Kapitel 5 - Verlies 1366

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Ein Drache! Wahrhaftig und in nur wenige Meter von mir entfernt! Er sah schon sehr alt aus und schien auch nichts mehr zu sehen. Seine grauen Schuppen hatten wohl auch schon einmal schönere Tage gesehen. An seinen Knöcheln waren schwere Ketten, die ihn von der Flucht abhielten.

"Er kann nichts sehen, dafür aber umso besser hören. Hier.", der Kobold reichte mir, wie auch McGonagall irgendetwas, womit wir Krach machen sollten.

"Macht so viel Krach, wie ihr könnt. Er wurde darauf trainiert, bei diesem Geräusch Schmerzen zu erwarten."

"Wie barbarisch.", hörte ich McGonagall sagen. Der Kobold sagte auf ihre Aussage hin nichts, sondern schritt voran und begann zu läuten. Sofort jaulte der große Drache auf und wich in eine Ecke zurück. Mithilfe seinen lederartigen, durchlöcherten Flügeln versteckte er seinen Kopf.
Wir gelangten unverletzt durch den Saal mit dem Drachen und standen nun vor einer sehr alten und geschützt aussehenden, schweren Tür.

"Hier unten sind die ältesten Verliese.", erklärte der Kobold, "Und es sind auch die am besten geschützten."

"Wie kann ich ein Verlies haben, wenn meine Eltern Muggel sind?", fragte ich.

Der Kobold verzog keine Miene. "Du hast magisches Blut in deinen Adern. Das bedeutet, irgendwer in deiner Familie muss eine Hexe oder ein Zauberer gewesen sein. Vermutlich ist das schon einige Generationen her und dieser Zauberer oder diese Hexe musste ein Squib gewesen sein. Das sind Hexen und Zauberer, die keine Magie einsetzen können. Wahrscheinlich hat diese Person dann unter Muggeln gelebt und einen von ihnen geheiratet. Und nun hast du, Generationen danach, magisches Blut in deinen Adern. Und da du vor einigen Generationen Magier in der Familie hattest und diese anscheinend eine sehr alte Zaubererfamilie waren, haben sie hier ein Verlies gehabt, das nun deines ist."

Also hatten Muggelgeborene doch magisches Blut in der Familie. Allerdings viele Generationen vorher und mein Vorfahre war ein Squib gewesen, doch ich hatte die magischen Fähigkeiten vererbt bekommen. McGonagall hatte mir etwas zum Thema "Blut" erzählt. Es gab die Reinblüter, die Halbblüter und die Muggelgeborenen.

Der Kobold steckte den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn dreimal im Schloss. Ich konnte hören, wie sehr viele Schlösser der Tür auf klickten. Anschließend hielt der Kobold seine Hand auf die Tür, sodass das letzte Klick ertönte und die Tür sich öffnete. Meine Augen weiteten, als ich das Innere des Verlieses erblickte.

Gold so weit das Auge reichte! Von Goldnuggets bis hin zu Goldtellern und Trinkpokalen. Darunter auch einige Silbergegenstände. Ich konnte Schmuck sehen, wie auch einen rieseigen Haufen an Galleonen, Silbersickeln und Knuts. Wie reich waren meine Vorfahren denn bitte?!

Ganz hinten in dem Raum auf einem Regal sah ich einen merkwürdigen Trinkpokal mit merkwürdigen Verzierungen. Ich hatte ein komisches Gefühl bei dem Ding und schaute weg.

McGonagall schien sich in dem Verlies unwohl zu fühlen, besonders, da sie ein Gemälde entdeckt hatte, das an der Wand hing. Es zeigte eine blasse Frau mit schwarzen Augen und schwarzen, langen, ungebändigten Haaren. Sie trug ein schwarzes Gewand. Ihr Blick war kalt, dennoch spürte ich keine Abneigung gegen sie. Sie kam mir bekannt vor. Sehr bekannt. Vor allem war ich beinahe das perfekte Ebenbild von ihr. Nur jünger. Sie musste diese Squibvorfahrin von mir sein. Aber wie konnte es sein, dass ich ihr dennoch so enorm ähnlich sah? Viel ähnlicher, als meinen Eltern.

McGonagall bemerkte, wie ich dieses Bild anstarrte und versuchte sofort, mich davon abzulenken.

"Nimm dir etwas Geld und dann gehen wir. Ich will so schnell wie möglich diese Fahr in dem Karren hinter mich bringen."

Ich nickte bloß, ging auf den Haufen Galleonen zu und nahm mir zwei Hände voll und ließ das Gold in meinen Geldbeutel fallen.

McGonagall drängte uns zur Eile und schnell hatten wir die Verliese hinter uns gelassen. McGonagall schien erleichtert.

"Wir gehen als erstes zu Ollivander. Dort bekommst du dann deinen Zauberstab.", sagte sie und führte mich zu einem dunklen Laden, dessen Fensterscheiben staubig waren.

"Ich lasse dich kurz alleine. Auch ich muss noch etwas besorgen." Mit diesen Worten verschwand sie und ich betrat den düsteren Laden. Niemand war zu sehen. Es gab hier hohe Regale, die bis zur Decke reichten uns sie alle waren mit schmalen, länglichen Schachteln ausgestopft.

"Guten Tag, Ms. Lest- ... Payne.", erklang eine sanfte, ruhige Stimme hinter mir. Erschrocken fuhr ich herum. Vor mir stand ein alter Zauberer, mit grauem Haar und merkwürdigen, klaren Augen. "Ich hatte eigentlich nie erwartet, Sie hier eines Tages anzutreffen."

Na klar. Alle dachten ja, ich sei von einem Werwolf getötet worden. Weshalb auch immer. Mr. Ollivander eilte die Regale entlang und kam mit einer schmalen langen Schachtel wieder.

"Buche, 9 Zoll, geschmeidig, Veelahaar im Kern.", sagte er und überreichte mir die Schachte. Ich öffnete sie und nahm den Zauberstab heraus. Ich sah Ollivander an. "Sie müssen ihn schwingen!" Ich schwang den Zauberstab und sofort explodierte eine Vase. Schnell entriss der alte Mann mir den Stab und murmelte vor sich hin.

Dann kam er wieder. "Ebenholz, 14 Zoll, gut im Kampf, Basiliskenherzfaser im Kern."

Ich nahm den schwarz-grünlichen Stab an mich und plötzlich begann dieser dunkel zu leuchten. Das war er. Das war mein Zauberstab!

Kendra Lestrange (Harry Potter FF) *abgebrochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt