Kapitel 1 - Die erste Begegnung

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"Zieh doch wenigstens ein einziges Mal daran!", bat mich meine beste Freundin, mit dem Namen Dina, die mir ihren selbst gebastelten Joint vor die Nase hielt.

"Nein, ich möchte das nicht, lass es bitte einfach", gab ich als Antwort, woraufhin sie nur ihre Augen rollte und selbst dran zog.

Zwar war es nur ein Zug, den sie verlangte, doch ich konnte es nicht. Vielleicht hätte meine schwarzhaarige Freundin mehr Verständnis gehabt, wenn ich ihr erklärt hätte, dass es an meinem Vater lag, doch ich brachte es immer noch nicht übers Herz ihr das zu erzählen. Ich wusste, dass ich ihr vertrauen konnte, doch ich konnte es selbst nicht aussprechen und darüber reden wollte ich erst Recht nicht.

"Ich muss jetzt los", sagte ich leise und stand von der Parkbank auf, auf der wir uns gerade befanden.

"Wohin?"

"Meinen Vater im Krankenhaus besuchen", log ich leise und schloss meine Jacke, die anscheinend die ganze Zeit geöffnet war.

"Geht es ihm schon besser wegen seinem Herzen?"

"Ja, aber ich muss schon los. Bis dann", sprach ich schnell und drückte sie kurz, woraufhin ich gleich zur Bahn lief, die dann auch schon kam.

Schnell eilte ich zur Tür und setzte mich anschließend an die hinterste Ecke des Wagons. Mein Vater hatte wirklich Herzprobleme, doch ich besuchte ihn nicht deswegen. Ich besuchte ihn wegen seiner Therapie und das musste nicht unbedingt jeder wissen, weswegen ich immer die gleiche Ausrede benutzte. So sagte ich jedem, der mich fragte, was ich mache, dass ich meinen Vater besuchen würde, der wegen seines Herzens in Untersuchung war.

Als dann meine Station schon dran war, ging ich zur Tür und dann hinaus, wo ich schon das riesige Gebäude sehen konnte. Am Anfang, als es noch die Zeit der Entgiftung war, durfte ich ihn nicht besuchen, doch mittlerweile, wo er sicher etwas frei von Drogen war und keine nahm, da durfte ich ihn besuchen. So lief ich also in das Gebäude und ging den weiten Gang ab, der mich dann schließlich zu einer Treppe führte, die ich hochlaufen musste. Es war ein ziemlich weiter Weg, doch da ich noch meine Kopfhörer in den Ohren hatte kam es mir nicht allzu lang vor. So summte ich leise die Musik mit bis sich die Türen automatisch öffneten und mich zwei Männer hinter einem Tresen ansahen.

"Hallo, ich bin es wieder. Tiana Stallone", sagte ich, woraufhin sie nur grinsten.

"Nichts ist in deiner Tasche, nicht wahr?"

"Natürlich!", antwortete ich und hielt meine offene Tasche hin.

In ihr war nur mein Portemonnaie und etwas Krimskrams, doch nichts, was hier nicht erlaubt war. Die Überprüfung war eigentlich noch strenger, denn am Anfang musste ich noch meine Tasche abgeben, doch je öfter ich kam, desto mehr vertrauten sie mir. Und da ich sowieso noch nicht einmal 18 war und relativ brav aussah, hatte man auch nicht viel zu befürchten.

Somit ging ich schließlich schnell in das 5te Zimmer und sah schon meinen Vater auf dem Bett sitzen, der mich breit angrinste.

"Du bist ja schon wieder da!"

"Ja, Papa", sagte ich und umarmte ihn lange.

Er hatte wieder etwas zugenommen, was mich extrem glücklich machte, denn er sah immer gesünder aus.

Schnell setzte ich mich neben ihn und schaute auf das Bett auf der anderen Seite des Zimmers.

"Hast du heute was Schönes gemacht?", fragte ich ihn und er nickte sofort, wobei er mir etwas Geld in die Hand drückte.

"Nein, Papa, ich will kein Geld", sagte ich ernst und wollte es ihm zurück geben, doch er nahm es nicht an.

Er hatte durch den ganzen Konsum sehr viel Geld verloren gehabt, sogar seine Wohnung, was der Grund war, warum ich alleine wohnte. Zu erst hab ich es bei meiner Mutter versucht, doch sie ist eine schwierige Person, weswegen sie sich auch schon vor Jahren von meinem Vater getrennt hatte. Sie wollte anders leben und das schaffte sie auch. Sie fand einen neuen Partner und hatte sogar einen neuen Job, wo sie viele neue Freunde kennenlernte. Während sie neue Freunde kennenlernte, fiel mein Vater immer schlimmer in seine Sucht, die mir traurige Erlebnisse in der Vergangenheit bereitet hatte.
Das war jedoch jetzt erstmal Nebensache, an was ich nicht wirklich denken wollte und so versuchte ich ihm erneut das Geld zurück zu geben, doch er nahm es wieder nicht an.

"Tiana, ich habe sehr viel Geld von dir genommen gehabt, ich brauche es nicht. Bitte behalt es", überredete er mich, wobei ich es schließlich in meine Hosentasche steckte und ihn ansah.

Er wirkte mittlerweile trauriger, da er wahrscheinlich an die Vergangenheit dachte, doch dann umarmte ich ihn und seine Laune wurde wieder etwas besser.

"Es wird jetzt alles gut, okay?"

"Ja, Tiana. Auf jeden Fall, versprochen", versprach er mir und ich ließ ihn lächelnd los.

"Jetzt erzähl was ihr gemacht habt!", flehte ich ihn an und er nahm sein Handy raus, woraufhin er mir Bilder zeigte wie sie wandern waren.

"Und das war das Programm heute?"

"Ja, aber nachher ist noch Gesprächsrunde, deswegen muss ich gleich los", sagte er und ich nickte, wobei ich aufstand.

Mir war es egal wie kurz ich ihn sah, wenigstens ich sah ihn.

"Ich komme morgen noch einmal vorbei", informierte ich ihn grinsend und er nickte mit einer anschließender Umarmung.

"Bis dann", verabschiedete er sich und drückte mir einen Kuss auf die Wange, wobei ich zur Tür ging, die genau vor mir von außen geöffnet wurde.

Ein blonder, junger Mann stand vor mir und sah mich verwundert an.

"Ähm, ich bin der neue Mitbewohner", sagte er und wir sahen uns in die Augen.

Es schockierte mich wie jung er war und irgendwie fing mich sein Blick, weswegen ich erstmal nichts sagen konnte, doch mich dann überwand.

"Hi, ich bin nur Besuch", sagte ich, woraufhin sein Blick an mir vorbei ging und er meinen Vater mit einer winkenden Hand begrüßte.

Flüchtig sah er dann wieder zu mir, woraufhin ich leicht grinste und er es ebenso schwach tat.

"Dann sieht man sich", sagte er und legte seine Tasche an der Wand ab, die er anscheinend die ganze Zeit trug, doch wich nicht mit seinem Augenpaar von meinem.

"Man sieht sich", sagte ich dann nur und verließ das Zimmer.

Ich wünsche euch schon frohe Weihnachten und an die, die das Fest nicht feiern, euch wünsche ich schöne, freie Tage. ♥

Lost My Way (Suga FF)Where stories live. Discover now