Kapitel 10

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„Was willst du denn wissen?" Kid schloss zuerst die Tür hinter mir, bevor er antwortete. „Alles, was du so zu erzählen hast." Er zog den Stuhl von seinem Schreibtisch hervor und drehte ihn so, dass er dem Bett gegenüber stand. „Da gibt's nicht viel zu erzählen." Nachdem mir mein Kapitän mit einer Handbewegung andeutete, mich zu setzten, ließ ich mich auf dem Stuhl nieder. Kid saß mir gegenüber auf seinem Bett. „Das glaube ich nicht. Wo hast du zum Beispiel gelernt, so zu kämpfen?" „Hab's mir selbst beigebracht." „Und wieso?" „Weil ich Piratin werden wollte. Ich halte nicht viel von der Weltregierung und will nicht nach ihren Regeln leben. Wollte ich noch nie." „Was hast du gegen die Weltregierung?" Er wirkte wirklich interessiert, mir hingegen war es ziemlich unangenehm so ausgefragt zu werden. Mein Blick löste sich von seinem und ich sah auf den Boden. „Lange Geschichte." Kid legte seine Hand unter mein Kinn und brachte mich so dazu, ihn wieder anzusehen. „Ich hab' Zeit." Naito, der bisher Kids Kajüte ab geschnüffelt hatte, kletterte nun auf meine Schulter. Ich sah meinem Kapitän einen Moment lang schweigend in die Augen. „Meine Mutter war eine Sklavin. Mein Vater war ihr Besitzer." Das Wort „Besitzer" würgte ich eher heraus, als würde mir davon übel werden. Bei dem Gedanken daran, wer mein Vater wr, wurde mir jedoch tatsächlich etwas schlecht. „Er war irgend so ein reicher Schnösel, der auch meinte, sich Sklaven halten zu müssen. Er zwang die Frauen, unter anderem auch meine Mutter, zu schrecklichen Dingen. Irgendwann kam ich dann dabei raus." Ich hatte meinen Blick wieder von dem Rotschopf abgewendet und fuhr mir selbst mit der linken Hand über den rechten Oberarm. Ich ekelte mich vor mir selbst. Durch meine Adern floss das Blut dieses verabscheuungswürdigen Mannes. „Meine Mutter hat es dann geschafft abzuhauen. Hätte er herausgefunden, dass sie schwanger wäre, würde ich jetzt vermutlich nicht mehr existieren." Ich merkte, wie die Tränen in meinen Augen anstiegen. Ich liebte meine Mutter so sehr. Obwohl sie mich nie gewollt hatte, jedenfalls nicht auf diesem Weg und vor allem nicht von ihm, hatte sie mich immer geliebt. Sie tat immer alles mögliche dafür, dass es mir gut ging. Wieder brachte mich Kid dazu, ihn anzusehen, indem er mein Kinn nach oben drückte. „Und die Weltregierung unternimmt nichts gegen die Sklaverei, deswegen willst du dich an ihnen rächen." Ich nickte. „Ich will nicht, dass noch mehr Menschen so leiden, wie meine Mutter es tat." Einen Moment schwiegen wir beide und sahen uns nur an. In dem Blick meines Kapitäns lag soetwas mit Mitgefühl. „Du bekommst deine Rache. Immerhin bist du in der Crew des zukünftigen Piratenkönigs." Meinte er dann und lächelte mich aufmunternd an. Mit ebenfalls einem Lächeln auf den Lippen nickte ich. „Kannst du dann bitte aufhören zu weinen? Wenn ich eines nicht ertragen kann, dann Menschen, die mir am Herzen liegen, weinen zu sehen." Ich hatte selbst gar nicht bemerkt, dass die Tränen sich ihren Weg über meine Wangen gesucht hatten. Gerade hob ich meine Hand, um sie weg zu wischen, da hielt Kid mich auf. Sanft hielt er meine Hand fest und wischte mit seiner anderen die Tränen aus meinem Gesicht. Ich merkte wie ich rot wurde. Schnell wandte ich meinen Blick ab. „'Tschuldigung. Ich wollte es mir eigentlich verkneifen." „Schon okay. Du kannst nichts dafür." Er wuschelte mir durch die Haare und sah dann Naito an. „Und wie kam er zu dir?" Ich folgte seinem Blick und musste dann grinsen. „Ich hab' ihn im Wald gefunden, noch einige Zeit, bevor ich in See stach. Er war noch sehr klein und war verletzt. Als ich ihn gesund gepflegt hatte, wich er nicht mehr von meiner Seite." Ich graulte den Kleinen zwischen den Ohren. Als ich wieder von ihm aufsah, merkte ich erst, wie nah mir mein Kapitän gekommen war, als er sich etwas nach vorne gelehnt hatte, um Naito auch zu graulen. Wir sahen uns einen Moment in die Augen, dann lehnte er sich wieder zurück und wir beide vermieden den Augenkontakt. Was auch immer das gerade zwischen uns war, und es war mehr als diese paar Zentimeter, verwirrte uns wohl beide ziemlich. „Ich geh' dann mal wieder." Meinte ich und stand mit einem merwürdigen Gefühl in der Magengegend auf. Kid stand auch auf und öffnete mir die Tür. Für mich war es immer noch ziemlich unvorstellbar, dass der gefürchtete Eustass Kid solche Manieren hatte und sich sehr um seine Crew kümmerte.

One Piece Kid FFWhere stories live. Discover now