Kapitel 4 - Neuer Mitbewohner

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Ich hatte extra früh meinen Laptop ausgemacht und mich schlafen gelegt, damit ich am nächsten Tag früh aufstehen konnte und zu meinen Vater fahren konnte. Die Wohnung war wirklich ordentlich, nachdem ich sie gestern noch richtig sauber gemacht hatte, schließlich wollte ich keinen schlechten ersten Eindruck von meinem neuen Mitbewohner haben.

So machte ich mich schnell fertig, wobei ich ausnahmsweise etwas mehr Schminke trug, da ich genug Zeit am Morgen hatte. Nicht für Suga, schließlich war ich nur eine Freundin für ihn. Falls wir wirklich Freunde waren und ich hatte mir schon lange versucht irgendwie keine Hoffnungen bei wildfremden Leuten zu machen.

Ich hatte nie eine Beziehung und das lag auch daran, dass ich mich meistens in die falschen Jungs verliebt hatte, die entweder nicht das Selbe empfanden oder einfach nur dumme Idioten waren, die darauf standen, dass ein Mädchen was von ihnen wollte. Sie nutzten mich nur schamlos aus.
Schnell wollte ich meine Gedanken wieder vergessen und atmete einmal tief durch.

Ich packte all meine Sachen und fuhr sofort los, wobei ich dann auch schnell ankam. Meine Nervosität ließ die Zeit anscheinend etwas schneller umgehen und so stand ich schon bei der Kontrolle.

"Hallo! Ich bin wegen meinem Vater da", sagte ich und sie ließen mich wie immer durch. Ich räusperte mich einmal und dann klopfte ich auch schon, woraufhin ich anschließend rein ging. Ich lief sofort in die Arme von meinem Vater und grinste ihn breit an, wobei ich mit meinen Augen Suga suchte, der nicht im Zimmer war. "Hi, Dad"

"Na! Willst du mit mir uns Lisa nachher deine Nonna besuchen?", fragte er und ich dachte an meine Oma, auf italienisch Nonna genannt. Ich liebte die italienische Seite meiner Familie und freute mich immer riesig wenn ich sie besuchen konnte, doch dieses Mal lehnte ich das Angebot ab.

"Ich hab noch was vor, tut mir Leid", sagte ich, als ich ihn los ließ und er nickte nur verständnisvoll.

Ich wusste nicht, ob ich ihn von meinem großen Plan erzählen sollte, denn ich hatte kein Ahnung ob er es gut oder schlecht finden würde. Schließlich wusste mein Vater wenig von meinen privaten Dingen, außer die, die die Familie angingen und irgendwie wollte ich es ihm nicht sagen. Ich hatte Angst, dass er total dagegen wäre und ich dann Suga absagen müsste, was ich sowieso nicht könnte, denn ich hatte ihm schließlich schon zugesagt gehabt.

"Wo ist dein Mitbewohner?"

"Der meldet sich gerade ab", sagte er und da realisierte ich, dass das wirklich geschah.

Es waren keine leeren Worte von irgendjemanden, dem ich nach langem etwas Vertrauen schenkte. Irgendwie verunsicherte es mich, dass ich ihm sofort Vertrauen gab, doch ich konnte sowas nicht einfach aufhalten. Ich hatte irgendwie Mitleid mit ihm, da er nur wenig älter als ich war und versuchte seinen Leben auf die Reihe zu bringen.

"Irgendwie traurig, dass er so schnell geht, ich fand ihn als Mitbewohner ganz nett, aber die meisten gehen so früh", erzählte mein Vater und ich drehte nervös die ganze Zeit eine Strähne um meinen Finger. "Tiana, ist alles gut?"

"Ja, ja, ich muss nur gleich wieder los", sagte ich und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. "Bitte grüß Lisa von mir. Das nächste Mal bin ich dabei. Ich hab euch lieb", sagte ich schnell und er gab mir ebenso etwas verwirrt einen Kuss auf die Wange.

"Ja, mach ich, wenn du dann länger da bist", sagte er und so verschwand ich nach einem Nicken aus der Tür, wo ich auch endlich Suga sah.

Er hatte einen schwarzen Hoodie an und eine riesige Tasche in der Hand. In der anderen hielt er einen Zettel und so ging er auf mich zu, wobei er die Augenbrauen hochzog.

"Du bist schon hier?"

"Ja, aber wir können schon wieder gehen. Kannst dich noch von ein paar Leuten verabschieden, ich warte draußen", schlug ich ihm vor und sah ihm kurz in die Augen, woraufhin ich schon einmal raus ging. Es war viel kälter geworden und ich wunderte mich wann endlich wieder Schnee fallen würde, schließlich waren es schon Minusgrade.

"Wo wohnst du denn?", riss er mich plötzlich aus meinen Gedanken und ich drehte mich um, als ich ihn wieder erblickte.

"Nicht weit von hier, wir müssen nur etwas Bahn fahren"

"Ich habe ein Auto hier", sagte er und nahm seinen Autoschlüssel so hoch, dass ich ihn sehen konnte.

"Oh, okay", kam nur von mir, wobei er los ging und ich ihm hinterher lief. Es war ein kleines, schwarzes Auto. Ich kannte den Namen nicht, schließlich war ich auch nie wirklich in Autos interessiert. Sie reizten mich einfach nicht.

Eingestiegen gab ich meine Adresse in das Navi, was Suga angeschaltet hatte, und lehnte mich zurück. Er fuhr relativ angenehm, was mich schon wieder müde machte, doch dann setzte ich mich wieder aufrechter hin und beobachtete ihn von der Seite. Seine Haare hatten nun eine mintgrüne Farbe, die er wahrscheinlich in den letzten Tagen geändert hatte, und mir fiel erst jetzt auf, dass er eigentlich ziemlich hübsch aussah. Er hatte irgendwie etwas Besonderes an sich. Plötzlich drehte er sich zu mir und ich schaute sofort peinlich berührt auf die Straße, da er mich erwischt hatte wie ich ihn anstarrte. Als ich noch kurz einen Blick wagte, da bemerkte ich ein kleines Grinsen auf den Lippen, was ich sofort erwiderte.

"Wir sind gleich da", sagte ich und sah ihm dabei zu, wie er auf das Navigationsgerät schaute. "Du bist doch 17, oder nicht?"

"Ja"

"Wie kommt es dazu, dass du alleine wohnst?", fragte er und sah ihn wieder an.

"Mein Vater hatte seine Wohnung verloren und meine Mutter ist.. gewöhnungsbedürftig", sagte ich und dachte an meine Mutter, die immer ihre Stimmungsschwankungen hatte. Mit ihr wollte man sich niemals anlegen.

"Ist Suga dein echter Name?", fragte ich nun neugierig und er hielt an, da wir schon vor der Haustür waren. Ich wusste nicht, ob er zögerte oder sich nur auf das Parken konzentrierte, auf jeden Fall brauchte er sehr lange für eine Antwort.

"Nein, mein echter Name ist Yoongi. Jedoch bin ich nicht mehr diese Person, deswegen musst du dich mit Suga zufrieden geben", sagte er emotionslos und stieg mit mir zusammen aus. Ich wollte ihn mehr ausfragen, doch es war noch zu früh und ich wollte ihn nicht gleich die ganze Laune kaputt machen. Ich war einfach eine viel zu neugierige Person, das bemerkte ich immer wieder.

Suga beobachtete meine Hände, als ich die Tür öffnete und dann schweifte sein Blick auch schon durch die ganze Wohnung. Sie war etwas kleiner, doch immerhin ziemlich gemütlich. Ich hatte das aufklappbare Sofa schon richtig mit einer Decke und einem Kissen bedeckt, sodass es eine schöne Atmosphäre ergab.

"Hier kannst du schlafen"

"Danke", sagte er knapp und legte seine Sachen ab, wobei er das Zimmer betrachtete. "Du hast deinem Vater nichts erzählt gehabt, richtig?"

"Ja, ich kam noch nicht wirklich dazu", versuchte ich zu erklären und schaltete das Licht ein, da das Zimmer etwas dunkel war. "Wieso fragst du?""Er hat mich gefragt wohin ich gehe", sagte er und ich schaute ihn sofort mit großen Augen an, in der Hoffnung, dass ich meinem Vater nun keine Erklärung schuldig war. Suga schien das anscheinend zu bemerken und winkte mit der Hand ab. "Keine Sorge, ich meinte nur, dass ich eine vorübergehende Wohnung gefunden habe", sagte er und ich atmete erleichtert aus, wobei ich das Zimmer verlassen wollte, doch erneut seine Stimme erklang und mich: "Magst du vielleicht einen Film schauen?" fragte. 

Lost My Way (Suga FF)Where stories live. Discover now