Kapitel 9

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Morgenröte

Kapitel 9

„Mr. Shinoda."

Ich sah verwirrt umher. Das Erste was ich sah war die weiße Decke, dann drehte ich langsam meinen Kopf und erkannte einen ganzen Haufen Menschen bestehend aus Schwestern, Pflegern und einem der Ärzte, der wohl gerade so etwas wie Notfalldienst hatte. Einen der Personen erkannte ich nicht wirklich wieder.

„Wir haben Ihnen ein Beruhigungs- und Schlafmittel gespritzt. Sie erinnern sich sicher nicht mehr daran."

Perplex schaute ich immer weiter umher. Ich vermutete es war mein eigenes Zimmer. Schließlich nickte ich nur. Verdammt ich hatte Chester verletzt. Ich mochte ihn wirklich gerne, doch was auch immer ich getan hatte, es war zwar falsch und irgendwie auch richtig, und verletzte uns beide. Ich musste zu ihm, um mich zu entschuldigen.

„Ches-." Meine Stimme war kratzig, ich musste ein wenig spucken und husten.

„Mr. Bennington ist auf seinem Zimmer." ,erklärte einer der Pfleger schnell. Etwas verwirrt nickte ich und beobachtete den Arzt, der sich einiges aufschrieb. Ich überlegte kurz was, doch wahrscheinlich nur etwas über meine seelische Verfassung.

„Sie hatten eine Art Nervenzusammenbruch. Sie dürfen deshalb Mr. Bennington auf unbestimmte Zeit nicht sehen."

Die Stimme des Arztes war besonders tief und dunkel, erinnerte mich irgendwie an meine eigene. Perplex nickte ich, da ich sowieso nicht anders reagieren durfte. Wussten sie nun davon, dass ich meine Frau betrog oder war es noch schlimmer? Einen Moment lang überlegte ich nur noch ob ich nach Hause dürfte. Aber wahrscheinlich würde ich wohl nie mehr wo anders hinkommen. Nicht mehr nach Hause, nicht mehr zu Chester.

„Wir lassen Sie dann alleine." ,erklärte er weiter und ging dann mit der vollen Begleitung. Lediglich ein Tablett mit einer Mahlzeit und einigen Tabletten liesen sie hier. Nur Amber, die sich ganz im Hintergrund gehalten hatte, blieb.

„Ich hol die Antwort heute Abend ab, falls du sie schreiben solltest." Ich nickte, dann ging sie.

„Nimm die Tabletten und trink den Beruhigungstee." ,drehte sie sich noch einmal in der Tür zu mir um, ihr Gesicht war recht emotionslos, und schloss die Tür dann hinter ihr. Ob ich sie wohl verletzt hatte? Enttäuscht von mir selbst sah ich wieder zur Decke und verschränkte meine Arme hinter meinem Kopf. Ich konnte ja wirklich nichts alleine. Chester hatte ich verletzte, Amber war enttäuscht von mir und Anna erst... Meine Frau würde dadurch erfahren, dass ich sie betrog.

Ungewollt liefen mir wieder Tränen die Wange herunter.

Ich wusste nicht was ich tun sollte. Den Brief lesen? Gestehen, dass ich der schlimmste Ehemann war, den es gab?

Zitternd entschloss ich schließlich das Papier in die Hand zu nehmen. Der Brief war noch ungeöffnet. Ich wusste nicht recht weshalb sie glaubte, dass es richtig war, das es in meinem Leben Anna und Chester gab. Sie ließ es einfach zu. Ich kam damit einfach nicht klar, dass sie mich einfach so ließ. Schließlich öffnete ich das Papier und zog den Inhalt heraus. Das Erste, was ich sah war ein Bild. Fasziniert sah ich es an, meine Frau lächelte auf dem Bild breit, doch man sah, dass es ihr nicht gut ging. Ihr schwarzes Haar war lang, einige einzelne Strähnen hingen über ihre Schulter und in ihrem Armen war ein Junge. Wahrscheinlich Otis. Er hatte ebenfalls schwarze Haare, doch es war noch recht kurz. Ohne irgendwelche Sorgen lächelte er breit. Ungewollt lächelte ich zufrieden und legte das Bild schnell so auf meinen Nachttisch, dass ich es gut sehen konnte.

Danach war der Brief an der Reihe.

Hallo Mikey,

Ich freue mich sehr darüber, dass du mir schreibst.

MorgenröteWhere stories live. Discover now