Kapitel 16

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Bevor ich der ersten Hälfte nachgeben und ebenfalls die Arme um Don lege, räuspert sich der Barkeeper und stellt ein volles Tablett mit den bestellten Getränken vor mir ab.

Eine Welle der Enttäuschung überrollt mich, als Don nach dem Tablett greift und auf den Tisch zu geht, an dem unsere Freunde warten.

Der Barkeeper hätte sich ruhig Zeit lassen können.

Ach ja? Woher kommt denn der Sinneswandel? Bist du jetzt doch froh, dass Don da ist?

Darauf muss ich dir nicht antworten.

Stimmt. Die Antwort ist schon fast greifbar.

Seufzend hole ich tief Luft und gehe auf Don zu. Er balanciert das volle Tablett auf einer Hand und legt die andere, wie selbstverständlich, um meine Hüfte. Einen kurzen Moment versteife ich mich.

„Du scheinst das ziemlich gerne zu machen, oder?", frage ich Don und sehe zu ihm hoch.

„Was meinst du?" Er schaut belustigt zu mir herunter und zieht mich noch näher an ihn heran. Unsere Nasen berühren sich fast.

„E-Egal.", stottere ich und drehe mein Gesicht weg.

Ich möchte nur einmal meine normale Gesichtsfarbe in seiner Nähe behalten. Irgendwann verwechselt man mich noch mit Rudolf, dem Rentier mit der roten Nase.

„Sophie, der Werwolf mit den roten Wangen." Ja, das passt ziemlich gut.

Selbst ich muss bei den Satz lächeln. In diesem Moment wird die Musik abgestellt und eine Frau setzt sich an das Klavier. Sie fängt an Debussy zu spielen.

Lächelnd sehe ich mich im Pub um. Das ist wahrscheinlich der letzte Ort, an dem jemand Klavierstücke erwartet, aber aus irgendeinem Grund ist es auch passend. Auf den Gesichtern der anderen Gäste zeichnet sich Entspannung ab.

Ich lehne mich an Don an und schaue zu meinen Freunden. Mein Blick bleibt allerdings bei Akito hängen. Auf seinem Gesicht zeichnet sich Traurigkeit ab. Ich dachte für eine Sekunde, das es an dem Stück liegt, aber er schaut gar nicht in die Richtung des Klaviers. Er schaut zu Derek, welcher lacht und sich mit Franzi unterhält.

Don stupst mich an und wir gehen weiter zu unseren Freunden. Er stellt das Tablett ab und setzt sich neben mich hin. Jeder nimmt sich seinen bestellten Drink, Akito und Gwaine stelle ich eine Cola hin, und nehme mir selber mein Tequila-Glas. Don wirft mir einen seltsamen Blick zu, den ich nicht deuten kann, aber er sagt nichts dazu.

Nach einem Schluck entspanne ich mich noch mehr. Das brennen des Alkohols beruhigt mich und ich lehne mich wieder an Don, was ihm nicht zu stören scheint. Sollte ich mein Denken für diesen Abend morgen bereuen, so schiebe ich das morgen dem Alkohol zu.

Megan wirft mir einen zufriedenen Blick zu, worauf ich nur die Augenbrauen hochziehe.

„Ich bin so froh, das die Woche vorbei ist.", fängt Franzi an. „Länger als fünf Tage darf die Uni wirklich nicht haben."

Derek räuspert sich. „Du meinst, länger als fünf Tage darf die Woche nicht haben. Und das ist auch nicht ganz richtig. Eine Woche hat sieben Tage, meine Gute. Ich glaube, du hast schon zu tief ins Glas geschaut.“

„Und du hast noch nicht mal an den Rand des Glases geschaut.", sagt Franzi und grinst. „Sonst würdest du nicht so Klugscheißern."

„Falsch. Derek fängt erst an, schlau zu sein, wenn er schon drei Bier hat. Wie lange bist du schon hier, wenn ich fragen darf?", frage ich Derek grinsend.

„Lange genug um zu sehen, das ihre alle unscharf seid.", antwortet Derek lachend. Dabei sieht er jeden von uns an, bei Aktio bleibt er allerdings eine Sekunde länger hängen.

„Ich bin auch froh, dass wir endlich Wochenende haben. Jetzt habe ich mehr Zeit für Chris.", schwärmt Megan und sieht dabei ihren Freund an. Wir fangen alle an zu lachen, als wir ein Schnauben von Akito hören. Der hat offensichtlich nichts für die Schwärmereien seiner Schwester übrig.

Mit einem Blick auf Megan und Franzi, fällt mir unser Gespräch von vorhin wieder ein. Auch mein Versprechen an Yuki muss ich noch einlösen, immerhin hat sie mir geholfen. Seufzend, und mit pochenden Herzen, lehne ich mich ein Stück von Don zurück und drehe mich zu ihm um.

„I-Ich habe mein Handy vergessen. U-Und d-da wollte ich d-dich fragen, ob du mir dein Handy kurz leihen kannst.", frage ich Don stotternd. Er nickt und reicht mir sein Handy, wobei er Megan und Franzi einen verwirrten Blick zuwirft. Die beiden konnten es natürlich nicht lassen und haben angefangen zu kichern.

Mit zitternden Händen öffne ich seine Kontakte und gehe auf 'Kontakt hinzufügen'. Nachdem ich meine Nummer eingegeben habe, sind meine Wangen so warm, wie ein Heizboiler. Mit roten Wangen gebe ich Don sein Handy zurück.

Wer weiß, ob er das überhaupt merkt.

Nachdem du dich wieder zu Sophie, der Werwolf mit den roten Wangen, verwandelt hast und dich jeder an diesem Tisch anstarrt, wird er es bestimmt schon wissen.

Mit einem frustrierten seufzen, greife ich nach meinem Glas und leere es in einem Zug. Das Kichern und Schmunzeln der anderen, entgeht mir dadurch trotzdem nicht.

Akito sein Handy klingelt und er geht sofort ran. Mit einem Blick zu mir und Megan legt er wieder auf. Er schaut Gwaine an, dieser steht sofort auf und verlässt den Pub.

„Tut mir leid, aber wir müssen uns für heute verabschieden.", sagt Akito und richtet sich auf.

„Jetzt schon?", frage ich in seine Richtung. Er nickt und geht bereits in die Richtung der Tür. Seufzend stehe ich zusammen mit Megan auf. Ich verabschiede mich von meinen Freunden mit einer Umarmung und stehe dann etwas verunsichert vor Don.

Soll ich ihn Umarmen oder nicht?

Jetzt mach einfach.

I-Ich weiß nicht...

Don, der anscheinend meine Verwirrung von meinem Gesicht ablesen konnte, beugt sich zu mir runter und legt seine Arme um mich. Zufriedenheit durchströmt meinen Körper und ich lege meine Arme um seinen Hals.

Allerdings endet dieses schöne Gefühl sofort, als ich von Megan in die Richtung des Ausganges gezogen werde. Draußen wartet der Escalade und Akito hält uns die Tür auf. Mit einem Grinsen schubst mich Megan auf die Rückbank des Wagens.

„Und wir beide werden uns jetzt schön unterhalten.", sagt sie mit einem Grinsen auf dem Gesicht, bei dem ich am liebsten meine Beine in die Hand nehmen und wegrennen würde.

A New Future ~ Plötzlich AlphaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt