Kapitel 8 - Das Vertrauen

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Ich hasste meine Neugier so sehr. Die Neugier ist viel gefährlicher als man denkt, denn sie kann einen dazu bringen so viel Mist zu bauen.

Ich saß auf meinem Bett und starrte einfach mein Spiegelbild an, was ich im Spiegel an meinem Schrank betrachten konnte. Ich versuchte irgendwie irgendwas zu verstehen, doch durch die Wand hörte ich nur die Stimmen und kein verständliches Wort.

Ich war kurz davor in den Flur zu schleichen und zu lauschen, doch als es auf einmal lauter wurde, schlich ich mich nicht zu ihnen, sondern rannte eher zu ihnen. Im Gegensatz zu vorhin saßen sie nicht mehr, sondern standen sich gegenüber und schrien sich an. Suga hatte seine Hände zu Fäusten geballt und hatte einen wütenden Gesichtsausdruck, während Jimin eher ängstlich wirkte und sich etwas zurückhielt. Sie bemerkten mich gar nicht im Türrahmen und waren nur auf sich fokussiert, wobei ich selbst nicht wusste, ob ich mich einmischen sollte.


"Yoongi, es kann doch alles wieder gut werden"

"Nichts kann jemals wieder gut werden!", antwortete Suga auf Jimins Hoffnung. "Und hör gefälligst auf mich Yoongi zu nennen, du hast Yoongi zerstört", sagte er wütend und Jimin legte seine Hand auf seine Schulter, die gleich wieder weggeschlagen wurde.

"Nein, du bist noch Yoongi, du bist nur vom Weg abgekommen, du kannst wieder zurück. Zu deiner Familie, zu allen", sagte Jimin leise und presste seine Lippen aufeinander.

"Ich bin nicht vom Weg abgekommen, ich habe ihn verloren und jetzt verschwinde hier, Jimin"

"Nein, ich gib dich nicht auf. Ich brauche dich auch als Freund!", schrie nun Jimin und Suga löste seine Fäuste.

"Wir sind schon lange keine Freunde mehr, Jimin", sagte dieser und ich schluckte, da ich wusste wie Jimin sich fühlen musste. Der Schmerz war ihm ins Gesicht geschrieben und er brauchte eine Weile, um eine Antworten zu finden.

"Sag das nicht. Du weißt wie lange wir Freunde sind"

"Ein Freund würde das alles nicht unterstützen", sprach Suga und ich sah ihnen weiter gespannt zu. 

"Yoongi..", fing er an, doch kassierte einen noch wütenderen Blick. "Ich meine Suga. Ich dachte es wäre harmlos. Ich hab es doch auch genommen", sagte er, doch als ich dann sah, wie Suga wieder Fäuste bildete, ging ich dazwischen.

"Es reicht", sagte ich leise und schaute zwischen den beiden hin und her.

Ich stellte mich mit den Rücken zu Jimin und sah Suga in die Augen, woraufhin ich meine Hände auf seine Fäuste legte, die sich dann wieder langsam lösten. Seine Wut änderte sich schlagartig zu einer Trauer, doch er hielt sich zurück und sah nur zu Boden. Sofort löste ich mich von ihm und sah zu Jimin, der ebenso traurig wirkte.

"Ich weiß nicht was zwischen euch vorgefallen ist, aber ihr solltet das irgendwann anders klären", sagte ich nur und Jimin nickte, wobei ich eine Hand auf seine Schulter legte und ihn zurück zur Haustür führte. Suga rührte sich nicht vom Fleck und so konnte ich auch kurz ungestört mit Jimin reden, da ich das für nötig hielt. "Ich rede mit ihm darüber. Wir reden auch noch einmal", sprach ich leise und Jimin versuchte zu grinsen, doch man sah ihm immer noch die Traurigkeit an.

Er holte sein Handy raus und hielt es mir dann hin, wobei ich einen Kontakt mit meinen Namen, doch ohne Nummer sah. Ich verstand es natürlich sofort und gab meine Nummer ein, woraufhin er es dann wieder einsteckte und mich überraschenderweise als Verabschiedung umarmte. "Bis dann, Jimin", sagte ich immer noch leise und so ging er nach einer Umarmung aus der Wohnung.

Langsam drehte ich mich zu Suga um und ging auf ihn zu, wobei sein Blick immer noch auf dem Boden haften blieb. Sachte stellte ich mich vor ihm hin und legte meine Hände auf seine Wangen, woraufhin er seinen Kopf leicht erhob und mich ansah. Ich hatte ihn noch nie so traurig gesehen, weswegen ich selbst meine Tränen, wegen dem Mitgefühl, zurückhalten musste und ihn einfach in die Arme schloss. Er hatte seine Arme nicht um mich geschlossen, doch das interessierte mich in diesem Moment nicht, denn ich wollte nur versuchen ihn aufzumuntern. Eine Umarmung schien mir da Sinn zu machen, denn so eine hätte mir an seiner Stelle ebenso gut getan.

"Suga.. bitte rede mit mir", sagte ich leise und er vergrub seinen Kinn in meinen Nacken, als ob er nicht reden wollte. "Du kannst mir vertrauen, ich hab schon so viel gesehen und erlebt", versuchte ich ihn zu überreden und in diesem Moment bewegte er achtsam seine Arme und legte sie um mich, als wüsste er, dass ich in diesem Moment ein Stück trauriger wurde, da ich über meine Vergangenheit nachdachte.

Es stimmte auch, denn ich hab durch die Sucht meines Vaters Schlimmes sehen müssen. Ich musste mir ansehen wie er nicht bei klarem Bewusstsein war und sich wie ein Verrückter benahm. Er sich ständig verletzte und dumme Witze riss, die er total witzig fand und nicht mal seine Augen offen halten konnte. Mein Vater taumelte oft durch die Wohnung und schrie wegen irgendwelchen eingebildeten Schmerzen. Manchmal hatte ich Tage lang nicht wirklich schlafen können und weinte, doch erneut versuchte ich diese Gedanken zu verdrängen und nicht an weiteres zu denken, was mich wieder traurig machen konnte.

"Es tut mir Leid, dass du so viel erleben musstest", sagte Suga plötzlich und ich kniff meine Augen zusammen, da ich nicht wollte, dass ich schwach wurde.

"Es geht hier nicht um mich, sondern um dich", sagte ich nun und löste mich von ihm, damit ich ihn wieder in die Augen sehen konnte.

"Ich kann das nicht alles erzählen"

"Dann erzähl mir nur das mit Jimin, damit ich wenigstens den Anfang verstehen kann", bat ich ihn und dann nickte er überraschenderweise.

"Wenn du mir versprichst, dass du mich dann wie vorher anschauen wirst, dann ja""Indianerehrenwort", versprach ich automatisch und ein flüchtiges Grinsen war auf seinen wohlgeformten Lippen zu erkennen, ehe er sich dann endlich auf die Couch setzte und ich mich neben ihn platzierte. Kurz atmete er tief durch, bis er dann schließlich anfing, indem er: "Jimin ist der Grund dafür, dass ich in die Drogenwelt gerutscht bin" sagte.

Lost My Way (Suga FF)Where stories live. Discover now