Kapitel 7 - Alte Freundschaften

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In diesem Moment spürte ich nichts anderes als Scham und Verwunderung. Ich war verwundert darüber, warum er zuerst den Anschein machte mich zu küssen und im nächsten Moment buchstäblich aus der Tür verschwand.  Dann schämte ich mich noch, dass ich es fast zuließ, da wir uns dann wirklich doch zu wenig kannten.

Er wollte nie über seine Freunde und seine Familie reden, also redete ich auch selten über meine. Wir kannten langsam unsere Persönlichkeiten, doch die Vergangenheit zu wissen hat eine tiefere und wichtigere Bedeutung. Sie sagt viel über den gewordenen Charakter aus, denn jede Tat bestimmt den Weg, den man geht. Sogar die kleinsten Dinge, auch wenn sie zuerst so unwichtig wirken, können Großes bewirken.

Ich lag immer noch in der Position, in der er mich verließ und spürte wie meine Wange abkühlte, die von seiner warmen Hand kurz aufgewärmt wurde. Ich fasste mir unsicher an die Wange, um die Situation noch einmal durch zu denken und klatschte mir schließlich mit der flachen Hand auf die Stirn. Ich war so naiv. Zu glauben, dass er mich aus heiterem Himmel plötzlich mögen würde und küssen wollen würde war so dumm. Die Hoffnung, die ich irgendwie heimlich aufgebaut hatte, ist wieder geplatzt.

Noch immer schockiert über meine Dummheit stand ich nun auf und riss mich zusammen. Ich ging schnell aus dem Zimmer und betrat dann das Zimmer von Suga, der in seinem Handy rumtippte.

"Ich gehe raus, ich hab noch etwas zu tun", log ich einfach, obwohl ich es nicht einmal wollte.

Viel lieber wollte ich mit ihm darüber reden und mich dafür entschuldigen, dass ich dachte, dass er mich küssen wollte. Er wollte mich bestimmt nicht küssen und was dachte ich mir überhaupt dabei? Ich wollte doch nicht die Freundschaft kaputt machen, schließlich wohnte er bei mir und sowas würde alles komisch und unangenehm machen. Suga schien zu merken, dass ich in meinen Gedanken versunken war und räusperte sich einmal, wobei er wieder meine volle Aufmerksamkeit bekam.

"Wo willst du hin? Ich habe Jimin kurz eingeladen, um mit ihm mal klare Worte zu reden. Du meintest ja ich soll ihn nicht ignorieren", erinnerte er mich und irgendwo in mir freute ich mich darüber, dass er einmal auf mich gehört hatte.

"Ihr könnt ruhig reden, vielleicht stoß ich dazu", sagte ich nur, woraufhin ich, ohne eine Antwort, meine Jacke und Schuhe anzog und anschließend rauslief.

Es war mir einfach so peinlich und ich wollte nur flüchten. Eine Flucht aus der angespannten Situation, doch als ich gerade die Gasse hinauslief kam mir jemand entgegnen. Hier waren nur wenig Häuser mit wenigen Wohnungen, weswegen ich mich stark wunderte diese Person um diese Uhrzeit und vor allem in dieser Kälte anzutreffen. Es war ein braunhaariger Junge und sein Gesicht war von seinem Handy, was er in der Hand hielt, etwas beleuchtet, sodass man ihn leicht erkennen konnte. Als wir uns immer näher kamen, da fiel es mir plötzlich ein. Jimin. Ich kannte diesen Jungen schon aus meinem alten Jahrgang, weswegen mir der Name auch so bekannt vorkam. Natürlich kannte ich ihn nicht richtig, nur flüchtig durch einige Partys von Mitschülern, wie zum Beispiel Geburtstage, und nachdem ich dann die Stufe wiederholte, da hatte ich gar keinen Kontakt mehr zu diesem Jahrgang. Nur zu wenigen Leuten, doch das war wieder ein ganz anderes Thema, über das ich nicht nachdenken wollte, da es mich traurig machte.


"Tiana?", hörte ich ihn plötzlich sagen und er näherte sich mir, wobei er kurz vor mir stehen blieb. Er erinnerte sich noch an meinen Namen, weswegen ich auch lächeln musste.

"Jimin, es ist schon Jahre her..", sagte ich und nun grinste er.

Er ist definitiv hübscher geworden. Damals war er es auch, doch viele bemerkten es nicht. Wenn man ihn richtig ansah, dann konnte man sehen wie hübsch er war und vor allem sein Lächeln war unglaublich niedlich. Er erinnerte mich an meine Schulzeit, doch irgendwie verschönerte er meine Gedanken durch seine Anwesenheit. Es war so, als ob meine Vergangenheit in der Schule, die so grau wirkte, durch Farben ersetzt wurde und das nur, weil er vor mir stand. 

"Du hast dich verändert"

"Du auch, Jimin", sagte ich und da war wieder diese Stille. Sie war nicht wirklich unangenehm, doch es war auch irgendwie komisch.

"Hast du eigentlich noch Kontakt zu Dina?"

"Ja, sie ist immer noch meine beste Freundin. Hast du noch Kontakt zu Lenny?", fragte ich ihn, doch er schüttelte nur den Kopf.

"Ihr wart doch beste Freunde?"

"Ja, aber die Zeit ändert vieles. Ich bin aber froh dich wieder zu sehen", sagte er und ich sah in seine dunklen Augen.

"Oh, Jimin. Du kennst Suga oder?"

"Sag mir bitte nicht, dass er sich noch so nennt", sagte er und in diesem Moment seufzte er laut.

"Er meint, dass Yoongi seine Vergangenheit wäre"

"Dieser Junge denkt auch er ist jetzt ein anderer Mensch. Egal, ich rede mit ihm", sagte Jimin sicher und schaute erneut auf sein Handy, wo eine Karte zu sehen war. Er hatte sich an der Karte orientiert wo er hin musste, genauso wie ich es immer tat wenn ich irgendwo hin musste. "Warte, du kennst Suga?", fragte er plötzlich neugierig und ich legte meine Hände in die warmen Jackentaschen.

"Er wohnt bei mir", murmelte ich und bemerkte wie es langsam anfing zu nieseln. Er sagte erst einmal nichts, sondern sah mich nur nachdenklich an.

"Ihr seid zusammen?"

"Nein!", sagte ich wirklich laut, wobei er seine Augen geschockt aufriss und wegen meiner Lautstärke noch dazu grinste.

"Und da läuft auch so nichts?"

"Nein, ich wollte ihm eine Unterkunft geben.. Ich hab ihn kennengelernt als er seine Therapie hatte. Also ich hatte keine Therapie, ich hab nur jemanden besucht", erklärte ich, woraufhin er verständnisvoll nickte.

"Dann kannst du mich ja zu ihm bringen oder wolltest du gerade weg?"

"Ach, ich hab nichts zu tun. Wollte nur kurz spazieren", hielt ich mich kurz und drehte mich auch schon um, um wieder zurück zu gehen.

Er folgte meinen Schritten gleich und sah, genauso wie ich, zu Boden. Wir liefen ohne Worte einfach nebeneinander und ich klingelte dann schließlich, wobei Suga schnell aufmachte und wir die wenigen Treppen hochgingen.

"Ich bin irgendwie aufgeregt, wir haben uns so lange nicht mehr gesehen", sagte Jimin leise, doch es klang nicht schön, den es hatte einen traurigen Unterton.

"Wie kommt es eigentlich dazu, dass er dir länger aus dem Weg gegangen ist?""Yoongi meinte, dass ich-", doch weiter konnte er nicht reden, da er von Suga abgelenkt wurde. Er stand im Türrahmen und sah uns durchdringend an. "Du bist ja schon da und du bist auch wieder schnell zurück", stellte er fest und sah erst zu ihm und dann zu mir. Ich versuchte irgendwie die Stimmung zu lockern und sagte: "Guck mal wie lustig. Jimin und ich gingen auf die selbe Schule. Also kennen wir uns!", doch während Jimin lächelte, sah Suga uns nicht mehr an und ging in sein Zimmer. Wir folgten ihm sofort und nachdem ich die Tür schloss, gingen wir, ohne Schuhe, weiter in sein Zimmer und setzten uns auf das riesige, rote Sofa. Suga setzte sich neben uns und faltete seine Hände in seinem Schoß. Es war so eine unangenehme Stille, dass ich schon Herzrasen bekam. Es machte mich einfach viel zu nervös. "Tiana?", fragte Suga auf einmal und ich sah ihn fragend an. "Ich denke du solltest erst einmal in dein Zimmer gehen, es gibt einige Dinge, die Jimin und ich lieber unter vier Augen besprechen sollten", sagte er und so tat ich auch das, was er mir sagte. Ich ging in mein Zimmer. 

Lost My Way (Suga FF)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora