~72.2~

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Draco riss mich aus meinen morbiden Gedanken. "Du musst dich hinlegen." Ich schaute ihn nur völlig entgeistert an. Wollte er dafür sorgen, dass ich noch leichter zu töten war? Das würde ich bestimmt nicht mitmachen, für wie schwach hielt er mich bitte?

Bevor ich irgendetwas tun oder erwidern konnte griff er nach meiner Hand und stieß mich zu Boden. Ich erschrak mich höllisch und klammerte mich an seine Hand, die mich festhielt, damit ich nicht vollkommen haltlos fiel, während die andere meinen erschrockenden Schrei erstickte. Unsanft, aber unverletzt landete ich auf dem Boden. Ich wollte mich gerade aufrappeln und ihn anfauchen, was zur Hölle das sollte, als er mir zuvorkam und sich erklärte. "Bleib liegen, stell dich tot!" Mit diesen Worten zog er mir meinen Zauberstab aus der Hand und rollte ihn von mir weg. Jetzt war ich wehr- und hilflos und außerdem ganz von Draco abhängig. Es dauerte einige Sekunden, bis ich den Plan verstand, solange schaute ich ihn einfach nur fassungslos an. Dann nickte ich widerwillig, mir blieb nichts anderes übrig.

Ich hatte nur eine Chance, nämlich dann, wenn Dracos Plan zu meinen Gunsten war und funktionierte, ansonsten wäre ich binnen Sekunden, mit Pech erst Minuten, tot. Aber bis jetzt sah ich nichts, was dagegen sprach, außer, dass er ein Todesser war, was ich versuchte zu verdrängen.

Ich drehte mich auf die Seite und legte einen Arm so, dass er mein Gesicht größtenteils bedeckte, damit nicht zu sehen war, dass ich noch atmete. Ich war froh, das ich sowohl ein Tshirt und eine Jacke anhatte, sodass das Heben und Senken meines Brustkorbes nicht so deutlich zu sehen war, den Rest tat die Dunkelheit. Dann schloss ich meine Augen und alles war schwarz.

Hier zu liegen, blind, hilflos, vollkommen von einer anderen Person abhängig, während ich darauf wartete, dass Leute kamen, die mein Leben innerhalb von Sekunden beenden könnten, war das Unheimlichste, was ich je erlebt hatte. Die Angst in meiner Brust wuchs und ich versuchte mich darauf zu konzentrieren möglichst flach zu atmen, während die Schritte immer näher kamen. Es würde bestimmt alles gut werden, versuchte ich mir selbst einzureden, ohne es wirklich glauben zu können.

"Wie haben sie das gemacht?", fragte Dumbledore interessiert und vollkommen ruhig, obwohl ihm der sichere Tod bevorstand. Ihn hatte ich vollkommen vergessen, während ich mit Draco diskutiert hatte, genauso, wie Harry. Wenn ich hier lebend rauskommen würde würde ich ihm eine Menge erklären müssen, schließlich hatten Draco und ich nicht gerade ein Blatt vor den Mund genommen, im Bezug auf unsere gemeinsame Vergangenheit. Ich war mir nicht sicher, ob ich das noch anders retten konnte als mit der Wahrheit.

"Das Verschwindekarbinett im Raum der Wünsche. Ich habe es repariert.", erklärte Draco, ohne jeglichen Stolz in seiner Stimme.
"Ah, verstehe.", murmelte Dumbledore. "Dann gibt es ein Gegenstück."
"Bei Burgin & Burkes, sie bilden einen Übergang.", erwiderte Draco knapp.
"Brilliant.", sagte Dumbledore, mehr zu sich selbst, als zu Draco. Wäre die Nutzung des Verschwindekarbinetts nicht so abscheulich würde ich ihm da zustimmen, aber da es dazu benutzt wurde, dass blutrünstige, skrupellose Todesser Zugang zu unserer Schule bekamen war es einfach nur grauenvoll.

Die Schritte waren mittlerweile fast am Ende der Treppe angekommen, wo ich lag. Von jetzt an könnte jede Bewegung mich verraten. Ich hielt den Atem an. Auf einmal hörte ich Bellatrix einen Zauberspruch sagen. Nur einen Bruchteil einer Sekunde später wurde gegen die Wand seitlich neben mir gefegt. Ich knallte ungebremst mit dem Rücken dagegen und stöhnte vor Schmerz auf, hatte aber die Lippen zusammengepresst, und hoffte, dass es nicht zu hören war. Von der Wucht des Aufpralls schleuderte mein Kopf nach hinten, ebenfalls gegen die Wand. Ich versuchte den stechenden Schmerz zu ignorieren, genauso, wie das warme Blut an meinem Hinterkopf. Hoffentlich war das das Schlimmste, was mir hier passierte. Es war zwar schmerzhaft, aber auszuhalten und vor allem nicht lebensbedrohlich.

My Destiny in Hogwarts (Draco Malfoy FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt