Kapitel 5

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An Deck ging es drunter und drüber. Das Schiff wurde klar gemacht um abzulegen. Durch ein paar Männer, die sich miteinander unterhielten, erfuhr ich, dass unser nächstes Ziel die Fischmenscheninsel sein würde. Ich dachte mir schon, dass wir uns vermutlich direkt auf den Weg in die neue Welt machen würden. Am Steuer entdeckte ich Kid, Killer und einen anderen Mann, vermutlich den Navigator, auf die ich direkt zuging. Bei so viel Durcheinander war es gar nicht mal so leicht, an meinen Kapitän heranzukommen, aber irgendwie gefiel es mir, dass hier so viel los war. Gewöhnungsbedürftig war es dennoch. Als ich dann die paar Stufen hinauf stieg, die zum Steuer führten, hob Killer den Kopf und sah mich an. Kid und der Navigator bemerkten mich nicht, da sie beide viel zu konzentriert auf den Lockport blickten. Erst als ich mich räusperte, sahen auch die beiden mich an. Der Rotschopf wandte seinen Blick jedoch schnell wieder von mir ab und wollte gerade einen Satz an den Navigator gerichtet beginnen, als ich meine Frage stellte. „Kann ich irgendwo helfen? Ich will nicht als Einzige nichts tun." Mein Kapitän ließ sein Genick heftig knacksen, als er wieder zu mir blickte. Vermutlich um mir zu zeigen, dass es ihm überhaupt nicht passte, dass ich angefangen hatte zu reden, als er es gerade vorhatte. Mich ließ das ziemlich kalt. „Wie wärs wenn du dem Koch hilfst?" Meinte er dann mit einem fiesen Grinsen. „Müssen alle Neulinge zuerst dem Koch helfen?" Und obwohl ich die Antwort auf diese Frage schon wusste, erwiderte er mit einem noch breiteren Grinsen: „Nein. Was denkst du denn, warum ich eine Frau in der Crew haben will? Der Koch kommt bei den vielen Männern alleine gar nicht mehr mit der Arbeit zurecht." „Hmhh, vielleicht solltest du ihm dann ein wenig unter die Arme greifen, immerhin sind es deine Männer, die sich hier für dich den Arsch aufreißen. In der Küche kannst du nämlich genauso gut wie jede Frau helfen." Ich sah, wie eine Wutader auf der Stirn der Rothaarigen bedenklich anfing zu pochen und auch merkte ich, wie schockiert mich der Navigator ansah. Er befürchtete vermutlich, Kid würde jetzt das ganze Schiff zusammenschlagen. Ich wusste aber, dass er nichts anstellen würde, wenn ich diejenige war, die ihn wütend machte. Mal nicht, solange ich es nicht übertrieb. Woher ich das wusste, fragte ich mich selbst, aber irgendwie wusste ich das eben. Vielleicht lag es aber auch einfach daran, dass es mir sowieso ziemlich egal wäre. Mir fiel erst gar nicht auf, dass Kid wohl ziemlich sprachlos war, jedenfalls sagte er nichts, sondern starrte mich nur wütend an und ballte seine Fäuste. Seine Knöchel standen schon ganz weiß hervor. „Bevor dir noch der Kopf platzt, weil du nicht mehr weißt, was du sagen sollst, geh ich wohl besser mal dem Koch helfen. Du bist anscheinend doch zu unfähig dafür." Ich setzte ein zuckersüßes, aber auch irgendwie arrogantes, provozierendes Lächeln auf und stieg die Stufen wieder herab. Ich fragte einen Mann wo die Kombüse sei und ging durch die Tür, auf welche er gezeigt hatte, während er freundlich den Weg beschrieb, welcher eigentlich nur ein Mal über das gesamte Deck führte.

Der Koch war gerade mit Geschirrspülen beschäftigt und kehrte mir somit den Rücken zu, weswegen er mich erst bemerkte als ich die Tür hinter mir zufallen ließ. „Oh." Er schien recht überrascht, verständlich. Ich war mir sicher, ihn bei meiner Ankunft nicht an Deck gesehen zu haben und vermutlich hat ihm noch keiner von mir erzählt. „Hallo! Kann ich dir irgendwie helfen?" „Eigentlich bin ich hier um dir zu helfen." Ich umging die Küchenzeile, welche an die Tische grenzte und stellte mich neben den mich verwirrt ansehenden Koch. „Befehl vom Käpt'n." Half ich ihm also nach. „Käpt'n? Das heißt du bist neu?" „Jap. Der Käpt'n meint du brauchst Hilfe in der Küche. Also, was kann ich tun?" Der braunhaarige, fast zwei Köpfe größere Mann sah sich hektisch um, bis er nach dem gesuchten Geschirrtuch griff und es mir reichte. „Du kannst das Geschirr abtrocknen." Es dauerte einige Zeit, bis alles sauber und aufgeräumt war, da die Crew nun mal nicht gerade klein war, sodass ich mich gut mit dem Schiffskoch unterhalten konnte. Ich erfuhr, dass er Jay hieß und schon eines der ersten Mitglieder der Crew war. Die meiste Zeit verbrachte er tatsächlich in der Küche, da er alles alleine spülte, wenn er nicht gerade am Kochen war. Somit verbrachte er trotz der großen Crew viel Zeit alleine. Die anderen betraten die Kombüse eigentlich nur, wenn es Essen gab. „Und was hast du so gemacht, bevor du in die Crew eingestiegen bist?" Fragte er mich, nachdem es einige Zeit nur um ihn gegangen war. Ich erzählte ihm, dass ich die letzten zwei Jahre alleine mit dieser Nussschale umher gesegelt bin. Dass ich davor alleine mit meiner Mutter in einer kleinen, renovierungsbedürftigen Hütte gelebt habe, ließ ich aus. Ich kannte ihn ja kaum, außerdem würde ihn das vermutlich sowieso nicht interessieren. Als wir dann mit dem Geschirr fertig waren meinte Jay, dass ich gehen könnte. Das Abendessen würde er alleine hinbekommen und da ich eine miserable Köchin war, würde ich ihm auch keine große Hilfe sein. In meiner Kajüte angekommen, sah ich erst mal nach Naito. Er schlief noch immer. Ich hatte nichts zu tun und so beschloss ich mich einfach zu ihm zu legen. Kaum dass ich das Kissen berührte, schlief ich auch schon ein. Ein Klopfen an der Tür weckte mich, genauso wie Naito. Er gähnte und streckte sich, während ich mein Gesicht im Kissen vergrub. „Was?" Brummte ich. Mich zu wecken war niemals eine gute Idee, wenn es ein anderer als Naito war. „Der Käpt'n fragt nach dir, du sollst mit an Land gehen. Er meint du hast 10 Minuten." „Der kann sich seine 10 Minuten sonst wo hin schieben." Murmelte ich eher mir selbst zu, während ich langsam aus dem Bett glitt. Das dumpfe Geräusch, das entstand, als ich auf dem Boden aufkam, ließ auch Naito endgültig aufstehen. Es dauerte einige Momente, bis ich realisierte, dass es schon morgens war. Anscheinend hatte ich das Abendessen verpasst. Noch gähnend trottete ich ins Bad. Ich machte mich so gut es in kürzester Zeit eben ging fertig. Eigentlich hätte ich mich für Kid nicht extra so beeilt, aber ich wollte nun mal mit und möglicherweise wäre er eben ohne mich gegangen, wäre ich nicht rechtzeitig fertig gewesen. An Deck teilte der Kapitän gerade die Aufgaben ein und wählte eine Gruppe, die dafür zuständig war, Vorräte zu besorgen. Wer mit ihm an Land ging stand wohl schon fest. Killer sprang gerade von der Reling an Land. Heat und Wire, sowie zwei andere Männer waren schon von Board gegangen. „Also, bist du dann so weit, Eustass?" Fragte ich meinen Kapitän, als ich gerade dabei war auch von Board zu klettern. Er hatte gar nicht bemerkt, wie ich an ihm vorbei gegangen war. Auf dem Weg irgendwohin, ich hatte keine Ahnung was mein Kapitän vorhatte, redeten wir kaum. Kurz bevor wir eine Bar erreichten, wonach Kid offensichtlich gesucht hatte, fiel mir jedoch ein, dass ich dringend Klamotten brauchte. Ich hatte ja nichts, außer das, was ich gerade trug. Nachdem ich ihm das mitteilte, meinte er, dass Killer mich begleiten würde, etwas besorgen zu gehen und wir dann einfach wieder zu dieser Bar kommen sollen. Irgendwie fand ich es unnötig, dass Killer mich begleitete, aber so hatte ich immerhin jemanden, der die Klamotten trägt und für mich bezahlt. Wir redeten nicht viel, außer darüber, wo es vermutlich Klamottenläden gab. Es dauerte dann aber auch nicht lange, bis wir ein Geschäft fanden, in dem wir bekamen was ich wollte. Ich nahm mir einiges, ohne darauf zu achten, wie viel es kostete und reichte es dem Maskenträger. Er würde schon etwas sagen, wenn es zu teuer werden würde. Irgendwann konnte ich den Blonden hinter all den Klamotten, die hauptsächlich schwarz oder in dunklem, grün, blau, rot oder violett waren, gar nicht mehr sehen. Ich beschloss, dass das erst mal reichen sollte. Die Kassiererin packte alles schnell und ordentlich in Tüten und vermied es, Killer anzusehen. Ich verstand sie. Irgendwie war er mit der Maske schon ziemlich unheimlich. Ohne zu bezahlen nahm er die Tüten und verließ das Geschäft. Ich sah ihm etwas sprachlos hinterher. Deswegen hatte er nichts zu dem Preis gesagt. Die Verkäuferin war zwischen Wut und Angst hin und her gerissen, ich konnte ihr ansehen, dass sie ihm etwas hinterher rufen wollte, sich aber nicht traute. Ich sah die Meerjungfrau noch ein Mal mit einem Schulterzucken und einer gleichgültigen Miene an, bevor ich Killer eilig folgte. Bevor wir an der Bar, in der wir Kid und die anderen wieder treffen sollten, ankamen, besorgte mir Killer noch was zu Essen, da ich noch nichts gegessen hatte und mein Bauch uns das mit lautem Knurren deutlich zu verstehen gab.

Weiterhin passierte nichts Großartiges in den zwei Tagen, die wir an der Fischmenscheninsel anlegten. Ich lernte ein paar Crewmitglieder etwas näher kennen und wusste inzwischen auch schon einige Namen, auch wenn ich einige noch miteinander verwechselte. Mit meinem reizenden Kapitän zoffte ich mich auch hin und wieder, aber ich hatte ein gutes Gefühl dafür, wann genug war. Irgendwie konnte ich gut abschätzen, wann ich die Grenze erreicht hatte, welche ich nicht überschreiten sollte, wenn ich nicht wollte, dass Kid das Schiff zusammenschlug oder jemandem den Kopf abriss. Bei mir würde er das natürlich nicht schaffen. Ich war zu schnell und zu geschickt im Kampf für ihn. Als ich mit Killer noch mal in der Stadt ein paar Dinge, die ich als Frau eben so benötigte, besorgte, liefen wir auch noch Capone Gang Bege und ein paar seiner Männer über den Weg. Killer und er schienen so zu tun, als hätten sie nie von einander gehört und blickten sich nicht einmal an. Ich hingegen behielt den feindlichen Piratenkapitän gut im Auge bis er außer Sichtweite war. Natürlich unauffällig. In meinen zwei Jahren auf See sind mir schon einige hinterhältige Kerle begegnet und ich ging bei so etwas niemals ein Risiko ein. Ich war mir jedoch auch sicher, dass er und Killer auch auf den anderen achteten. Sie waren beide nicht blöd und schon gar nicht unerfahren.

In dieser kurzen Zeit in der wir auf der Fischmenscheninsel waren, wurde mir jedenfalls bewusst, dass Killer sozusagen mein „Babysitter" war. Kid vertraute mir noch nicht ganz und das konnte ich gut verstehen. Immerhin habe ich ihn zum Kampf herausgefordert und ich sowie er wussten, dass ich auf dem Archipel bei weitem nicht alles gegeben habe. Der Maskierte war eigentlich immer in meiner Nähe. Ich fragte mich schon fast, ob er überhaupt geschlafen hatte in den drei ersten Nächten, die ich an Board verbrachte. Am Morgen des dritten vollständigen Tages, die ich nun zur Crew gehörte, legten wir wieder ab und machten uns wieder aufwärts auf den Weg in die neue Welt. Ich ließ es mir zwar nicht anmerken, aber ich war ziemlich aufgeregt. So vieles hatte ich schon über die neue Welt gehört und wollte endlich mit eigenen Augen sehen, wie es dort so war.


One Piece Kid FFWhere stories live. Discover now