Kapitel 9 - Die Vergangenheit

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"Es war so eine extrem dämliche Party, von irgendeinem Mädchen, die gefühlt jeden eingeladen hatte. So eine riesige unkontrollierte Hausparty, wie aus diesen Filmen, du weißt sicherlich was ich meine. Auf jeden Fall war es sowas von bescheuert und langweilig, da Jimin und ich niemanden kannten. Er kannte nur irgendeinen Typen, der das Mädchen, also die Gastgeberin, kannte. So waren wir auch nicht mal wirklich eingeladen, aber das war auch gefühlt jeder zweite nicht", fing er an und starrte die ganze Zeit auf seine Hände, die er knetete. "Na ja, auf jeden Fall wollte ich wieder gehen, doch Jimin wollte mal richtig einen reinhauen und meinte ich sollte auf ihn warten, also stand ich da etwas länger bis Jimin wieder kam. Mit so einem komischen Tütchen. Es war einfach normales Gras, nichts besonderes. Die berühmte Einstiegsdroge. So gingen wir nach draußen und drehten uns erstmal schön einen großen Joint, du kennst ja die Dinger. Den haben wir uns geteilt und waren dann total high auf dieser Party. War ja alles schön und gut, bis Jimin dann meinte wir könnten mal was trinken, was wir auch gemacht haben. Doch Gras und Alkohol verträgt sich manchmal nicht so gut, weswegen es mir dann auch immer schlechter ging. Irgendwann meinte dann Jimin, der genauso betrunken wie ich war, dass er ein Heilmittel für mich hätte", erzählte Suga und lachte kurz. "Wer ist denn bitte so dumm?", stellte er sich selber die Frage und ich sah ihn weiter an, denn ich wollte noch nichts sagen.

Es war unfassbar, dass er mir das erzählte, weswegen ich nichts kaputt machen wollte und nur zuhörte.

"Ich wollte es am Anfang echt nicht nehmen, doch Jimin hatte zwei von diesen runden Tabletten. Die eine hat er sofort genommen und ich hab echt keine Ahnung wo er das her hatte, aber es war mir in diesem Moment egal und ich wollte nur das es mir besser geht. Ich hätte doch nie gedacht, dass diese eine Tablette mein ganzes Leben ändern würde", erzählte er weiter und ich nahm reflexartig seine Hand, wobei er zu meiner Hand sah, die seine hielt und dann hoch in meine Augen. "Auf jeden Fall ging es mir dann unglaublich gut, aber du weißt ja wahrscheinlich wie das ist. Also du hast dich ja sicherlich damit beschäftigt. Meine ganze Realität veränderte sich und ich bekam nichts mehr mit, aber mir gefiel es. Mir gefiel es alles zu vergessen und in meiner eigenen Welt zu sein, doch dann kam der unschöne Teil. Ich fiel in dieses Loch und es ging mir schrecklich. Ich habe Jimin angefleht mir mehr zu geben und er.. hat es sogar getan", sagte er und ich presste meine Lippen zusammen, damit ich immer noch meinen Mund hielt. "Seitdem habe ich so schlimme Sachen gemacht. Sachen, die du dir nicht mal vorstellen willst"

"Aber das warst nicht du", brachte ich nun hervor und löste meine Hand von seiner.

"Doch, Tiana. Nur benommen"

"Nein, das warst du nicht. Eine Sucht ist eine Krankheit. Du konntest es nicht kontrollieren", erklärte ich ihm, doch er grinste nur, als würde ich nichts verstehen und nur Schwachsinn von mir geben. "Und Jimin wollte das bestimmt nicht erreichen, er hat es doch selbst genommen. Hass ihn doch nicht für den Fehler, er wollte doch bestimmt nicht seinen eigenen Freund abstürzen sehen", sagte ich ihm und er schüttelte nur den Kopf, während er sich zurücklehnte und die Augen schloss.

"Du denkst viel zu positiv", sagte er und ich atmete lautstark ein, da es mich wütend machte, dass jemand gegen etwas Positivität sagte.

"Wir brauchen alle etwas Positives. Wieso sollte ich negativ sein und alles und jeden runterziehen? Was ist der Sinn dahinter? Man sollte stets glücklich sein und alles genießen. Du bist aus der Sucht rausgekommen und solltest stolz auf dich sein! Wir fallen, damit wir wieder aufstehen können und das benötigt eine große Kraft. Manche haben diese nicht, deswegen muss man sie unterstützen, aber du hast es sogar ohne geschafft", sagte ich und er sah mir nur stillschweigend in die Augen. "Suga, du solltest positiver denken"

"Nein, nicht nach meiner Vergangenheit", sagte er nur und ich spürte den Drang meine Augen zu verdrehen, doch ich wollte es nicht schlimmer machen.

"Was ist denn so schlimm gewesen? Nenn mir eine verdammte Sache"

"Nein", antwortete er und ich stand schnell sauer auf.

"Dein einziges Problem ist, dass du nicht über deine Probleme reden kannst. Du bist einfach nur feige, Suga. Du traust di-"

"Mann, Tiana! Ich habe meinen eigenen Vater krankenhausreif geschlagen, weil er mir kein Geld für das billige Meth geben wollte, was ich mir noch gerade leisten konnte!", schrie er nun sauer und stand auf, wobei ich zusammenzuckte, da er so unglaublich laut war. Ich brachte kein einziges Wort mehr raus und hatte nur das Bild, wie er auf seinen eigenen Vater einschlug. "Und das war nicht mal meine ganze Geschichte", sprach er nun leiser und kam mir einen Schritt entgegen, wobei ich automatisch einen zurück ging. "Ich wusste, dass du mich nicht wie vorher ansehen wirst", sagte er nun und ich dann ging ich wieder einen Schritt auf ihn zu. Er hatte damit nicht gerechnet, denn er wollte gerade wegschauen, doch sah mich dann mit großen Augen an.

"Ich weiß, dass das nicht du warst. Mir ist es egal, ob du es mir ausreden willst, aber ich weiß, dass du jemand anderes bist als du denkst", sagte ich meine Gedanken laut und kam ihm näher. "Ich bin für dich da, Suga"

"Wieso tust du das?", fragte er mich und ich bemerkte, dass ich keine Antwort darauf hatte. Ich wusste nicht, warum ich ihm all mein Vertrauen schenkte und für ihn da sein wollte.

"Ich weiß es nicht"

"Ich bin krank. Irgendwann werde ich sowieso wieder in die Sucht verfallen, ich sollte hier am besten raus", sagte Suga, doch ich ging zu ihm und legte meine Hände auf seine Schultern.

"Nein, ich bin für dich da. Ich werde versuchen dich auf den richtigen Weg zu bringen. Du kannst auf mich zählen", sagte ich nur und versuchte leicht zu grinsen.

Lost My Way (Suga FF)Where stories live. Discover now