11. Time to say goodbye

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Als Lizzy sich vor meinen Augen für das bevorstehende Konzert umzog, konnte ich natürlich nicht wegschauen. Ihre schwarze Unterwäsche fand ich äußerst scharf, genau wie ihre Figur. Die Narbe am Unterbauch störte mich nicht im Geringsten, im Gegenteil, diese unterstrich ihren Sexappeal umso mehr.

Genüsslich beobachtete ich, wie Lizzy sich in eine hautenge schwarze Jeans quetschte und kurz darauf ein schwarzes T-Shirt mit einem weißen U2 Print überzog. Das Outfit wurde durch ein Paar schwarze Stiefeletten mit hohen Absätzen abgerundet, welche vorne spitz zuliefen. 1983 gab es also auch bereits unbequeme Schuhe für Damen aber das war nicht mein Problem. Ich würde nie verstehen, wie man in diesen Dingern laufen konnte aber Lizzy beherrschte das hervorragend. Nachdem sie ihre Lederjacke angezogen hatte, zwinkerte sie mir vergnügt zu und sagte: „Komm, zieh deine Jacke an und lass uns abhauen."

Wir sparten uns das Geld für die U-Bahn, indem wir die Strecke zu Fuß zurücklegten. Wieder einmal stellte ich fest, wie angenehm es doch war, in weiblicher Begleitung durch Londons Straßen zu laufen, ohne von Paparazzi belästigt zu werden. Völlig entspannt marschierten Lizzy und ich Hand in Hand in Richtung Apollo Theatre, während wir uns unterhielten.

„Was machst du denn, wenn du morgen wieder zuhause bist?", wollte sie wissen. „Musst du vor Weihnachten noch arbeiten?"

Angestrengt dachte ich nach, holte aber dann zur Sicherheit mein Handy hervor. Der Terminkalender funktionierte auch ohne Netz, sodass ich nachschauen konnte, was im Jahr 2013 in der Woche vor Weihnachten arbeitstechnisch gesehen noch anstand.

„Wir machen einen Videodreh für unseren neuen Song", erklärte ich freudestrahlend, was Lizzy natürlich wieder laut auflachen ließ.

„Und wo findet der statt?", erkundigte sie sich noch immer lachend.

„Auf der Tower Bridge."

Obwohl wir uns im Jahr 2013 erst im Monat September befanden, waren unsere Termine bis zum Jahresende komplett durchgeplant, denn nichts wurde dem Zufall überlassen.

„Oh cool, vielleicht sollte ich dann hingehen, um mir das Spektakel anzuschauen", zog sie mich auf.

Darauf konnte ich nur schwach lächeln. Es würde noch dreißig Jahre dauern, bis sie dieses Video sehen konnte. Da wir gerade an einer Ampel angekommen waren, welche für die Fußgänger rot zeigte, beugte ich mich zu ihr, um ihr ins Ohr zu flüstern: „Wir treffen uns beim Videodreh am einundzwanzigsten Dezember 2013, um sechs Uhr abends auf der Tower Bridge."

Mit gespieltem Erstaunen zog Lizzy ihre Augenbrauen nach oben.

„Ist das jetzt ein Date in dreißig Jahren? Also ich werde pünktlich sein!"

„Ich auch", erwiderte ich und strich eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht, während ich in ihre Augen schaute.

Sie lächelte mich vielsagend an, als sie sagte: „Ich bin schon gespannt, wie wir beide dann aussehen werden. Hoffentlich erkennen wir uns noch."

„Bestimmt", erwiderte ich und war mir in jenem Moment sicher, dass ich Lizzys Augen immer wieder erkennen würde, egal wo und wann wir uns über den Weg laufen sollten.

Sogleich rief ich mich gedanklich zur Ordnung. Welche wirren Tagträume hatte ich nur? Morgen stand unser Transfer in das Jahr 2013 an und ich würde Lizzy nie wieder sehen, dessen musste ich mir bewusst werden. Doch nur alleine der Gedanke daran brach mir fast das Herz. Umso bewusster genoss ich den Augenblick, ihre Hand halten zu dürfen, als wir weiter liefen, weil die Ampel auf grün umgesprungen war. Es war nicht mehr weit zum Apollo Theatre, das ließ die Menschenmenge, welche ich sich ebenfalls in diese Richtung bewegte, bereits erahnen.

Time MachineWhere stories live. Discover now