Flucht

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Zitternd starrte ich auf das kleine silberne Ding in seiner Hand.

„Wo ist der Stein?", fragte Jack entsetzt. Dr. Morgan deutete mit dem Kopf auf mich. Ich lag immer noch halb auf der Liege und wurde von Jack festgehalten. Sein Griff um meine Arme verstärkte sich und ich sah wie er seinen Kiefer aufeinander presste. Sein Blick wanderte zu mir. Er war wütend. Überaus wütend. „Doc?", fragte er mit gepresster Stimme. „Sind sie sich sicher, dass sie den Stein aus ihr heraus bekommen?" „Nun ja...", sagte der Doc und Jacks Kopf schnellte zu ihm herum. „WAS?", fragte er zornig.

„Wir sollten sie erstmal röntgen um zu sehen ob der Stein überhaupt noch da ist!", erwiderte der Arzt. „Wieso sollte er nicht mehr da sein?", fragte Jack und ich stieß ein leises Wimmern aus als er noch fester zudrückte. „Nun...", sagte Dr. Gruselig mit einem besorgten Blick auf mich, „Der Stein ist im Prinzip ja nichts weiter als Blut und Magie...Wer weiß ob der Magensäure so gut verträgt..."

„Wie bitte?", brüllte Jack den Doktor an und schleuderte mich in seinem Wutanfall von sich. Ich klatschte unsanft auf dem Boden auf. Ich wimmerte leise vor Schmerz. Jedoch schien ich mir nichts Ernsthaftes getan zu haben. „Jack...Jack", versuchte der Arzt ihn zu beschwichtigen. Doch dieser ignorierte ihn und kam auf mich zu. Ich versuchte auf dem Boden vor ihm davon zu rutschen. Mit zwei großen Schritten war er bei mir und hob mich, an den Schultern, hoch.

„Spuck ihn aus!", schrie er mir ins Gesicht und schüttelte mich. „Spuck ihn aus! Oder...", sein Blick wanderte zu meinem Bauch. Tränen rannen mir das Gesicht herunter und ich schnappte nach Luft.

„Jack!", hörte ich Dr. Morgan ernst sagen, „Ich werde sie jetzt röntgen, okay? Und dann sehen wir weiter. Wer weiß...Vermutlich irre ich mich ja auch..." Jack schien sich ein Stück beruhigt zu haben, denn er setzte mich zumindest mit den Füßen auf den Boden ab. Meine Schultern ließ er jedoch nicht los und schaute mir tief in die Augen. Ihn schien das zu beruhigen, doch langsam begann er vor meinen Augen zu verschwimmen. Die Tränen und der Schwindel machten es mir unmöglich in genau anzusehen.

„Was hältst du von mir?", fragte er mich.

„Soll ich ehrlich sein?", presste ich hervor. Ich sah in schemenhaft nicken.

„Du bist ein Monster...Ich hasse dich...", flüsterte ich.

Er ließ mich los.

Im nächsten Moment flog mein Kopf zur Seite und ich hörte meinen Kiefer leise knirschen. Ein stechender Schmerz breitete sich, von meiner Wange aus, aus und schien sich in meinem Kopf zu verankern. Jetzt hatte ich dank Jacks Ohrfeige auch noch stechende Kopfschmerzen. Ich sank zu Boden und starrte hasserfüllt zu ihm hoch. Tränen klebten mir noch im Gesicht, aber ich hatte aufgehört zu weinen, denn ich hatte nur die Wahrheit gesagt. Was hatte er erwartet?

„Verdammt noch mal, Jack!", sagte der Doktor. „Ich will hier keine Leichen in der Praxis. Los geh zu Tiffany, die hat immer ein paar Beutel Blut vorrätig. Ich sehe doch dass du lange nichts gegessen hast." „Pass auf sie aus!", knurrte Jack zurück und entfernte sich von mir. Ich hörte die Tür des Behandlungszimmers zuschlagen. Dr. Gruselig, der mittlerweile kein Dr. Gruselig mehr war, weil er mir extrem sympathisch geworden war, kniete sich neben mich. „Hey? Alles in Ordnung?"

„Nein!"

„Verständlich...Komm setzten wir dich erstmal auf die Liege zurück!" Er half mir hoch, dann sah er mich ernst an und sagte: „Hör mir genau zu! Jack braucht wirklich dringend diesen Stein, aber dabei wird er keine Rücksicht auf dich nehmen...Gleich wird er wieder da sein und dann wirst du, aber verschwunden sein, verstanden?" Ich sagte nicht und starrte ihn nur an. Er sprach weiter, während er meine Jacke vom Boden aufsammelte und sie mir in die Hand drückte. „Du kannst nicht mehr nach Hause. Dort würde er dich finden. Also geh so weit wie möglich weg und komm nie wieder. Ich glaube nämlich nicht, dass dieser Stein noch in dir ist. Zumindest nicht in seiner kristallisierten Form... Und ich habe nicht den leisesten Schimmer was ich mit dir machen soll, also...Lauf!"

„Was ist das für ein Stein?", fragte ich ängstlich und der Arzt raufte sich kurz die Haare: „Stimmt. Du hast ein Recht darauf das zu erfahren!" Er wühlte kurz in einer Schublade herum und drückte mir dann ein kleines Buch in die Hand. „Darin steht alles was du über den Stein wissen musst und jetzt geh!" Er schob mich zum Fenster und öffnete es. Zum Glück war das hier das Erdgeschoss und so stieg ich auf das Fensterbrett und kletterte heraus. Draußen blieb ich noch mal stehen. „Aber Jack wird dich umbringen, wenn ich weglaufe...", flüsterte ich. Der Arzt grinse mich schief an. „Tiffany wird auf mich aufpassen. Jacks Vater hat bei mir noch so einiges gut und sie muss machen was er sagt."

„Aber Jacks Vater ist tot...", flüsterte ich trocken. Die Augen von Dr. Morgan weiteten sich kurz. „Dann hoffen wir mal, dass Tiffany das noch nicht weiß!", sagte er und schloss das Fenster hinter mir.

Ich lief los. Obwohl es mehr einem taumeln glich. Um mir noch mehr die Hoffnung zu nehmen hier lebend heraus zukommen hielt mein Hirn eine kurze Zwischenbilanz ab:

Also...1. Meine Füße tuen scheiße weh und könnten sich allzu leicht entzünden, wenn sie das nicht schon gemacht haben.

2. Mir war schlecht, obwohl sich definitiv nichts mehr in meinem Bauch befand.

3. Ich habe Kopfschmerzen.

4. Schwindelanfälle.

5. Übelkeit.

6. Ich werde verfolgt von einem Vampir.

7. Und vermutlich auch von seinem Bruder.

8. Und ich habe einen Stein geschluckt, der sich wie ein Brausedrops aufgelöst haben muss...

Ich lief geradeaus und kam zu einer kleinen Straße. Ich zog meine Jacke an und steckte das Buch in die Tasche. Während ich an der Straße lang lief fiel mir ein, dass er an genau solchen Orten als erstes nach mir suchen würde. Ich wollte gerade fluchen und kehrt in eine andere Richtung machen, als hupend ein Truck neben mir hielt. Die Tür wurde aufgestoßen und ein Mann im mittleren Alter lehnte sich zu mir heraus. „Hey, Kleine? Wo willst du hin?", fragte der Mann. Ich deutete einfach in die Richtung in die der Truck fuhr und er nickte: „Na los! Dann hüpf rein!" „Vielen Dank!", lächelte ich ihm zu. 'Sah ich wirklich so verwahrlost aus? Aber HERR GOTT HAB ICH EIN GLÜCK!', freute ich mich innerlich, als ich auf der anderen Seite des Wagens einstieg. Ich schloss die Tür und er fuhr los.

Vielleicht hatte ich jetzt endlich mal eine Glückssträhne!

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Hallöle und sorry für das kurze Kapitel.

Es wird demnächst wieder länger, versprochen!

Bis dann


Vampire entführen keine kleinen Mädchenحيث تعيش القصص. اكتشف الآن