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Die nächsten Tage zogen verschwommen an mir vorbei. Ich wusste noch immer nicht, wann ein Tag zu Ende ging oder ein anderer begann. Ich zählte acht Foltereinheiten bisher, die einzige Konstante, die eine gewisse Routine herstellte. Die letzte war vor vielleicht ein oder zwei Stunden gewesen, aber ich konnte mit der Zeitangabe auch völlig daneben liegen. Zu meiner Qual stoppten die Todesser neuerdings immer kurz bevor ich ohnmächtig wurde, sodass ich die Schmerzen meines, mittlerweile von Wunden übersäten, Körpers bei Bewusstsein ertragen musste. An Schlaf oder irgendeine andere Art von Ruhe war also so gut wie gar nicht zu denken.

Es war sogar noch um einiges schlimmer geworden, als zu der Zeit in der Amy und Tyler noch da waren.
Die Todesser waren von Foltersprüchen auf andere Dinge umgestiegen, Messer, scharfkantige Peitschen, kochendes Wasser und ähnliches. Gleichzeitig geisterten die Gedanken darüber, was mit den Beiden wohl passierte unaufhörlich durch meinen Kopf. Der Ausdruck auf Dracos Gesicht, als er davon erzählt hatte, wollte einfach nicht aus meiner Erinnerung verschwinden. Besonders beschäftigte es mich, da ich laut ihm noch glimpflicher als sie davon kam. Ich war nicht mal in der Lage mir etwas schlimmeres vorzustellen, als das hier, und wollte es auch nicht versuchen.

Mit starrem, in die Dunkelheit gerichteten Blick saß ich an der Wand neben der Tür, als diese wieder geöffnet wurde. Ich blieb regungslos sitzen, als Draco den Kerker betrat, das dritte Mal, seitdem Tyler und Amy weg waren. Er schaute sich suchend um, bis ich ein leises Räuspern rausbrachte und er mich schließlich bemerkte. Sein eigentlich durchgängig besorgter Blick wanderte kurz über meinen Körper, auf der Suche nach den neuen Wunden. Er fand sie erstaunlich schnell, an meinen Handgelenken, die anderen, von etwas früher waren unter meinem Kleid verborgen.

"Hier.", sagte er mit sanfter Stimme, als er sich zu mir hockte und mir ein kleines Fläschchen aus braunem Glas hinhielt. Ich nahm es und setzte es erleichtert an meine Lippen. Die Flüssigkeit brannte in meinem Hals, aber ich trank sie trotzdem bis auf den letzten Tropfen aus. Schon nach wenigen Sekunden spürte ich, wie sie ihre Wirkung entfaltete und die Schmerzen dumpfer wurden.
"Danke.", sagte ich schließlich und schaffte sogar ein kleines Lächeln zu Stande zu bringen, während die Schmerzen langsam erträglicher wurden und mein Körper sich entspannte.

"Selbstverständlich. Ich wünschte nur ich könnte mehr tun.", erwiderte Draco mit einem Blick auf meine geschundenen Handgelenke. Ich streckte meine Hand aus und legte sie unter sein Kinn, sodass er mich anschauen musste.
"Das ist mehr als ich von dir erwarten könnte, wirklich. Ich weiß, wie viel du damit riskierst." Er nickte nicht wirklich überzeugend und wandte seinen Blick ab. Trotzdem erkannte ich, dass sich in seinen Augen noch immer das schlechte Gewissen und tiefe Besorgnis spiegelte. Ich war mir nicht sicher ob ich es mir einbildete, aber er sah sogar noch ernster aus, als die letzten Male, in denen er bei mir gewesen war.

Schweigen kehrte ein und mein Blick senkte sich auf meine verdreckten Hände. Der Ring von Alec verzierte noch immer meine rechte Hand und, nachdem die anderen Todesser mir mein Amulett weggenommen hatten, war es das Einzige, was mir von meinem eigentlichen Leben geblieben war. Das Lachen von Lottie, die Sonne auf meiner Haut, die Treffen mit Hermine und Alecs Küsse, es schien schon Ewigkeiten her zu sein, als wäre es nur eine entfernte Kindheitserinnerung, was ein beängstigendes Gefühl war.

"Wie fühlst du dich jetzt?", erkundigte sich Draco nach einer Weile des Schweigens und ich schaute auf. Ob er mir meine morbiden Gedanken ansehen konnte?
"Besser, aber immer noch ziemlich am Ende." Ich hatte aufgegeben ihm etwas vorzuspielen, da es sowieso nutzlos war. Warum sollte ich die Wirklichkeit verherrlichen, wenn er genau wusste, wie sie aussah?
"Denkst du, du hälst noch ein bisschen durch?" Ich stutzte kurz über diese direkte Frage, aber ließ sie dann durchgehen. Wahrscheinlich dachte er darüber nach, wie lange er noch den Kopf riskieren musste.
"Dafür werden die da oben schon sorgen." Ich lachte trocken auf, um die Realität irgendwie erträglicher zu machen, auch, wenn es nichts an der Tatsache änderte. Ich konnte Dracos Blick nicht deuten, aber er widersprach mir nicht, was genug sagte.

My Destiny in Hogwarts (Draco Malfoy FF)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora