. Als ich fertig war, stellte ich meinen Teller noch neben das Spülbecken und machte mich dann auf den Weg an Deck. Bevor ich die Kombüse verlassen hatte, meinte Kid noch, dass ich in etwa einer halben Stunde in seine Kajüte kommen sollte. „Wieso?" Wollte ich wissen. Ohne mich anzusehen antwortete er: „Ich muss noch mit dir reden." In seiner Stimme klang etwas mit, das sich nach Ärger anhörte, weshalb ich die Augen verdrehte, kaum dass ich ihm wieder den Rücken zugewandt hatte. Über was wollte er denn jetzt mit mir reden? Auf dem Flur kam mir Naito entgegen gerannt. Wir hatten wohl vergessen Kids Tür zu schließen, weshalb er den Raum verlassen konnte. „Na du? Guten Morgen." Ich lächelte ihn breit an und nahm ihn hoch. Er sah mich fröhlich mit seinen schwarzen Knopfaugen an. Mit ihm im Arm begab ich mich dann an Deck. Die frische, noch kühle Luft am Morgen tat gut. Es kam nur selten vor, dass ich schon so früh morgens wach war. Naito kletterte von meinen Armen auf das Geländer und blickte in alle möglichen Richtungen, während seine Ohren sich immer wieder in verschiedene Richtungen neigten. Ich lehnte mich an die Reling, schloss die Augen und genoss den Gegenwind. Nach einiger Zeit in der ich nur in die Ferne blickte, vermutete ich, dass etwa eine halbe Stunde schon vergangen war. Naito wuselte vor mir her als ich mich zurück auf den Weg zu Kids Kajüte machte. Ich klopfte nicht an, sondern ging einfach rein.

Er stand gerade da, nur mit einem Handtuch um die Hüften gewickelt und rubbelte sich mit einem anderen Handtuch die Haare trocken. Ich versuchte mich auf alles, nur nicht auf seinen unglaublichen Körper zu konzentrieren und setzte mich auf sein Bett. „Also, was gibt's?" Ich blickte zu Naito, der den Boden ab schnüffelte, nur um nicht den halbnackten Rothaarigen anzusehen, von dem ich den Blick dann wohl kaum wieder abwenden könnte. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er in seinem Bad verschwand und die Tür ein Stück weit, aber nicht ganz schloss. Ich spielte mit dem Gedanken einen Blick zu riskieren, entschied mich dann jedoch dagegen. Bekleidet mit einer grauen Jogginghose, aber noch immer Oberkörper frei, kam der Rotschopf wieder aus dem Bad. Seine Haare waren noch etwas feucht und hingen ihm ins Gesicht. Irgendwie sah das sogar ziemlich gut aus, trotzdem löste es in mir den Drang aus, durch seine Haare zu wuscheln, sodass sie so nach oben standen, wie sie es immer taten. „Mach das nie wieder." Seine Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Verwirrt sah ich meinen Kapitän an. „Was soll ich nie wieder machen?" „So was wie gestern. Von mir aus widersetze dich meinen Befehlen so viel du willst, aber nicht wenn es dich selbst oder andere in Gefahr bringt." Er zog den Stuhl unter seinem Schreibtisch hervor, drehte ihn so hin, dass er mir gegenüber stand und setzte sich dann hin. „Ich kann doch nicht nur hier herumliegen, während ihr da oben sterben könntet." Ich lehnte mich ein Stück nach hinten und stützte mich mit den Händen ab. Meinen Kopf warf ich in den Nacken und nach einem weiteren Mal die Augen verdrehen sah ich an die Decke. „Hast du gedacht in diesem Zustand wärst du uns eine Hilfe gewesen? Heat musste dich die ganze Zeit beschützen. Eigentlich hatten wir alle ein Auge auf dich, was uns nur vom Kampf ablenkte." Kid klang ziemlich vorwurfsvoll und auch etwas wütend. Ich ließ meinen Kopf wieder nach vorn fallen, um ihn ansehen zu können. Er war wieder aufgestanden und lief nun im Zimmer hin und her, während er sich mit der Hand durch die roten Haare fuhr. Musste er das machen? Wusste er, wie schwer es war, da noch bei der Sache zu bleiben? „So schlimm war mein Zustand doch gar nicht. Ich hab' einige Soldaten aus dem Weg geräumt." Der Rothaarige wandte sich wieder mir zu und setzte sich erneut hin. „Du hast schon wieder verdammt viel Blut verloren." „Und? Es geht mir gut." „Es geht dir nicht gut. Du taumelst herum wie irgendein Betrunkener. Es geht dir beschissen." Der Rothaarige wandte seinen Blick ab, jedoch konnte ich sehen, wie er seinen Kiefer und seine Fäuste anspannte. „Woher willst du wissen, wie es mir geht? Und ich taumele, natürlich, ich hab' nun mal viel Blut verloren. Dennoch, ich kann noch stehen und ich könnte jetzt auch kämpfen. Nicht so gut wie sonst, aber..." Ich brachte meinen Satz nicht zu Ende, denn er unterbrach mich. Etwas erschrocken sah ich ihn an, als er plötzlich wieder aufsprang und gegen die Wand schlug. „Halt doch die Klappe! Erzähl' mir nicht, dass du jetzt kämpfen könntest. Nicht mal gegen Sam würdest du länger als drei Minuten ankämpfen können." „Aber..." Wieder unterbrach er mich. Er stützte sich an der Bettkante ab, während er sich über mich beugte, weshalb ich mich ein ganzes Stück zurück lehnen musste. „Hör zu, solange deine Verletzung nicht wieder vollständig verheilt ist, wirst du nicht mehr kämpfen. Egal was passiert. Und um sicher zu gehen, bekommst du deine Waffen vorher auch nicht zurück." „Was? Das kannst du nicht machen!" Mein Blick schweifte kurz über seinen trainierten Oberkörper, der gerade ziemlich nah an meinem Körper war. Dann versuchte ich wo anders hinzusehen, wobei mein Blick auf das Loch in der Wand fiel, welches er hinterlassen hatte. „Und ob ich das kann." Inzwischen waren wir beide aufgestanden. Kid hatte seine Arme vor der Brust verschränkt, ich hingegen ballte meine Hände wütend zu Fäusten. „Dann kämpf' ich eben ohne Waffen. Wenn dir das lieber ist." „Das wirst du nicht!" „Du kannst mir das nicht verbieten! Du würdest auch kämpfen, egal ob verletzt oder nicht." „Mir schadet so eine Verletzung aber auch nicht so sehr wie dir!" „Jetzt tu' nicht so, als wärst du so viel stärker! Du weißt genau, dass ich dich besiegen könnte." „Darum geht's doch hier gar nicht! Dein Körper hält schlichtweg nicht so viel aus wie meiner." „Du schätzt mich völlig falsch ein, nur weil ich so klein bin!" Ich sah meinem Kapitän an, dass ihm die Nerven mittlerweile blank lagen. „Du musst hier doch niemandem beweisen, wie stark du bist! Ich weiß, dass du vermutlich eine der besten Kämpfer hier an Board bist. Aber wir wissen auch beide, dass dein kleiner, zierlicher Körper niemals so viel aushalten kann, wie der von Killer, von Heat oder von mir! Du musst nicht bis ans Ende gehen. Wir alle wissen, dass du's drauf hast." Wiedermal verdrehte ich meine Augen und fuhr mir währenddessen durch die Haare. „Ich will mich doch gar nicht beweisen! Ich will euch beschützen! Wenn jemand im Kampf drauf gehen würde, während ich ganz entspannt im Bett liege, könnte ich mir das niemals verzeihen!" „Schonmal daran gedacht, dass ich, nein, wir alle dich auch beschützen wollen? Dass wir wollen, dass dir nichts passiert? Keiner macht dir einen Vorwurf, wenn du verletzt bist und nicht kämpfen kannst! Genauso wie keiner Jay Vorwürfe machen würde oder Heat oder Wire oder sonst irgendjemandem, nicht einmal mir."

Ich gab mich geschlagen. Die Unterhaltung führte doch zu nichts. Er hatte ja Recht in dem, was er sagte, jedoch verstand er einfach nicht, dass es mir darum ging, dass ich mir selbst nicht verzeihen könnte. Ich würde schon einen Weg finden, kämpfen zu können, sollte es denn in nächster Zeit wieder zu einem Kampf kommen.

„Na also. Und jetzt leg' dich am Besten wieder hin." Mein Kapitän gab mir einen leichten Schubs. Um nicht umzufallen, wollte ich einen Schritt nach hinten setzten. Ich vergaß jedoch, dass direkt hinter mir das Bett stand. Da ich mich somit nicht mehr abfangen konnte, fiel ich rückwärts ins weiche Bett. Sofort stützte ich mich auf meine Ellenbögen und warf dem Rothaarigen einen finsteren Blick zu. Er lachte leise vor sich hin und drehte mir den Rücken zu, da er ein T-Shirt aus seinem Schrank kramte. Ich griff nach einem Kissen und warf es ihm an den Kopf. „Idiot!" Kid hob das Kissen wieder auf und warf es mir an den Kopf. „Vorsichtig, ich bin der Käpt'n." Ein breites Grinsen zierte sein Gesicht, während er sich das Shirt anzog. „Was soll denn das Gesicht?" Ich merkte erst als er mich das fragte, was für einen man konnte sagen enttäuschten Gesichtsausdruck ich hatte. „Naja, ohne hast du mir besser gefallen." Ich blickte sofort wieder zum Boden. Ich konnte nicht glauben, dass ich das gesagt hatte. „Du würdest mir oben ohne auch besser gefallen." Als ich kurz aufblickte konnte ich ein dreckiges Grinsen auf seinem Gesicht erkennen. „Okay, ich geh' dann jetzt." Mit vermutlich hochrotem Kopf verließ ich zusammen mit Naito Kids Kajüte. In meiner Kajüte nahm ich erst mal eine Dusche, bevor ich mich hinlegte. Irgendwie war ich tatsächlich müde. Woran das lag wusste ich nicht, vermutlich an meinem starken Blutmangel.

One Piece Kid FFWhere stories live. Discover now