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Das Beste daran krankgeschrieben zu sein war, dass ich ausschlafen konnte. Glücklicherweise wachte ich mittlerweile nicht mehr gefühlt alle halbe Stunde auf, sondern konnte beinahe durchschlafen. Zwar wachte ich auf, wenn die anderen aufstanden, aber dann schlief ich jedesmal wieder ein.

Freitag, den letzten Tag, den ich offiziell krank geschrieben war, verbrachte ich damit ein weiteres Buch zu lesen und etwas draußen spazieren zu gehen. Früher hatte ich immer ein schlechte Gewissen gehabt, wenn ich krank geschrieben gewesen war und dann nicht den ganzen Tag im Schlafsaal verbracht hatte, aber mittlerweile störte es mich überhaupt nicht, besonders, da ich sowieso selten krank geschrieben war.

Während ich auf dem Gelände unterwegs war nutzte ich die Ruhe, um meine Gedanken zu ordnen und langsam alles Revue passieren zu lassen. Von dem Tag an, an dem ich das erste Mal daran gezweifelt hatte, dass Draco ein schlechter Mensch war, bis zu dem Tag, an dem er mir bewies, dass er genau das und noch um einiges schlimmer war.

Es war ziemlich hart, mir alles vollkommen bewusst vor Augen zu führen und nicht zu versuchen es zu verdrängen, aber das hatte ich nötig, um langsam zu akzeptieren, was passiert war.

Als ich das Schloss wieder betrat waren meine Hände und mein Gesicht schon fast taub von der Kälte, die draußen herrschte. Wie lange ich draußen gewesen war konnte ich in diesem Moment nur vermuten. Trotz der dicken Wintersachen, die ich trug war auch der Rest meines Körpers ziemlich kalt, weshalb ich mich dafür entschied so schnell wie möglich eine heiße Dusche zu nehmen.

Anders, als während die letzten Tage, in denen ich nur während die anderen Schüler Unterricht hatten außerhalb des Gryffindorturms gewesen war, waren jetzt alle Gänge voller Schüler, die sich darüber freuten endlich Wochenende zu haben. Glücklicherweise waren alle so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass niemand mir mehr als einen kurzen Blick zuwarf.

Den gesamten Nachmittag verbrachte ich zusammen mit Hermine, Ron und Harry. Ron und ich spielten Zauberschach, Harry schaute uns zu und Hermine las ein Buch. Ab und zu versuchte sie mir etwas zu helfen, aber gegen Ron hatten wir einfach keine Chance. Es war fast schon wie früher.

Nach der dritten Partie, die ich verloren hatte gab ich auf und wir räumten das Schachbrett weg. Währenddessen begann Harry von irgendetwas vollkommen belanglosen zu erzählen, woraus sich nach kurzer Zeit tatsächlich ein Gespräch entwickelte, an dem sogar Hermine teilnahm.

Das erste Mal in dieser Woche fühlte ich mich nicht total kaputt, sondern erstaunlich glücklich. Das, was ich am Anfang des Tages bloß vorgespielt hatte. Ich hatte meine besten Freunde um mich und das zählte mehr als eine Beziehung, die anscheinend sowieso zum Scheitern verurteilt gewesen war.

Jedoch spätestens, als Hermine mich am nächsten Morgen, oder eher Mittag, weckte, änderte sich das. Ich war zwar schon wach gewesen, aber war lieber im Bett liegen geblieben und wieder eingeschlafen.
"Isabelle. Du solltest aufstehen.", sagte sie und ihr vorsichtiger Ton machte mich stutzig.
"Was ist los?", fragte ich. Sie schien etwas durch den Wind zu sein und das hatte noch nie etwas gutes bedeutet.
"Malfoy wartet vorm Gemeinschaftsraum. Er besteht darauf mit dir reden." Mir blieb vor Schreck fast der Mund offen stehen. Dann lachte ich.
"Du machst Witze oder?" Aber Hermine verzog keine Miene. "Du machst keine Witze.", murmelte ich und stieß einen gequälten Ton aus. Ich war also dazu gezwungen aufzustehen, wer weiß, was sonst noch passieren würde, wenn er nicht mal davor zurückschreckte hierher zu kommen und offen zu sagen, dass er zu mir wollte.

Ich hatte nur schnell einen Pullover und eine Jeans angezogen, hatte meine verwuschelten Haare schnell zu einem Zopf gebunden und etwas Concealer auf meine dunkeln Augenringe gegeben, damit ich nicht vollkommen wie eine Leiche aussah. Jetzt lief ich in schnellen Schritten zum Ausgang. Mein gesamter Körper streubte sich dagegen. Ich wollte ihn nicht sehen. Ich wollte nicht mit ihm reden. Ich wollte nichtmal seine Stimme hören. Aber mir blieb nichts anderes übrig. Je länger er da draußen stand desto mehr Fragen würden aufkommen. Das war ein genialer Schachzug von ihm gewesen, um sicherzustellen, dass mir nichts anderes übrig blieb, als zu ihm zu kommen.

Ich atmete tief ein und verließ dann den Gemeinschaftsraum hinter dem aufschwingenden Portrait. Alleine Dracos Anblick versetzte mir einen Stich, aber jetzt war es zu spät noch einen Rückzieher zu machen.

"Isabelle." Ich bekam eine Gänsehaut, als ich hörte, wie er meinen Namen sagte. Er musterte mich besorgt, aber ich setzte einen abfälligen Blick auf.
"Was willst du?" Meine Stimme klang ungewohnt kühl.
"Ich möchte mit dir reden.", sagte er erstaunlich ruhig. "Tja, das ist blöd. Ich nämlich nicht mit dir."
"Dann hör mir wenigstens zu.", bat er und ich hörte einen Hauch von Verzweiflung in seiner Stimme.
"Wieso sollte ich dir zuhören wollen? Du hast mich die ganze Zeit über angelogen und bist ein Tod-" Ich brach abrupt ab, weil zwei jüngere Gryffindor an uns vorbei kamen und uns neugierige Blicke zu warfen. Als sie weg waren fuhr ich fort.
"Lass mich einfach in Ruhe. Du machst hier nur Probleme.", sagte ich und wollte gehen, aber Draco hielt mich an meinem Arm fest.
"Hör mir fünf Minuten zu und ich lass dich danach in Ruhe. Versprochen." Ich befreite meinen Arm aus seinem Griff, aber blieb stehen.
"Für wie lange?", fragte ich misstrauisch.
"So lange du willst." Daran merkte ich, wie erleichtert er war, dass ich überhaupt darauf einging.
"Für den Rest meines Lebens.", sagte ich so emotionslos wie möglich, aber meine Stimme zitterte ein wenig. Die Aussage verletzte Draco, da war ich mir ziemlich sicher, aber er hatte nichts anderes verdient.
"Okay, wie du willst.", erwiderte er nach kurzem Schweigen mit zusammengebissenen Zähnen.

Wieder kam eine Gruppe Gryffindors an uns vorbei und erinnerte mich an unseren ungünstigen Standort.
"Komm mit.", meinte ich und ging ohne auf ein Zeichen von ihm zu warten an ihm vorbei. Nicht um seiner Willen, sondern weil wir, für meinen Geschmack, schon genug Aufmerksamkeit erregt hatten.

In einem abgelegenen Gang blieb ich stehen. Nach kurzem Warten drehte ich mich zu Draco um. Schweigen umhüllte uns für eine Weile. Solange, wie ich brauchte, um die Situation zu realisieren. Ich ging noch einen Schritt zurück, sodass uns ungefähr zwei Meter trennten.
"Fünf Minuten.", erinnerte ich ihn leise.

Vielleicht wäre es angemessen Angst zu haben. Immerhin stand ich einem Todesser gegenüber. Bei dem Gedanken lief mir ein Schauer über den Rücken. Er könnte mich ganz einfach umbringen und niemand würde es mitbekommen. Ich könnte mich nichtmal wehren, weil ich meinen Zauberstab in der Eile im Schlafsaal liegen gelassen hatte.

So, jetzt ist es mal wieder Zeit für ein Dankeschön meinerseits. Für 80k, für Platz 85 in FF und dafür, dass ihr jede Woche mein Kapitel lest und sogar kommentiert und votet. Ich hätte schon längst aufgegeben jeden Sonntag zu updaten, wenn ich nicht merken würde, wie sich einige von euch freuen. Dankeschön <3

My Destiny in Hogwarts (Draco Malfoy FF)Hikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin