Kapitel 25

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Ein neuer Tag brach an.

Der Wechsel zwischen Hell und Dunkel kam rasch und doch in winzigen Schritten; kühl und klar, wie ein Morgen im Herbst.

Träge lauschte Kasumi dem ruhigen, gleichmäßigen Schlagen, das von Kakashis Herz ausging. Eine schläfrige Wärme hüllte sie ein. Ein Zustand zwischen Traum und Wirklichkeit. Ihr Körper war weich, anschmiegsam; sie fühlte sich geborgen, wie ein Neugeborenes in Mutters Armen.

War sie das? Neu geboren?

Müde blinzelte sie, änderte ein wenig die Position ihres Kopfes auf seiner Brust. Ein Winkel des Himmels begann sich zu verfärben. Kasumi rekelte sich. Ein Farbenrausch in wahrhaft exorbitanter Dimension zog über den Horizont; lila Wolken über den Hokage-Köpfen und dazwischen funkelte hell der Morgenstern. Ein Schwarm Rauchschwalben, deren hohes „wid wid" in der Stille weit zu hören war, zog als schwarze Silhouette am Himmel entlang, ein Ninja-Team sprang zu der frühen Stunde über die angrenzenden Dächer und verschwand in der Ferne.

Staubteilchen tanzten wie golden leuchtende Glühwürmchen durch die Weite des Zimmers. Träge schwebten sie durch Kasumis Blickfeld. Ein paar Kissen waren während der Nacht vom Sofa gefallen. Ein aufgeschlagener Band von Jiraiyas Icha Icha-Reihe lag auf dem gläsernen Wohnzimmertisch. Kakashis Weste hing über der Lehne eines Stuhls, der im integrierten Essbereich stand. Rings um den Stuhl waren seine Makibishi verstreut, die beim Ablegen der Jacke aus der offenen Tasche gefallen waren.

Vorsichtig bewegte Kasumi sich, löste die Umarmung des Hatake, welche er die ganze Nacht aufrechterhalten hatte, während ihr die Tränen in Strömen die Wangen hinab gelaufen waren. Nachdem der Schutzwall um ihre Seele gebrochen war und sie um ihre Familie, um Kenjin und um die verlorene Zeit getrauert hatte, fühlte sie sich nun befreit, leicht, fast schon trunken vor Glück.

Ja, sie war neu geboren. Wiedergeboren in Konoha.

Die junge Frau spürte an den Stellen, mit denen sie Kakashi berührte, ein warmes, angenehmes Prickeln. Mit einem traurigen Lächeln beobachtete sie den Mann an ihrer Seite. Selbst im Schlaf waren seine Gesichtszüge angespannt. Die Uchiha war sich bewusst, mit welchen Geistern der Vergangenheit er selbst im Schlaf zu kämpfen hatte.

Vorsichtig berührte sie seine Stirn, versuchte die Falten zu glätten, die sich tief in die weiche Haut gegraben hatten und glitt mir ihren Fingern weiter über die Narbe an seinem Auge.

Zärtlich küsste sie diese.

„Schlaf, Kakashi, schlaf", murmelte Kasumi gegen seine Schläfe. Sie wünschte sich von ganzen Herzen, dass er die Schatten seiner Vergangenheit hinter sich lassen konnte, um im hier und jetzt seinen Frieden zu finden. Um glücklich zu sein.

Denn sie war glücklich. Glücklich, weil sie endlich nach Hause gefunden hatte.

Konoha.

Die junge Uchiha hatte schon immer dieses Dorf geliebt. Es war friedlich hier. An einem Sommertag liebte sie das Rauschen der Blätter im Wind. Den Fluss, der in der Nähe gluckerte, den Duft von frisch gemähtem Gras, das Zwitschern der Vögel in den Bäumen, die tanzenden Schmetterlinge oder das sanfte Wippen der Blumen in einer aufkommenden erfrischenden Brise.

Wehmütig seufzte Kasumi, sie bewegte sich. Erst jetzt fiel ihr richtig auf, wie stark sie Konoha und ihre Freunde vermisst hatte. Obwohl ihr Vater ein enorm strenger Mann gewesen war, dem das Ansehen seines Clans alles bedeutet hatte, und der von ihr einst Perfektion verlangte, vermisste sie ihn schmerzlich.

Erschüttert erkannte sie, dass sie sich schwerlich an die Gesichter ihrer Eltern erinnern konnte.

Ungeachtet dessen, oder gerade demzufolge, wusste sie, was sie mit ihrem weiteren Leben anfangen wollte. Wie ihr weiterer Weg aussehen würde.

Ich wollte niemals von euch fortWo Geschichten leben. Entdecke jetzt