Mein Fan

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Ich stand in dem kleinen, verdrecktem Badezimmer und versuchte, mit Hilfe einer riesen Menge an Klopapier, auch ja nichts anzufassen. Nach meiner Frage, nach etwas zum Anziehen, hatten sich die Männer tatsächlich bemüht mir etwas zu besorgen. Ich war unglaublich froh, dass sie nicht auf irgendwelche komischen Gedanken gekommen waren, aber nun stand ich hier und zog mir ein viel zu großes T-Shirt an, auf dem das Gesicht von Britney Spears prangte. Die Hose passte mir ebenfalls nicht richtig, aber ich hatte noch einen Gürtel bekommen mit dem ich die Hose so fest schnürte wie nur möglich. Ich wischte über den verschmutzten Spiegel und hätte mich fast vor mir selbst erschrocken. Meine Haare standen in alle Richtungen ab, mir klebte immer noch etwas Blut von der Platzwunde an der Stirn, die ich mir beim Unfall zugezogen hatte, und meine Augen schienen das einzige zu sein, dass noch irgendwie Farbe besaß. Meine Haut war blass und meine Haare waren glanzlos, stumpf. Ich drehte den Wasserhahn auf und zu meiner Überraschung funktionierte er. Ich spritzte mir etwas Wasser ins Gesicht und kämmte mir mit meinen Fingern die Haare. Ich atmete tief durch:

Ich muss diese Idioten loswerden. 'Ich muss zu Jack!'

Nein...Ich muss es nicht bis zu Jack schaffen...Ich musste nur verhindern, dass er erfährt, dass ich noch lebe...Sonst würde er den Jägern, vorausgesetzt er schafft es Leon zu besiegen, direkt in die Arme laufen.

Ich geriet in Panik. ...vorausgesetzt er schafft es Leon zu besiegen...

Tränen rollten mir über die Wangen...Leon war in meinem Kopf zu einem unbändigen Monster geworden, dass zwischen mir und allem stand das mir etwas bedeutete. Natürlich war auch Leon nicht unbesiegbar, aber vor meinem inneren Auge sah ich schon wie er Jack in Stücke riss...

Zitternd hielt ich mich am Waschbecken fest, als es plötzlich an der Tür klopfte. „Bist du endlich fertig?", fragte die genervte Stimme eines Jägers. Ich biss mir auf die Unterlippe und wartete einfach ob er wieder abhauen würde, während sich mein Bauch zusammen krampfte. Aus Angst. Aus Angst um Jack...ich machte mir tatsächlich Sorgen um ihn... Der Jäger hämmerte mit seiner Faust gegen die Tür. „Antworte oder ich komm rein!", brüllte er gegen das Holz. Er machte mich wütend und ich sagte mit zusammengepressten Zähnen: „Bin gleich soweit...Warte noch kurz!" Ich hörte wie er weg ging. Ich ließ das Waschbecken los und klatschte mir noch ein bisschen Wasser ins Gesicht, bevor ich nach der Türklinke des Bades griff. Ich konnte es zwar selbst nicht wirklich glauben, aber das einzige dass ich im Moment tun kann ist: warten. Solange ich mich nicht frei bewegen kann, kann ich Jack nur damit helfen in dem ich vorrübergehend unsichtbar werde. Am besten für alle...

Ich versteh Rugby einfach nicht. Seit über vier Stunden sitze ich jetzt nun schon hier und schaue ein Rugbyspiel nach dem anderen. Die drei Jäger hatten mich wieder an den Bettpfosten gefesselt und waren nun ganz aktiv dabei sich vor der klapprigen Kiste, die sich Fernseher schimpfte, mit Dosenbier zu betrinken. Sie jubelten bei jedem Was-auch-immer und buhten das gegnerische Team aus. Ich hatte Langeweile und hatte mir das mit dem unsichtbar werden ganz anders vorgestellt. Meine Arme waren mittlerweile eingeschlafen und ich versuchte sie irgendwie in eine andere Position zu bringen. Seufzend gab ich auf und schloss die Augen. Es kam mir falsch vor nichts tun zu können. Es klopfte an der Zimmertür und Sam kam mit einem Tablet auf dem Arm herein. Er warf den drei betrunkenen Jägern einen missbilligenden Blick zu und wand sich dann in meine Richtung. „Hey! Sammy? Bringst du uns endlich etwas zu essen?" Einer der Männer torkelte auf dem schmächtigen Sammy zu, aber dieser wich mit einem Geschick aus, dass ich ihm gar nicht zugetraut hätte. „Nein! Das Essen ist für sie. Ihr werdet nachher abgelöst und könnt dann was essen gehen...oder zumindest ausnüchtern." Sam stellte das Tablet neben mir auf dem Bett ab. Ich lächelte ihm dankend zu. „Aber wir wollen jetzt etwas essen, Sammy!", jammerte ein anderer Jäger und legte seine Hand bedrohlich auf Sams Schulter. „Genau!", stimmte der dritte im Bunde zu, „Dieses Monster da hat es auch gar nicht verdient!" Ich versuchte mich anders hinzusetzten, aber wieder hinderten mich die Handschellen daran. Ich versuchte meine Handgelenke zu drehen und spürte wie ich dabei meine Haut aufriss. Ich zog scharf die Luft ein, als das Blut mir den Arm herunter lief. Ich Trottel.

Vampire entführen keine kleinen MädchenWhere stories live. Discover now