24. Depression

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Lizzy

Nachdem ich Niall eine Dose Cola unauffällig ins Schlafzimmer gebracht hatte, setzte ich mich wieder zu Sammy. Hin und wieder kam sie unangemeldet zu Besuch, was mich bisher nie gestört hatte, heute jedoch schon. Scheinbar war es Niall und mir nicht vergönnt, in aller Ruhe ein paar Takte miteinander zu reden. Alles was ich wollte, war, ein gutes Verhältnis zu ihm aufbauen, denn mir lag sehr viel daran, dass er mit Sammy zusammenblieb. Schließlich wusste niemand besser als ich, wie perfekt er für meine Tochter war.

„Mum?"

Sammy holte mich aus meinen Gedanken, die noch immer bei Niall waren.

„Ja, Schatz?"

„Warum hast du denn das Fotoalbum mit den Babybildern von mir auf dem Tisch liegen?"

Oh Gott, das Album hatte ich ganz vergessen! Ich dachte nur daran, Nialls Kuchenteller und die Tasse wegzuräumen, doch das Fotoalbum lag nach wie vor an seinem Platz. Aber mit fünfzig besaß man glücklicherweise genügend Lebenserfahrung, um sich eine Ausrede einfallen zu lassen.

„Ich hab nach einem alten Bild von Rufus gesucht, wo er mit dir gemeinsam drauf zu sehen ist. Du weißt, dass er nächsten Monat fünfzig wird und ich dachte, es wäre eine gute Idee, vielleicht eine Karte selbst zu basteln."

Niall hätte mir bestimmt auf die Schulter geklopft, wenn er diese Ausrede gehört hätte. Was das anging, standen wir uns wohl in nichts nach.

„Mit einem Bild von ihm und mir?"

Als ich nickte, begann Sammy zu grinsen. „Das ist eine coole Idee! Hast du schon eins gefunden?"

„Nein, denn du hast mich davon abgehalten."

„Ok, dann suchen wir jetzt gemeinsam."

Wir fanden tatsächlich ein Bild, auf welchem Rufus Sammy auf dem Arm hielt. Sie sah unbeschreiblich süß aus und er unglaublich gut. So jung und faltenfrei, genau wie ich damals.

Es war nicht so, dass ich ein Problem mit dem Älterwerden hatte, aber es ärgerte mich manchmal maßlos, wie viel Geld und Zeit ich aufwenden musste, um der Menschheit unter die Augen treten zu können.

Früher konnte ich ohne Make-up aus dem Haus gehen und alle Jungs drehten sich trotzdem nach mir um. Heute war es ein Ding der Unmöglichkeit, ungeschminkt das Haus zu verlassen. Aber da es wohl allen Frauen meines Alters so erging, regte ich mich nicht weiter drüber auf. Wir besuchten eben regelmäßig den Friseur, die Kosmetikerin und das Nagelstudio. Und einen Vorteil besaßen alle Frauen oder besser gesagt, alle Menschen meines Alters auf jeden Fall: Lebenserfahrung. Diese hätte ich niemals mehr gegen meine Jugend eintauschen wollen. Man machte viele Fehler in jungen Jahren, das sah ich bei meiner Tochter hin und wieder.

„Wollen wir die Karte gemeinsam machen? Ich kann dir dabei helfen, ich weiß doch, dass du mit den Grafikprogrammen so deine Probleme hast", kam es plötzlich von Sammy.

„Von mir aus gerne."

Jetzt musste ich tatsächlich eine Karte für Rufus basteln, aber mit Sammys Hilfe würden wir sicher schnell damit fertig werden.

„Gibt es eigentlich einen besonderen Grund dafür, dass du mich besuchst?", wollte ich nun wissen.

„Muss ich einen besonderen Grund haben?", lautete ihre schelmische Antwort.

„Nicht unbedingt aber es hätte ja sein können, dass ich gar nicht zuhause bin oder, was noch viel schlimmer wäre, ich meinen Liebhaber im Kleiderschrank versteckt hätte."

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