Kapitel 19

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Morgenröte

Kapitel 19

Anna duschte eine ganze Weile. Ich ließ ihr diese Ruhe und, nachdem ich den Tisch abgeräumt hatte, alberte ich ein wenig mit Otis herum. Er kicherte als ich ihm eine Rassel gab und diese immer Krach machte, wenn er den Gegenstand in seiner Hand schüttelte. Es begeisterte mich wie naiv er war. Ich musste ebenfalls Lachen. Einige Male rief er dabei laut „Dada" sowie auch „Daddy" und zeigte mir die bunte Rassel, die er schüttelnd.

Nach etwa zwanzig Minuten fand er das jedoch ziemlich langweilig und ich holte etwas anderes womit er auf seinem Hochstuhl spielen konnte. Leider war ich nicht in der Lage ihn hochzuheben und dann zutragen. Bis Anna zurück kam mussten wir also hierbleiben. Also holte ich ihm einige Spielzeugautos und fuhr mit einem von diesen auf dem kleinen Tischchen des Stuhles herum. Otis lachte und nahm ein anderes und machte es mir nach.

„Spielt ihr schön?" Vorsichtig strich mir Anna durch die Haare als sie herunter kam und nahm Otis aus seinem Stuhl. Er beschwerte sich einen Moment lang, schrie nach mir, doch ich ließ sie gewähren. Es wunderte mich, dass er schnell eine solche Nähe zu mir schloss. Ich musste doch noch fremd für ihn sein.

„Ja. Er mag mich ziemlich gerne." ,lächelte ich stolz und bekam von ihr einen Kuss auf meinen Schädel gedrückt.

„Geh duschen, Mikey." Ich nickte und ging nach oben.

Gegen Nachmittag gingen wir zusammen nach draußen um mit Otis einen Spielplatz im nahegelegenen Park zu besuchen. Ich war fast den ganzen Tag Zuhause gewesen, jedoch am Mittag in den Supermarkt gefahren, um eine Packung der besagten Kondome zukaufen. Das Autofahren ging ziemlich gut, es war nur ein kleines Problem die Krücken irgendwie hinein zu bekommen und wieder heraus. Im Laden hatte mich die Kassiererin ziemlich merkwürdig angeschaut, ich hatte das jedoch ignoriert, bezahlt und die Packung zusammen mit der Geldbörse zusammen in meine Hosentasche gepackt. Otis machte keinen Mittagsschlaf mehr, er musste durchgehend beschäftigt werden. Nur nachdem Anna ihn ein wenig gefüttert und auch gestillt hatte war er ein wenig ruhiger und ließ sich von mir aus einem Buch vorlesen. Anna war gerade dabei ihn abzustillen und so fütterte sie ihn primär. Lächelnd beobachtete ich wie sie nur das Beste für ihn wollte. Ein wenig, so empfand ich, verhätschelte sie ihn jedoch zu viel.

Anna ging neben mir her und schob den Kinderwagen vor sich hin. Otis quietschte immer wieder und spielte wieder mit seiner Rassel. Ich lief neben ihr her, musste mich anstrengen, damit ich das Tempo behielt. Anna lächelte fröhlich als ich sie ansah und erwiderte es halbwegs ehrlich.

„Wie geht es dir?" Sie streichelte über meinen Arm und dann durch meine Haare, die selbst im Nacken recht lang waren.

„Ich weiß nicht, wie ich das einschätzen soll." Ich pausierte kurz und spielte mit meinen Gedanken. Es war schwer zu beschreiben wie ich mich wirklich fühlte, ich hatte nicht mal mehr eine Idee welche Gefühle in mir herumschwappten.

„Ich bin zufrieden hier zu sein. Ich habe euch vermisst." So gerne wünschte ich mir wieder normal laufen zu können, meine Hände lässig in die Hosentasche zustecken und vielleicht auch wieder einmal zu joggen.

„Ich würde gerne wieder laufen." Zusammen gingen wir über die Straße und Bogen in den Park ein. Er war vor allem von Pflanzen, die wenig Wasser benötigen, geprägt, so waren mehr Palmen als richtige Laubbäume dort. Wenn ich mich recht erinnerte, dann war der Park schon solange ich mich erinnern konnte gleich geblieben.

„Ich bringe dich ja übermorgen zur Physiotherapeutin." Wieder streichelte sie durch meine Haare und küsste meine Wange. Ich lächelte zufrieden, wollte sie küsse, doch dann war ihr Gesicht schon wieder nach vorne gewendet.

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