Kapitel 20

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Samtschwarze Dunkelheit umhüllte sie, ehe sich daraus langsam starre, weiße Gebäude hervor schoben.

Kein Licht drang aus den Fenstern, der Mond war von dicken, regenschweren Wolken verdeckt.

Jäh zuckte ein greller Blitz über den verhangenen Himmel und erleuchtete kurzzeitig die Straße auf der Kasumi stand. Rechts und links erhoben sich drohend die dunklen Häuser; kalt und abweisend.

Der Wind rauschte in den mächtigen Bäumen, die die Straße säumten.

Wachsam setzte sie einen Fuß vor den anderen, während sie sich zeitgleich dabei umschaute.

Es schien, als ob das ganze Viertel ausgestorben wäre.

Fröstelnd schlang sie die Arme um ihren Körper und rieb sich die zitternden Gliedmaßen, während sie flüchtig einen Blick hinter sich warf.

Erstaunt drehte sie sich ganz herum.

Ein heller, warmer Fleck wurde langsam immer größer. Breitete sich aus. Nahm gänzlich ihr gesamtes Blickfeld ein.

Und schlagartig wurde ihr eines klar.

Sie kannte diesen Ort.

Das war Konoha!

Wie es lebte, wie es pulsierte. Menschen waren auf den Straßen, die Sonne schien, der Himmel war strahlend blau, Kinder tobten über die Straße, die Läden waren gut besucht.

Aber keiner sah zu ihr herüber. Zu ihr, die im Dunkeln stand.

Kasumi wollte darauf zu gehen, dieses Viertel durch das Tor verlassen ... Aber sie konnte nicht, irgendetwas zwang sie, sich wieder umzudrehen und tiefer in die stillen, unheimlichen Gassen zu laufen.

Ruckartig blieb Kasumi stehen.

Da! Da vorne!

Sie kannte dieses Geschäft!

Rasch überbrückte sie die kurze Distanz und stieß die Tür auf.

Kein Laut drang zu ihr, obwohl sich die kleine Glocke über der Eingangstür heftig bewegte. Verwundert starrte sie die Glocke an, ehe sie den Blick über die in der Auslage befindlichen Reiscracker schweifen ließ.

„Onkel? Tante?", zaghaft klang ihre Stimme in dieser Totenstille, die sie umgab.

Sie machte einen Schritt und rutschte unerwartet mit dem Fuß weg. Kami sei Dank hatte sie noch die Türklinke in der Hand.

Kasumi schaute zu Boden und keuchte entsetzt auf.

Ein dunkler Fleck breitete sich immer schneller vor ihr auf dem Boden aus. Unvermittelt nahm sie einen dumpfen Schlag war. Ein eisiger Schauer rann ihr über den Rücken; ließ sie frösteln.

Sie ahnte es. Sie ahnte, was hier geschah, verschloss aber die Augen vor der Realität.

„Nein. Nein, das kann nicht sein!", murmelte sie, ehe sie die Tür los ließ. Sie tastete sich blind vorwärts, bis sie im hinteren Teil des Ladens auf einmal stolperte und fiel. Blut saugte sich in ihre Hose, ihre Hände waren nass davon.

Ein weiterer Blitz erhellte den Raum.

Kasumi zuckte entsetzt zusammen, als sie schlagartig in die stumpfen Augen Teyakis blickte. Ein heißerer Schrei stieg in ihrer Kehle hoch, kam ihr aber nicht über die Lippen.

„Onkel ...!" Mit fahrigen Fingern tastete sie nach einem Puls. Hoffnungslos. Der Ausdruck in seinen Augen war eindeutig genug. Er war dahin gemeuchelt worden.

Ich wollte niemals von euch fortWhere stories live. Discover now