Kapitel 20 - Der Entzug

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"Suga, du musst jetzt mit mir mitkommen, okay?", fragte ich und hob seinen Oberkörper hoch, den ich gleich in den Arm nahm.

Doch ich konnte ihn nicht ganz hochheben, weswegen ich ihn einfach in meinen Armen ließ, wobei er plötzlich anfing zu weinen. Ich kannte dieses Verhalten leider zu gut und strich ihm sanft über seinen Hinterkopf.

"Bitte nicht noch einmal. Verlass mich nicht noch einmal", sagte er leise und ich spürte auch die Tränen auf meinen Wangen.

"Ich hab dich doch nicht verlassen", sprach ich leise und schloss meine Augen. Plötzlich hörte ich ein Geräusch aus der Tür und sah dann Jimin, der schockiert da stand.

"Jimin, bitte hilf mir", sagte ich und er rannte sofort auf uns zu, wobei er Sugas Arm nahm und diesen um sich legte.

"Bringen wir ihn jetzt ins Krankenhaus?"

"Nein", antwortete ich entschlossen und er sah mich verwirrt an.

"Wieso?"

"Die können Suga auch nicht helfen und würden ihn wie Dreck behandeln", meinte ich und dachte an einen Vorfall mit meinem Vater.

Sie haben ihn auf ein Bett gefesselt, als wäre er gefährlich gewesen und ließen ihn im Flur auf der psychiatrischen Ebene liegen. Es war Winter und nicht mal wirklich warm dort gewesen, weswegen er den Entzug umso schlimmer erlebte. Ein Arzt konnte nicht helfen, doch trotzdem haben sie ihn beleidigt, was ich bis heute nicht vergessen werde. Es waren nicht mal die Ärzte, die ihn so schlecht behandelten, sondern die Polizei, die anwesend war und so herzlos war.

Leider verstanden die meisten nicht, dass die Sucht eine Krankheit und keine Entscheidung war.

Bis heute habe ich die Geschichte nie verstanden, doch sie reichte mir, um zu wissen, dass ein Krankenhaus nicht die Lösung in dieser furchtbaren Situation war. Er war ja schon auf Entzug.

Ich hatte ebenso Sugas Arm um mich gelegt und trug ihn mit aus der Wohnung. So zugedröhnt der andere Typ auch war, fand er alles nicht schlimm und meinte zu Suga, dass er ihn vermissen werden würde, woraufhin ich nur lachen wollte, da ich mir ganz sicher war, dass keiner von den beiden sich jemals wiedersehen wollte. Nicht im nüchternen Zustand.

Vorsichtig trugen wir Suga in die Wohnung und legten ihn auf das große Sofa, wobei er anfing zu zittern und schmerzhafte Geräusche von sich gab.

"Was passiert mit ihm?", fragte Jimin besorgt und nahm schnell eine Decke, die er auf Sugas Körper legte.

"Das sind Entzugserscheinungen", erklärte ich ihm und nahm eine Wasserflasche, die ich an den Mund des blonden Jungen hielt, woraufhin er etwas Wasser zu sich nahm. "Jimin, du musst nicht hier sein"

"Doch, muss ich. Für ihn und für dich. Du machst das nicht alleine durch", sagte er nur in einer ruhigen Stimme und nahm mich kurz in die Arme, wobei er sich dann ans Ende der Couch setzte und seinen Kopf nach hinten lehnte.

Wir waren so müde, dass wir beide total schnell einschliefen und ich sogar auf dem Boden im Schneidersitz, während ich die Hand von Suga hielt.

Ein plötzliches Husten riss mich aus meinem Schlaf und ich spürte, wie meine Hand gedrückt wurde und wie nass er war. Er schwitze und zitterte gleichzeitig, während er stark hustete. Als ich dann bemerkte, dass er nicht nur hustete, sondern sich auch übergab, drehte ich ihn schnell zur Seite, da er nach Luft schnappte. So durfte er keines Falls sterben und das nicht an meiner Seite, denn das würde ich nicht zulassen.

"JIMIN!", schrie ich und bemerkte, dass er gar nicht im Zimmer war, weswegen ich erneut seinen Namen und das noch lauter schrie.

Schritte wurden immer lauter und Jimin rannte zu uns, während er Suga auf den Rücken mehrmals stark klopfte und dieser sich wieder übergab, doch dann endlich wieder atmen konnte. Ich nahm ein Tuch und versuchte alles wieder sauber zu machen, wobei ich Jimin kurz musterte.

"Wo warst du?", fragte ich und er ging kurz aus dem Zimmer, wobei er wieder kurz daraufhin, mit zwei Tüten in den Händen, das Zimmer erneut betrat.

"Ich glaube, dass Suga das hier nicht alles genommen hat", sagte er und gab mir eine Tüte, wo ich mehrere Sachen erkennen konnte, die ganz sicher gefährliche Drogen waren.

Von Pulver zu Tabletten und jede andere Möglichkeit es einzunehmen konnte ich identifizieren.

"Wieso glaubst du das?"

"Weil ich eher denke, dass er es, zumindest als er nicht berauscht war, verkauft hat", gab er von sich und drückte mir die andere Tüte in die Hand, wo ich viel zu viele Geldscheine entdecken konnte.

Lost My Way (Suga FF)Where stories live. Discover now