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Vor dem Portrait der fetten Dame, das gerade vor uns aufschwang, stand ein Junge in einem schlichten schwarzen Anzug. Seine kurzen, dunklen Haare lockten sich ein wenig, was er aber mit Haarspray oder sowas in der Art, versucht hatte zu unterdrücken.

Er kam mit einem freundlichen Lächeln auf uns zu.
"Schicker Anzug Alec.", begrüßte Lilja ihn mit einem frechen Grinsen.
"Auf jeden Fall eleganter als dein Outfit.", erwiderte er ebenfalls grinsend und bezog sich auf Liljas Jeans und den etwas zu großen Pullover den sie trug. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Er schien tatsächlich einen ähnlichen Humor wie ich zu haben und er schien auch nett zu sein.

"Das ist übrigens Isabelle.", stellte Lilja mich schließlich vor.
"Hi. Ich bin Alec.", stellte er sich mir, mit einem freundlichen Lächeln, vor.
"Hi Alec.", sagte ich ebenfalls lächelnd.
"Wollen wir dann mal losgehen?", fragte er. Ich schaute kurz zu Hermine. Ihre Begleitung war noch nicht da und sie alleine hier stehen zu lassen wäre schon etwas gemein.
"Ihr könnt ruhig schon gehen.", sagte aie, als sie meinen Blick bemerkte.
"Okay, dann bis gleich.", erwiderte ich. Dann umarmte ich noch schnell Lilja und bedankte mich bei ihr.

"Danke, dass du mitkommst.", meinte ich, als wir bereits einige Minuten von den anderen entfernt waren.
"Kein Ding. Ich lerne gerne neue Leute kennen.", sagte Alec lächelnd und ich lächelte ebenfalls, "Du bist also eine Gryffindor. Bist du zufrieden mit deinem Haus?", fuhr er fort.
"Ja, absolut. Du nicht mit deinem?", fragte ich, da mich die Fragestellung etwa irritierte. Eigentlich war jeder den ich kannte zufrieden mit dem Haus, in dem er war.
"Doch. Manchmal sind die ganzen Vorurteile bloß etwas anstrengend, zum Beispiel wenn alle denken, dass man den ganzen Tag nur lernt und irgendwelche Schulbücher liest, nur weil man in Rawenclaw ist."
Ich nickte. "Diese Klischees gibt es über jedes Haus. Hufflepuff sind die Looser, Gryffindor die Draufgänger, Rawenclaw die Streber und Slytherin die Bösen.", meinte ich
"Aber auf viele trifft das nicht mal zu. Ich kenne genug Leute auf die diese Klischees nicht zutreffen.", meinte Alec.
"Ja, stimmt." Ich machte eine kurze Pause. Eigentlich wäre es besser das, was ich als nächstes sagen wollte nicht zu sagen, aber ich wollte diesen Gedanken zu gerne teilen. "Aber es gibt auch genug Leute, die genau so sind." Mein Blick, der zwischendurch abgeschweift war, wanderte zurück zu Alec und ich zuckte mit den Schultern, um dem Satz etwas an seiner Tiefgründigkeit zu nehmen.

"Aber auch das muss nicht unbedingt schlecht sein, oder nicht?", fragte er mich, nachdem er kurz über diese Worte nachgedacht hatte. Wieder zuckte ich mit den Schultern.
"Lass uns über was anderes reden.", bat ich, weil mich das Thema zu sehr an Draco erinnerte und ich mit dem heutigen Abend genau das Gegenteil erreichen wollte.

Als wir den Raum von Slughorns Feier betraten waren bereits eine Menge Schüler da. Alle hatten sich hübsch angezogen und standen zu zweit oder in kleineren Gruppen zusammen. Zwischendrin gingen einige Schüler in Smokings mit Tabletts in der Hand umher, auf denen Essen oder Gläser standen. Bevor ich mir die anderen Schüler genauer angucken konnte, um zu sehen, ob irgendjemand den ich kannte hier war, kam Slughorn auf uns zu. Alec stieß mich leicht mit seinem Ellenbogen an, da ich immer noch dabei war mich umzuschauen und es deshalb nicht bemerkte. Ich lächelte ihn dankbar an und wappnete mich dann darauf mit Slughorn zu reden.

"Miss Carters, ich freue mich sie zu sehen.", begrüßte Slughorn mich fröhlich und streckte mir seine Hand entgegen.
"Ich freue mich hier zu sein.", erwiderte ich, auch wenn dies nicht wirklich der Wahrheit entsprach, und schüttelte seine Hand. Er lächelte fröhlich und wandte sich Alec zu.
"Und Sie sind dann wohl ihre Begleitung."
Alec nickte. "Stimmt, Professor."
"Dann wünsche ich Ihnen beiden einen angenehmen Abend und bedienen Sie sich ruhig an dem Essen und dem Trinken."
"Danke, Professor, das werden wir.", bedankte ich mich höflich und ging mit Alec zusammen weiter in den Raum hinein.

Wir nahmen uns ein Glas mit vermutlich irgendeinem Punsch und unterhielten uns ziemlich lange einfach über alles Mögliche. Wir fanden immer wieder ein neues Thema und -um ehrlich zu sein- hatte ich wirklich Spaß daran einfach über alles zu reden, was mir in den Sinn kam, über belanglose Sachen zu lachen und über nichts wirklich nachzudenken.

Irgendwann bemerkte ich aus den Augenwinkeln, wie Hermine durch den Raum huschte. Sie stellte sich hinter eine Gruppe an Schülern und schaute sich immer wieder hektisch um. Ich war so vertieft in das Gespräch mit Alec gewesen, dass ich gar nicht mitbekommen hatte, dass sie schon hier war.
"Alec? Kann ich kurz zu Hermine gehen? Ich möchte nur sicher gehen, dass bei ihr alles okay ist.", fragte ich, nachdem er seine kurze Erzählung über unser momentanes Thema beendet hatte.
"Klar, aber wieso sollte etwas nicht okay sein?", erkundigte er sich. Nicht, um mich davon abzubringen zu ihr zu gehen, sondern weil es ihn interessierte.
"Sie hat sich gerade hinter den Schülern dahinten versteckt und sowas macht man eigentlich nicht, wenn alles okay ist.", versuchte ich mein Gefühl zu erklären.
"Okay, ich warte hier."
"Danke.", sagte ich und schenkte ihm ein dankbares Lächeln, "Ich bin spätestens fünf Minuten wieder da.", fügte ich noch, im Davongehen, dazu.

Ich ging um die Gruppe von Schülern herum und direkt auf Hermine zu. Sie bemerkte mich erst, als ich fast direkt neben ihr stand, und zuckte zusammen.
"Wieso musst du mich immer so erschrecken?", tadelte sie mich spaßeshalber, aber gleichzeitig sah ich Erleichterung in ihren Augen.
"War nicht meine Absicht.", sagte ich, "Eigentlich wollte ich nur fragen, was los ist."
"Nichts, alles gut.", erwiderte sie, aber verriet sich dann selbst durch einen hektischen Rundum-Blick.
"Erzähl mir nicht, dass nichts ist, wenn du dich die ganze Zeit wie ein verstörtes Einhornfohlen umschaust.", meinte ich und es schien tatsächlich dazu zu bringen mir zu antworten.
"Ich hab etwas total Dummes getan und das ist mir auch klar. Ich hab in dem Moment einfach nicht nachgedacht-" Bevor sie weiterreden konnte unterbrach ich sie.
"Was hat du gemacht?"
"Ich habe Cormac gebeten mich hierher zu begleiten.", beichtet sie kleinlaut. Ungläubig schaute ich sie an.
"Warum zur Hölle hast du das getan?"
"Ich habe überlegt, über wen sich Ron am meisten ärgern würde." Hermines Stimme war am Ende nur noch ein Flüstern und sie senkte beschämt den Kopf. "Aber er kommt die ganze Zeit immer näher an mich ran und versucht meine Hand zu nehmen und sowas." Sie schien total verzweifelt zu sein.

Ich zog sie in eine Umarmung und sie lehnte ihren Kopf an meine Schulter.
"Vielleicht sagst du einfach, dass es dir nicht so gut geht und gehst in den Schlafsaal. Ist zwar schade um den Abend, aber du musst dich hier nicht mit so einem Typen rumquälen, bloß um einen anderen eifersüchtig zu machen." Was sowieso nicht funktionieren würde. "Das ist es nicht wert.", sagte ich und löste mich wieder von ihr.
"Ich weiß, aber ich möchte das jetzt durchziehen. Schließlich habe ich es mir selbst eingebrockt.", erwiderte Hermine überzeugt und lächelte sogar ein bisschen. Dieses Willensstärke war beeindruckend, obwohl es gleichzeitig auch ziemlich unüberlegt wirkte.
"Okay, aber dann sagst du McLaggen klar und deutlich, dass er mit dem Mist aufhören soll und du nichts von ihm willst, verstanden?" Sie nickte.

Kurz darauf ging ich zurück zu Alec und Hermine suchte Cormac. Am liebsten hätte ich sie begleitet, aber sie meinte, dass sie es alleine schaffen würde und insofern vertraute ich ihr.
"Na, alles geregelt?", fragte Alec lächelnd, als ich zu ihm kam und reichte mir ein Glas.
"Ja, alles wieder gut. Zumindest hoffe ich es.", sagte ich und bedankte mich auch noch für das Glas.
"Gerne doch.", meinte er und lächelte wieder. In dem Moment schoss ein Gedanke durch meinen Kopf, mit dem ich am heutigen Abend ganz bestimmt nicht gerechnet hatte. 'Er ist schon irgendwie ziemlich süß.' Mir schoss Röte in die Wangen und ich hoffte inständig, dass er das nicht bemerkte.

My Destiny in Hogwarts (Draco Malfoy FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt