Kapitel 26

49 4 3
                                    

Morgenröte

Kapitel 26

Die Luft war kalt als ich aufwachte, die Decke wollte uns nur zögerlich wärmen, doch zumindest war Anna, die inzwischen halb auf mir lag, recht warm. Langsam löste ich mich von ihr und raffte mich auf um das Fenster zu schließen. Ich zitterte, es war teuflisch kalt, doch schleppte mich bis zum Fenster um es zu schließen. Kurz sah ich hinaus, der Himmel war rosa, hellblau und dort wo die Sonne über den Boden hinaufbrechen würde auch ein bisschen gelblich. Es war ein wundervolles Schauspiel. Leise lehnte ich mich noch einen ganzen Moment lang an das Glas bis irgendwann nacheinander alle Lampen ausgingen. Ich sah auf den Wecker, es war gerade erst kurz nach sechs. Anna schlief noch immer, hatte sich inzwischen zusammengerollt und ganz die Decke um sich gezogen. Sie war so eine hübsche Frau. Wieso hatte ich das nur verdient?

Schließlich ging ich wieder zu ihr zurück und legte mich neben sie. Anna zuckte kurz, doch schlief weiter und drückte sich mit dem Rücken wieder näher an mich heran. Leise lauschte ich ihrem Atem, er war so betörend gleichmäßig und ruhig. Vorsichtig streichelte ich über ihren Bauch. Ich versuchte es mir vorzustellen wie es wäre, wenn ich hier mit Chester liegen würde. Vielleicht wäre er so wie Anna ganz ruhig oder doch schmiegte sich verspielt mit seinem Becken an meinen Schritt. Ich musste mich daran zurückerinnern wie wir gemeinsam schon in der Klinik uns ein Bett geteilt hatten. Chester war ein netter Genosse gewesen. Mein Blick wanderte zögerlich hinüber zu meiner Komode. Dort hatte ich das Bild von Chester mit dem Hund, das ich Baker geklaut hatte, hingestellt. Es schien als würde er mich anlächeln.

Ich wollte schlafen, doch nun konnte ich es nicht mehr. Obwohl ich noch immer auf der Seite lag, schaute ich nach oben an die Decke. Ganz fern und leise vernahm ich ein Quieken. Es schien aus Otis Kinderzimmer zu kommen. Langsam ließ ich Anna wieder von mir und stand auf. Dann deckte ich Anna liebevoll wieder zu und ging etwas unsicher auf den Beinen hinüber ins Kinderzimmer. Der Kleine lag wach in der Wiege und hatte seine Decke, die wir sonst recht eng um ihn wickelten, von sich gestrampelt. Vorsichtig nahm ich ihn hoch, er war ziemlich kalt, weshalb ich ihn an mich drückte, um ihn zu wärmen und er beruhigte sich sofort als ich bei ihm war.

„Ist dir kalt?" ,fragte ich liebevoll, nahm ebenfalls seine Decke und wickelte ihn darin ein. Noch ein wenig war sie noch von seiner Körperwarme erfüllt. Dann trug ich ihn in unser Schlafzimmer.

„Daddy?" ,gähnte er leise und seine Finger krallten sich in meine Haut.

„Es ist alles ok." ,flüsterte ich leise und legte mich mit ihm nieder und deckte uns beide mit Annas und meiner gemeinsamen großen Decke zu.

„Schlaf noch etwas." ,streichelte ich auf dem Rücken liegend über seinen Hinterkopf und sah wieder an die Decke. Langsam wurde es auch wärmer, zumal auch mein Sohn auf meiner Brust schlief und Anna sich an meiner Seite wieder an mich kuschelte. Ich fühlte mich wohl in meiner Familie. Bald schon schlief auch er wieder und mir fielen irgendwann ebenfalls die Augen wieder zu.

Wie immer arbeitete Anna morgens und kam mittags zurück, am Mittwoch jedoch immer erst am Nachmittag. So hatte ich fast den ganzen Tag Zeit, um mich selber zu beschäftigen und an Chester zu denken, alles für ihn vorzubereiten. Aber ich wusste nicht recht was ich tun sollte, damit es ihm gefiel. Ich könnte ihm Süßigkeiten kaufen, aber sicherlich war er zu alt dafür. Aber es wäre auch schön gewesen ihm ein nettes Zimmer zu bieten, aber das hatten wir nun mal nicht. Er würde auf dem Sofa, auf dem ich gerade saß, schlafen. Seine Füße würden auf einer Seite hinausgucken.

Schließlich bekam ich die Idee doch laufen zu gehen. Ich ging nach oben und durchsuchte meinen Kleiderschrank nach der Sportfunktionskleidung. Schließlich fand ich diese in einer dunklen Ecke, wo ich sie vor einer gefühlten Ewigkeit hingelegt hatte. Ich hoffte, dass die Schuhe noch immer irgendwo in der Garderobe liegen würden. Schnell zog ich mich an, wechselt dafür meine Boxer zu einer enger anliegenden, damit man keine Falten unter der Laufhose sehen konnte. Außerdem nahm ich eine Bauchtasche mit, damit ich dort den Schlüssel und mein Handy transportieren konnte. Zur Sicherheit packte ich dort auch mein Asthmaspray hinein. Ich lächelte zufrieden vor mich hin und lief dann hinunter, zog mir dabei das Shirt an. Wenn Chester kam, dann wollte ich gut in Form sein, vielleicht findet er mich genauso sexy in meiner sportlichen Uniform als Footballspieler wie Anna. Unten zog ich sofort meine Schuhe an und packte dann alles in die Tasche ein. Zum Schluss schloss ich die Haustür hinter mir und machte mich auf den Weg.

MorgenröteWhere stories live. Discover now