Kapitel 3 - Der Anruf

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Ich war nun zwei ganze Tage nicht mehr bei meinem Vater. Irgendwie hatte ich eine Nacht durchgemacht, indem ich mir viel zu lange Serien ansah, und brachte damit meinen ganzen Schlafrhythmus durcheinander. Natürlich hatte ich sowieso immer Probleme gehabt, was das Schlafen anging. An einigen Tagen blieb ich viel zu lange wach und hatte somit gar keinen Schlaf und an anderen Tagen schlief ich nur. Heute hatte ich meinen Rekord gehabt und fast den ganzen Tag geschlafen.

Mein Vater hatte angerufen gehabt, doch natürlich hatte ich diesen verpasst und weil ich kein Guthaben hatte konnte ich auch nicht zurückrufen. Ich sollte mein Handy schleunigst aufladen, denn das brachte immer Probleme mit sich. 

Plötzlich vibrierte mein Handy und ich nahm den Anruf sofort entgegen.


"Oh Papa, es tut mir so Leid. Ich habe deine Anrufe total verpasst und verschlafen"

"Ist schon okay. Wie geht es dir?"

"Ich bin nur etwas müde", sagte ich und musste gähnen. Ich hörte ein leichtes Lachen am anderen Ende der Leitung und musste selber grinsen. "Und wie geht es dir? Ich komme morgen vorbei, versprochen!", sagte ich und stand von meinem Bett auf, wobei ich in die Richtung meiner Küche ging, wo ich den Ofen anmachte und ein Baguette reinschob.

"Mir geht es gut, Lisa war vorhin hier und dann waren wir etwas unterwegs. Morgen kommt sie auch noch einmal", erzählte er mir und ich dachte an Lisa.

Die Freundin von meinem Vater. Sie kannten sich schon seit der Kindheit und sie war wirklich toll. Am Anfang war ich ziemlich gemein zu ihr und ignorierte sie ständig, da ich es komisch fand, dass mein Vater nun eine andere Frau an seiner Seite hatte, doch seitdem meine Mutter auch wieder vergeben war fand ich es in Ordnung. Außerdem war Lisa wirklich immer nett zu mir, sie war schon fast wie eine zweite Mutter für mich und das hatte auch schon eine riesige Bedeutung. Sobald sie hier her ziehen wollte, in unsere Stadt, dann wollte sie mit mir, ihrem Kind und meinem Vater in eine Wohnung ziehen. Diese Vorstellung war zwar wirklich schön, doch mittlerweile gefiel es mir alleine zu wohnen. Ich konnte auf mich selber hören und tun was ich wollte.

Mein Vater erzählte mir noch wie lange er da bleiben wollte, schließlich war alles freiwillig und ich freute mich immer mehr für ihn. Bald würde er wieder arbeiten und dann würde wieder alles gut werden.

"Papa, ich spiele wieder etwas Keyboard. Ich hab es aus meinem Schrank rausgeholt und jetzt lerne ich es wieder. Es macht so Spaß!", erzählte ich ihm, während ich ins Bad ging und die Dusche anmachte.

Ich fasste zum Wasser und stellte es etwas wärmer, da ich immer eine heiße Dusche nahm.

"Du klingt so selbstbewusst. Das liegt bestimmt daran, dass du siehst, dass alles wieder gut wird, oder?", fragte er und für einen kurzen Moment wurde ich traurig. Ich hatte mich viel zu lange zurückgezogen, doch es änderte sich wirklich.

"Ja klar. Ich gehe kurz duschen und dann reden wir noch einmal", sagte ich und legte nach der Verabschiedung auf. Ich stellte mich unter die heiße Dusche und schloss für einen kurzen Moment meine Augen, da ich es einfach nur genoss.

Es war immer so schönes Gefühl, was mir immer wieder das rausgehen erschwerte. Nachdem ich jedoch fertig war, ging ich schnell hinaus und wickelte mir ein Handtuch um, wobei ich in mein Zimmer ging und mich schnell umzog. Es war meine Lieblingsjeans, die dunkelblau und hochgebunden war, und ein großer, dunkelroter Pullover, der am Ende in meine Hose gestopft war, die mich bekleideten.

Nun griff ich erneut zu meinem Handy und ging auf eine App, woraufhin ich von da an meinen Vater anrief. Zwar verbrauchte ich kein Guthaben, sondern nur Internet, was mein WLAN ganz gut aushielt. Ich schaute ja ständig im Internet Videos und war online, deswegen war mir auch gutes Internet wichtig. Das Einzige was mich an der App störte, war, dass der Anruf nicht so gut klang und manchmal Störungen hatte. Ich seufzte genervt, als ich noch einmal anrief, da mein Vater nicht abnahm.

"Okay, gut, noch einmal", sagte ich nun laut zu mir selbst und rief meinen Vater zum dritten Mal an, wobei es endlich abgenommen wurde, doch ich hörte nichts. Ich schaute auf den Display und sah, dass der Anruf wirklich angenommen wurde und legte das Handy wieder an mein Ohr. "Halloooo?", fragte ich und ließ mich nach hinten auf das Bett fallen.

"Hi", hörte ich plötzlich eine Stimme und setzte mich wieder aufrecht hin, wobei ich auf das Display schaute, um sicher zu gehen, dass ich die richtige Nummer gewählt hatte.

"Tut mir Leid, eigentlich wollte ich meinen Vater anrufen"

"Ja, ja, er ist gerade draußen und das Handy hat nicht auf aufgehört zu nerven. Das ist ein echt nerviger Klingelton, dass muss ich Mino noch sagen", sagte er, als er über meinen Vater redete.

"Oh, du bist es Suga?", fragte ich nun etwas geschockt und hörte ein kurzes Lachen.

"Das hast du aber früh gemerkt"

"Entschuldigung", sagte ich und es war kurz still.

"Du musst dich nicht immer entschuldigen"

"Entschuldigung", entschuldigte ich mich noch einmal und musste genauso wie er lachen.

"Okay, Tiana. Jetzt hör wirklich auf", sagte Suga nun und lachte noch kurz, wobei es erneut Stille wurde.

"Wo ist mein Vater?"

"Keine Ahnung. Rauchen?", fragte er und ich nickte, bis ich dann bemerkte, dass er mein Nicken nicht sehen konnte.

"Äh ja, bestimmt", brachte ich nun hervor und ging in die Küche, um mein Baguette rauszuholen.

"Brauchst du immer so lange zum Antworten?"

"Nein, ich war nur beschäftigt und ich esse jetzt auch etwas", redete ich mich raus und öffnete den Backofen, woraufhin ich mein Baguette mit der bloßen Hand auf einen Teller legte. Mittlerweile hatte ich mich so oft verbrannt, dass es gar nicht mehr so weh tat etwas anzufassen, was ziemlich heiß war.

"Was gibt es?"

"Baguette, ich wollte nur schnell was essen", antwortete ich ihm und riss mir ein Stück ab, das ich auch sofort aß.

"Du, Tiana. Du meintest doch ich kann zu dir kommen, oder?", sagte er nun und ich schluckte das Essen schnell runter, damit ich auch so schnell antworten könnte.

"Ja"

"Ich glaube ich gehe hier schon morgen wieder weg", sagte er irgendwie fast schon bedrückt und ich machte den Backofen aus.

"Wieso?"

"Ich mag es nicht so eingesperrt zu sein"

"Aber du hast doch total viel Freiraum", versuchte ich gut zu reden, doch ich hörte ihn seufzen.

"Es ist trotzdem anders. Ich muss zu bestimmten Zeiten hier sein und kontrolliert werde ich auch ständig"

"Die wollen nur, dass es dir besser geht"

"Die wollen ein Scheiß. Die machen nur ihren Job, Tiana. Es interessiert sie nicht wirklich, sie tun nur auf nett und später reden sie schlecht über uns", konterte Suga und ich lehnte mich an die Wand, wobei ich meine Augen schloss.

"Du kannst ruhig hier her kommen", erlaubte ich ihm nun und überlegte, ob es wirklich so klug von mir war, dass ich eine fremde Person zu mir ließ.  Nicht wirklich fremd, schließlich schien mein Vater ihn auch gut zu finden, doch trotzdem war ich mir immer noch unsicher. "Ich komme sowieso morgen meinen Vater besuchen, dann kommst du einfach mit", sagte ich nun und hörte nur ein leises Okay von ihm. Nun konnte ich keinen Rückzieher mehr machen.



Lost My Way (Suga FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt