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Isabelles P.O.V.
Im Schlaf plagten mich Albträume. Ich erlebte das Grauen der letzten Wochen in verzerrter Form immer wieder aufs Neue. Wenn ich aufwachte war ich ein einziges Nervenbündel und bekam kaum mit, wie Alec mit mir redete. Er war, seit ich das erste Mal wach geworden war, hier und ich vermutete, dass er mich durchgängig im Auge behielt. Er hatte irgendwas von einem Arzt und Schlafmitteln gesagt, aber es könnte auch nur Teil eines Traumes gewesen sein. Die Grenzen zwischen Realität und Traum verschwammen zunehmend und die Panik und Schmerzen der Träume fühlten sich zu real an, um sie zuzuordnen.

Einmal träumte ich von meinen Eltern. Sie waren so nah, dass ich sie hätte anfassen können und so fröhlich, wie sie es zu Lebzeiten in den schönsten Momenten gewesen waren. Eine Weile beobachtete ich sie einfach nur, sie bemerkten meine Abwesenheit gar nicht. Ihre Fröhlichkeit sprang auf mich über und ich fühlte mich frei und glücklich.
"Mum, Dad.", flüsterte ich dann irgendwann, in der Angst sie zu erschrecken. Kaum hatten die Worte meine Lippen verlassen änderten sich ihre Gesichter. Mum's lange braune Haare wuchsen und färbten sich schwarz, ihre Gesichtsform änderte sich vollkommen. Dad wuchs auf einmal ein Bart und auch seine Haarfarbe veränderte sich. Sie waren nicht mehr länger meine Eltern, sondern zwei der Todesser, die mich gefoltert hatten. Panik benebelte alles, noch ehe sie überhaupt ihre Zauberstäbe auf mich richteten. Ich schrie, aber kein Laut drang an meine Ohren. Ihre Stimmen hallten in meinem Kopf wider und ich sank auf den Boden, schrie immer weiter, obgleich es nichts brachte. 

Ich wollte weglaufen, aber ich konnte meine Beine nicht bewegen. Dann spürte ich Hände an meinen Schultern. Sofort schlug ich panisch um mich, aber sie hatten mich fest im Griff. Tränen nackter Panik strömten über mein Gesicht. Dann durchzuckte flammender Schmerz meinen Körper und mein Schrei war nicht mehr länger stumm. Die Schmerzen waren real und die Hände, die mich nicht loslassen wollten waren Alecs. Seine dunklen Augen waren voller Sorge und er war völlig hilflos.
"Alles gut, Baby, es ist nur ein Traum." Ich verstand seine Worte kaum, denn der Schmerz an meinem Rücken schwoll immer stärker an und benebelten meine Sinne.
"Haben wir noch Schmerzmittel?", stöhnte ich und krallte meine Hände in die Decke. Zu mehr war ich in dem Moment nicht in der Lage.

Nach höchstens einer Minute, die sich wie eine Ewigkeit anfühlte, spürte ich das kühle Glas eines Flaschenhalses an meinen Lippen. Das Fläschchen war identisch zu dem, das Draco mir kurz vor meiner Flucht gegeben hatte. Die Schmerzen ließen langsam nach und an ihre Stelle traten, von einer Sekunde auf die nächste, Erinnerungen an meine Flucht, und alles davor. Ich hörte Alecs Stimme kaum, als er auf mich einredete. Ich sah nur wieder die eine Todesserin vor mir und spürte ihr Messer auf meiner Haut.

Irgendwie schaffte er es dann mich aus meiner Trance zu holen. Ich zitterte am ganzen Körper und er zog mich sofort in seine Arme. Obwohl ich Schmerzen durch seine Berührung erwartete spürte ich rein gar nichts. Es erstaunte mich jedes Mal aufs Neue wieder, wie schnell gewisse Tränke unerträgliche Schmerzen einfach verschwinden lassen konnten. Wahrscheinlich zählten sie schon zu den Betäubungsmitteln, die nicht ganz legal waren, so benebelt wie ich mich fühlte.
"Geht's wieder?", erkundigte Alec sich vorsichtig. Noch immer etwas mitgenommen von der plötzlichen Welle der grauenvollen Erinnerungen, nickte ich. Zwar war mir speiübel, aber die Erinnerungen wurden ebenfalls von den Schmerzmitteln verdrängt.

Nach einer Weile, in der ich mich an das dumpfe Gefühl der Schmerzmittel gewöhnte, entschied ich mich dafür aufzustehen, da ich Ewigkeiten nur gelegen hatte. Auch, wenn ich jetzt schon wusste, wie anstrengend es werden würde. Bevor ich mich überhaupt ansatzweise bewegte, fiel mir noch etwas Wichtigeres ein.
"Alec." Er blickte alarmiert auf, aber ich fuhr fort, ohne darauf einzugehen. "Was ist mit meiner Schwester?" Sofort atmete er erleichtert auf - eigentlich ein gutes Zeichen.
"Mein Gott, Isabelle, erschreck mich doch nicht so.", sagte er, anstelle meine Frage zu beantworten. Ein ungutes Gefühl überkam mich, und Alec schien meinen besorgten Blick zu bemerken. "Es ist alles gut, keine Panik. Ihr ist nichts passiert." Jetzt war es an mir aufzuatmen und ein Stein fiel mir vom Herzen. Alles andere war mir egal, Hauptsache es ging ihr gut.

My Destiny in Hogwarts (Draco Malfoy FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt