Kapitel 33

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Morgenröte

Kapitel 33

Ich wachte erst einige Stunden später gegen Mittag auf als mich die Sonne blendete. Chester lag noch immer auf mir, seine Haut klebte an meiner. Seicht kitzelte sein Atem an meinem Nacken. Zufrieden strich ich in Kreisen über meinen Rücken und brummte leise. Wir hatten einfach das Ehebett versaut. Ich müsste es noch bevor sie zurück kam abziehen und die Bettlacken in die Wäsche tun. Außerdem war der Frühstückstisch noch immer nicht abgedeckt.

„Chazy." ,flüsterte ich leise und rückte ihn von mir herunter. Langsam begann sich Chester zu bewegen, und rollte sich auf den Rücken. Er stöhnte leise auf, dann streckte er sich ein wenig und kuschelte sich wieder tief in die Decke ein. Über seinen Lippen lag ein zufriedenes, unschuldig wirkendes Lächeln.

„Ich hab so schön geschlafen." ,murmelte er leise und fischte wieder nach meiner Hand, wobei er sich an meinen Arm drückte. Wieder streichelte ich über seinen Handrücken, er war so schön warm.

„Danke, dass du da bist." ,nahm ich seine Hand hoch und streichelte dann mit dieser über seine Wange. Er lächelte zufrieden. Jedoch begann ich mich auch von dieser Situation zu lösen und stand auf. Chester sah mich enttäuscht an.

„Tut mir leid." ,flüsterte ich leise und wendete mich meinem Kleiderschrank zu, fischte mir alles nötige heraus uns ging dann ins Bad. Dort schloss ich mich ein, um meine Ruhe zu haben und Chesters Dreck von meiner Haut zu waschen. In diesem Moment kam mir etwas noch schlimmeres in den Kopf. Etwas worüber ich noch nie nachgedachte hatte. Chester hätte mich anstecken können. Womöglich hatte ich gerade meine Todesurkunde gefickt!

„Verdammt!" ,erschöpft lehnte ich mich gegen die Türe und starrte auf die Fugen zwischen den Fliesen. Egal was war, das schlimmste wäre jetzt in Panik zu geraten, redete ich mir ein. Anfangs funktionierte das nicht wirklich, doch als ich begann mich nur auf meinen Atem zu konzentrieren, wie ich es in der Klinik gelernt hatte, wurde ich schnell ruhig. Mit den richtigen Medikamenten könnte ich selbst, obwohl ich HIV positiv war, noch dreißig, vierzig, fünfundvierzig Jahre leben.

Nachdem ich fertig war ging ich nach unten und räumte den Tisch ab. Glücklicherweise sah ich Chesters nirgendwo und konnte mich ihm so sehr gut entziehen. Schnell räumte ich die Sachen in die Spülmaschine und stellte wieder alle Lebensmittel in den Kühlschrank. Da mir noch immer langweilig war und ich Chester von mir halten wollte, begann ich die Küche aufzuräumen und alle Schränke und Armaturen zu putzen. Also nahm ich mir einen sauberen Lappen und füllte das Waschbecken mit heißem Wasser, welches ich mit etwas Seife versetzte. Anna und ich tendierten nicht dazu unser Haus mit aggressiven Mittel sauber zu halten und Desinfektionsmittel zu verwenden, da dies zwar harmlosere Bakterien abtötet, was jedoch den aggressiveren eine deutlich bessere Chance gibt. Glücklicherweise hatte ich dadurch jedoch keine weiteren Probleme, die mein Asthma verursachte. Das einzige wichtige war stets zu saugen, damit nicht als zu sehr viel Staub aufwirbeln konnte. Zuerst reinigte ich die Fronten, welche aus lackiertem Holz bestanden, dann reinigte ich den Gasherd, passte besonders auf diesen nicht plötzlich dabei zu entzünden. Langsam arbeitete ich mich auf der Arbeitsfläche vor, säuberte dabei immer wieder den Lappen im warmen Wasser. Schließlich arbeitete ich mich weiter vor und räumte dabei das Kräuterregal aus. Ich reinigte die kleinen Glasgefäße, die in schwarz bedruckt waren und einfach nachgefüllt werden konnte. Ich säuberte die kleine Metallaufhängung, die sich oberhalb des Kochfeldes befand und so immer mit Fettspritzern bedeckt war. Gerade als ich den Backofen öffnete und die leicht bräunliche Scheibe mit einen speziellen Putzmittel behandelte kam Chester zu mir.

„Hey du." Lächelnd lehnte er sich an die kleine Theke, die wir nur als Ablage benutzen, ab.

„Ich wusste schon immer, dass du ein Ordnungsfreak bist." Ich verdrehte meine Augen und ließ den Schaum erst einmal gut einwirken.

MorgenröteWhere stories live. Discover now