Kapitel 6 - Eisdielengespräch

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Ollivander sah mich lange an.

"Dieser Zauberstab ... Passen Sie auf, Ms. Payne. Der Zauberstab ist nur so mächtig, wie der Zauberer oder die Hexe, der er dient. Verwenden Sie ihn mit Bedacht. Er kann Mächtiges vollbringen, wenn auch Sie mächtig genug sind."

Ich starrte den schwarzen Zauberstab in meiner Hand an, der irgendwie einen grünen Schimmer hatte. Basiliskenherzfaser also. Was war ein Basilisk? Ich sollte echt mehr über die Zaubererwelt lernen. Zu meinen Schulbüchern sollte ich noch ein paar andere Bücher holen. Ich konnte doch nicht völlig ahnungslos nach Hogwarts gehen und dann als die abgestempelt werden, die gar nichts weiß.

"Wie viel kostet er?", wollte ich wissen.

"Das macht dann zwölf Galleonen, Ms. Payne."

Ich zählte zwölf Goldstücke ab und übergab sie Mr. Ollivander. Dieser reichte mir noch die Schachtel, in der der Zauberstab vorher gelegen hatte. Ich dankte ihm und verabschiedete mich. Meinen neuerworbenen Zauberstab steckte ich mir in die Hosentasche.

Ich verließ Ollivanders Zauberstabladen und wartete auf McGonagall. Diese kam kurze Zeit später schon mit meinen Zaubertranksachen, Federkielen und einem Haufen Pergamentrollen. Jetzt hatten wir alles, bis auf die Schulbücher.

Wir gingen in einen Laden namens Flourish & Blotts. Gemeinsam mit McGonagall und dem Verkäufer fanden wir alle Bücher, die ich brauchte und zusätzlich kaufte ich mir noch ein paar weitere Bücher namens Dunkle und Helle magische Wesen, dann noch Die Zaubererwelt - Von A bis Z und zum Schluss fand ich noch ein Buch namens Zaubersprüche - Vorsicht! Kann auch schwarzmagische Sprüche enthalten!

Das letzte Buch hatte ich mir natürlich heimlich kaufen müssen, da ich nicht glaubte, dass McGonagall es gut finden würde, wenn ich ein solches Buch mit nach Hogwarts nahm. Schwarzmagische Sprüche. Würde ich die mir auch angucken? Ich wusste es nicht.


"Wir sehen uns in Hogwarts.", verabschiedete sich McGonagall am Ende des Tages von mir. Sie gab mir noch eine Zugfahrkarte. Ich schaute die Zugfahrkarte an. Hogwartsexpress, King's Cross, Abfahrt elf Uhr, Gleis 9³/4.

"Gleis 9³/4?", fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen. Ich schaute auf.

"Ja, Gleis 9³/4.", sagte McGonagall, "Sie müssen auf die Wand zwischen Gleis 9 und 10 zugehen. Dann kommen Sie beim Hogwartsexpress aus." Mit diesen Worten verschwand sie.

Ich lief nach Hause und erzählte meinen Eltern von meinem Tag. Als ich das mit dem Verlies erwähnte und dass wir vor Generationen schon magisches Blut in der Familie hatten, warfen sich meine Eltern bedeutungsvolle Blicke zu.

Immer noch wurde ich das Gefühl nicht los, dass mir etwas verschwiegen wurde. Etwas wichtige. Etwas verdammt wichtiges. Und ich würde es herausfinden!


Am nächsten Tag machte ich mich auf dem Weg zum Tropfendem Kessel, um in die Winkelgasse zu gelangen. Ich stand vor der Mauer und zog meinen Zauberstab. Seit ich ihn hatte, hatte ich ihn immer bei mir, so, dass ich ihn immer schnell ziehen konnte. Gestern und heute morgen hatte ich noch in meinen Büchern gelesen und war nicht mehr ganz so ahnungslos. Auch in meinem Zaubersprüchebuch hatte ich nachgelesen. Dort stand sogar, wie ich die Zauber anwenden konnte und auch, wie man welche Tränke braute! Auch Tränke, die sie uns garantiert nicht in Hogwarts beibringen würden ...

Zielstrebig ging ich in diesen Quidditchladen. Ich hatte über Quidditch nachgelesen und musste zugeben, ich wollte unbedingt mit im Hogwartsteam sein! Unbedingt! Jetzt musste ich nur noch fliegen lernen!

Ich stand vor dem Feuerblitz und seufzte. Ich konnte doch nicht einfach für so etwas mein Verlies plündern. Ich ging schließlich noch ein paar Jahre zur Schule, auch wenn ich ziemlich viel in dem Verlies hatte. Mehr, als ich jemals brauchen würde. Dennoch. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass ich lieber nicht zu viel von dem ganzen Gold ausgeben sollte. Es war mir, als wäre da noch jemand. Jemand, der auch Anspruch auf dieses Verlies hatte. Es kam mir vor, als würde ich diese unbekannte Person bestehlen.

Betrübt sah ich den Feuerblitz an. So ein Prachtexemplar ... Wie gerne ich so einen doch hätte. Plötzlich spürte ich einen Blick auf mir. Ich drehte mich um, doch niemand beachtete mich. Sie alle bewunderten die Besen und die Quidditchausrüstungen, aber nicht mich. Das gefiel mir ja an diesem Laden so. Auf der Straße sahen mich die Erwachsenen so merkwürdig an. So, als erinnerte ich sie an jemanden, vor dem sie sich fürchteten. Hier drinnen wurden alle von den Quidditchutensilien in den Bann gerissen.

Dennoch spürte ich diesen Blick auf mir. Und dann fand ich den, der mich anstarrte. Es war ein schwarzer, großer, schmaler Hund, mit zotteligem Fell. Und genau dieser starrte mich aus einem ungläubigem Blick an.

Der Hund erinnerte mich an irgendwen. Ich konnte nur nicht sagen, an wen. Der Hund wandte sich ab und verschwand in der Menge.

Ich warf einen letzten Blick auf dieses Prachtexemplar von Besen, dann verließ ich den Laden.

"Hallo, Kendra!", hörte ich da schon eine Stimme rufen. Ich sah in die Richtung, aus der die Stimme kam und erblickte Harry, der an einer Eisdiele saß und Eis aß, während der Eisdielenbesitzer ihm bei seinen Hausaufgaben half. Ich ging zu ihm herüber.

"Setz dich doch.", sagte er. Ich setzte mich. Nun bemerkte auch der Eisdielenbesitzer mich, lächelte mich erst freundlich an, dann erlosch sein Lächeln, als er mich ein wenig länger ansah.

"Wir hatten gestern in der Winkelgasse kaum Zeit zum Reden gehabt."; sagte Harry und grinste, "Du kommst also nach Hogwarts."

Nun grinste ich auch. "Ja, ich habe gestern noch meinen Hogwartsbrief bekommen und ich habe jetzt einen Zauberstab!"

"Zeig mal!", sagte Harry neugierig, "Ich zeig dir auch meinen!" Er zog einen hübschen Zauberstab aus der Hosentasche. "Stechpalme und Phönixfeder!", verkündete er stolz.

Ich zog meinen Zauberstab aus der Hosentasche. "Ebenholz, Basiliskenherzfaser.", sagte ich. Harry starrte meinen Zauberstab an. Ich liebte meinen Zauberstab. Er war tiefschwarz und hatte dennoch einen grünlichen Schimmer.

"Basiliskenherzfaser?", fragte Harry. Ich nickte. "Ich wusste gar nicht, dass so etwas für Zauberstäbe verwendet wird." Ich zuckte nur mit den Schultern und steckte meinen Zauberstab wieder ein. Harry tat es mir gleich. Er bestellte noch einen Eisbecher und wir begannen zu reden.

"Was denkst du, in welches Haus du kommst?", fragte er mich.

"Was für Häuser?", fragte ich mal wieder unwissend.

"Ach ja. Du weißt das alles ja noch gar nicht.", sagte Harry, "Also, es gibt Hufflepuff, Ravenclaw, Slytherin und Gryffindor." Slytherin sprach er abschätzend aus, während er Gryffindor stolz aussprach. "Ich bin in Gryffindor!"

Hatte ich mir gedacht. "Wieso gibt es denn verschiedene Häuser?"

"Sie wurden nach den vier Gründern von Hogwarts benannt. Helga Huffelpuff, in ihr Haus kommen die, die loyal sind, Rowena Ravenclaw, dorthin kommen die Klugen, die auch viel lernen, nach Gryffindor die Mutigen, das ist das Haus von Godric Gryffindor.", erklärte mir Harry.

"Und was ist mit diesem Slytherin?", wollte ich wissen und Harrys Miene verfinsterte sich.

"Salazar Slytherin war nicht damit einverstanden, dass die anderen auch Muggelgeborene in Hogwarts aufgenommen wurden. Er war böse. Er versteckte einen Basilisken im Schloss in der Kammer des Schreckens, der dann, wenn sein wahrer Erbe nach Hogwarts käme, die Schule von all den Muggelgeborenen säubern würde. Slytherins wahrer Erbe war Lord Voldemord, der böseste Zauberer der Geschichte. Er war es auch, der meine Eltern getötet hat."

"Das tut mir leid.", sagte ich. Wie schrecklich es sein müsste, zu wissen, dass die Eltern ermordet worden waren.

"Muss es nicht.", sagte Harry und fuhr fort, "Das Haus Slytherin hat die meisten Zauberer hervorgebracht, die böse wurden. In Slytherin sind sie listig und tückisch. Zudem aber auch ehrgeizig." Harry hasste Slytherin. Das bemerkte ich allein daran, wie er davon erzählte.

Es wirkte auf mich, als wären Gryffindor und Slytherin verfeindet.

"Ich hoffe, du kommst nicht nach Slytherin.", sagte Harry.

Kendra Lestrange (Harry Potter FF) *abgebrochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt