Kapitel 21

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Als ich die Kajüte betrat, saß Kid mit dem Rücken zu mir am Schreibtisch. Nachdem ich einige Schritte auf ihn zugegangen war stellte ich fest, dass er gerade die Zeitung las und mit einer Hand Naito graulte, der auf seinem Schoß lag. Ich ließ meine Arme über seine Schultern fallen und herunterhängen. Kurz streichelte ich Naito noch über den Rücken und dann stützte ich auch noch meinen Kopf auf der Schulter des Rothaarigen ab.

„Irgendwas Neues?" Es dauerte etwas, bis Kid antwortete, da er die Seite vermutlich erst noch zu ende las. „Nicht wirklich." Nun wandte er den Blick von der Zeitung ab und drehte seinen Kopf so, dass er mich, wenn auch etwas schielend, ansehen konnte. Er betrachtete mich kurz und drückte mir dann einen Kuss auf die Wange, was mir ein Lächeln aufs Gesicht zauberte. „Alles klar?" Ich richtete mich wieder auf, woraufhin sich Kid auf dem Stuhl drehte, um mich weiterhin ansehen zu können. „Jup." Gab ich nur von mir und nahm dann Naito hoch. Er schien davon jedoch nicht sonderlich begeistert zu sein, da er mich verschlafen und blinzelnd anblickte und versuchte sich aus meinem Griff zu lösen.

„Wow, ich glaube er fängt an dich mir zu bevorzugen." Meinte ich an den Rotschopf gerichtet, ohne ihn anzusehen. Er grinste nur breit und zuckte mit den Schultern. „Naito, du brichst mir das Herz. Wie kannst du nur?" Fragte ich das Wiesel viel zu dramatisch und ließ mich mit ihm auf das Bett fallen.

„Ist wirklich alles okay? Du bist so... komisch." Ich setzte mich auf und sah den Rothaarigen an, der inzwischen vor mir stand. Er musterte mich mit einem etwas misstrauischem und auch besorgtem Blick. Ich wusste zwar nicht woran er es merkte, aber er merkte es irgendwie. Da er nicht locker lassen würde entschied ich mich dazu, ihm einfach zu sagen, was los war. „Ja, Malu hat nur gerade erzählt, warum sie alleine unterwegs war. Sie musste einer Freundin ihrer Mutter Medizin bringen, da diese krank war. Das alles half aber nichts und...naja... sie weilt nicht länger unter uns." „Und das beschäftigt dich so?" „Ja, ich weiß wie sie sich fühlt. So war es bei meiner Mutter auch. Sie war krank und ich konnte ihr nicht helfen und..." Ich ließ den Satz unvollendet, da ich wusste, dass Kid sich denken konnte, was ich vorhatte zu sagen und ich es einfach nicht über meine Lippen brachte.

„Das hast du mir noch gar nicht erzählt." Inzwischen hatte der Rotschopf sich wieder auf den Schreibtischstuhl fallen lassen, ihn jedoch so gedreht, dass er mich ansehen konnte. „Wieso auch? Du hast mir bisher auch nicht gerade viel von deiner Vergangenheit oder Familie erzählt. Also eigentlich gar nichts." „Da gibt es nichts zu erzählen." Dass er nun auf den Boden blickte und recht leise sprach verriet mir, dass es da sehr wohl etwas zu erzählen gab, jedoch verstand ich es, wenn er nicht darüber sprechen wollte. Ich würde ihn zu nichts zwingen. Ich liebte ihn für die Person die er war und nicht für seine Vergangenheit oder seine Familie. Er würde mir schon davon erzählen, wenn er bereit dazu war.

Es vergingen ein paar weitere Tage. Malu war noch immer bei uns. Ich verstand mich wirklich gut mit ihr, auch die anderen, vor allem Sam, schienen sie zu mögen. Sogar Kid gab zu, dass er sie ganz in Ordnung  fand. Als ich mich morgens mit Kid zum Frühstück begeben wollte und wir gerade dabei waren das Deck zu überqueren, fiel einem der Männer auf, dass eine Insel in Sicht war. Mir war sofort klar, dass das Malus Heimatinsel war und sie uns nun wieder verlassen musste. Ich war schon etwas traurig darüber, immerhin mochte ich sie wirklich gerne, außerdem war es mal schön, eine weitere Frau mit an Board zu haben. Normalerweise war ich nur von Männern umgeben.

„Dann geb' ich Malu mal Bescheid." Meinte ich und beeilte mich in die Kombüse zu kommen. Ich war mir sicher, dass sie schon längst frühstückte, Kid und ich schliefen nämlich im Normalfall am längsten. Ich brauchte gar nicht lange suchen, sie saß Sam gegenüber und schien sich mit ihm zu unterhalten. Beide lachten gerade. Ich ließ mich auf dem Stuhl neben Malu fallen und sofort wandten sich sowohl Malu als auch Sam an mich. „Morgen!" Beide wünschten mir auch einen guten Morgen und dann setzte sich auch Kid zu uns, schwieg jedoch. Ich teilte Malu mit, dass wir demnächst ihre Heimatinsel erreichen würden. Weder sie noch Sam wirkten sehr erfreut, aber das dachte ich mir schon. Ich selbst wollte auch nicht, dass Malu ging. Malu freute sich natürlich ihre Mutter wieder zusehen, aber uns verlassen wollte sie wohl dennoch nicht. Wir frühstückten noch gemeinsam fertig und dann waren wir auch schon fast bei der Insel angekommen.

„Und du willst sicher nichts mitnehmen?" Fragte ich Malu, die gerade ihr – oder auch mein - Bett machte. Ich hatte ihr haufenweise Klamotten von mir angeboten und wusste selbst nicht ganz warum. „Nein, wieso denn? Ich wohne hier und hab' alles was ich brauch'" Sie richtete sich auf und lächelte mich an. In ihren Augen sah ich dennoch, dass sie etwas traurig war. Bisher lehnte ich mit verschränkten Armen im Türrahmen, doch jetzt hatte ich den Drang die Blondine einfach in den Arm zu nehmen. Mit zwei schnellen Schritten war ich bei ihr und erdrückte sie fast.„Ku-rai-ko... Luft." Hauchte sie und versuchte sich vergeblich aus der Umarmung zu befreien. Letztendlich ließ ich dann aber doch von ihr ab.

Irgendwie fand ich es witzig, dass sie, obwohl sie ein gutes Stück größer als ich war, viel schwächer und zerbrechlicher wirkte und auch war.

„Ich denke wir sollten dann mal an Deck gehen." Bemerkte Malu und deutete auf die Tür. Als ich mich umdrehte erblickte ich Sam, der uns wohl holen gehen sollte und im Türrahmen stand. Zu dritt betraten wir schweigend das Deck, wo schon einige warteten, um sich zu verabschieden. Nachdem so ziemlich jeder Malu kurz in den Arm nahm oder ihr zumindest die Hand reichte, stand sie schließlich Kid gegenüber. „Nochmals danke, dass du mich auf dem Schiff behalten und sicher nach Hause gebracht hast. Ohne euch wäre ich jetzt wohl nicht mehr am Leben." Sie blickte schüchtern zu dem Kapitän hoch. Er deutete mit einem kurzen Seitenblick auf mich und meinte dann: „Bedank' dich bei Kuraiko." Lächelnd nickte Malu und auch Kid grinste nun. Sam und ich kletterten noch mit der Blonden von Board.

Wieder schloss ich die Blondine in die Arme und zerquetschte sie beinahe. „Pass auf dich auf! Ich schreib' dir." Meinte ich noch, bevor ich sie mit Sam noch kurz alleine ließ. Faszinierend, wie Malu es schaffte, dass wir alle sie innerhalb von nur ein paar wenigen Tagen ziemlich lieb gewonnen haben.

Von der Reling aus beobachtete ich die Beiden noch, die sich wohl nicht von einander trennen konnten. Malu blickte irgendwann schüchtern zu Boden und Sam setzte grade dazu an, sich wieder an Board zu begeben, als Malu ihn noch kurz am Handgelenk festhielt. Noch bevor Sam etwas sagen konnte, drückte Malu ihm einen Kuss auf die Wange. „Awww." Entwich es mir. Ich vernahm ein Schnauben neben mir und wusste, dass es Kid war, doch ignorierte ihn. Etwas benommen kam Sam wieder an Deck geklettert. Er stellte sich neben mich, sah zu Malu herunter, die uns allen winkte und rieb sich sanft die Wange. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen und winkte Malu auch.

Das Schiff setzte sich auch schon wieder in Bewegung. Wir hatten nicht vor lange hier zu bleiben, wir setzten wie geplant nur kurz Malu ab. Sie sah uns noch lange nach und Sam und ich blickte auch noch zu ihr.

„MALU? KEINE SORGE, ICH PASS' SCHON AUF, DASS ER KEINE ANDERE FINDET, ALSO WEHE WIR SEHEN UNS WIEDER UND DU BIST VERGEBEN!"

Schrie ich irgendwann noch, obwohl ich mir nicht mal sicher war, ob wir noch in Hörweite waren. Ich blickte kurz zu Sam, der mich mit hochrotem Kopf etwas geschockt ansah. „Jetzt tu doch nicht so! Sogar ein Blinder würde sehen, dass ihr euch mögt." „W-Was? Du denkst sie mag mich?"

Ich schlug mir mit der flachen Hand auf das Gesicht und hörte kurz darauf auch Kid hinter mir lachen. Ich warf ihm einen Blick zu, bevor ich mich wieder an Sam wandte. „Ich weiß es."

Als ich am nächsten Morgen die Kombüse betrat, saß Sam am Tisch und starrte seine Kaffeetasse etwas traurig an. Ich konnte es nicht ertragen ihn so zu sehen und so gesellte ich mich zu ihm. „Ach, komm schon! Du guckst ja so, als sei sie gestorben." Der junge Pirat warf mir kurz einen eiskalten Blick zu und murmelte: „Es kann Jahre dauern, bis ich sie wiedersehe." „Und die vergehen schneller als du denkst." Mit einem aufmunternden Klaps auf seinen Rücken erhob ich mich dann wieder und ließ ihn weiter vor sich hin trauern.

One Piece Kid FFOù les histoires vivent. Découvrez maintenant