2 - Date

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„Ich habe die Befürchtung, dass nicht einmal mein Lieblingsessen, meine Lieblingsserie und ein Berg voll Schokolade mich jetzt aufmuntert."
Kopfschüttelnd gehe ich auf Sean zu, der schon vor dem Eingang des Cafés steht.
Addison neben mir schüttelt ebenfalls den Kopf, allerdings über mich.
„Das wird schon gut gehen.
Sein Cousin ist sicherlich nett.
Und auch wenn nicht, du wirst ihn nach diesem Date nie mehr sehen, wenn du das nicht willst."
Ihre Worte beruhigen mich tatsächlich ein wenig und ich lächle Sean zur Begrüßung an, nachdem er Addison umarmt hat.
Also laufe ich, wie das dritte Rad am Fahrrad, hinter den beiden her, als sie das Café betreten und sich schon lachend unterhalten.
„Er kommt gleich", höre ich dann Sean und begreife erst nach wenigen Momenten, dass er mit mir spricht.
Während die beiden sich gegenüber sitzen, hocke ich neben Addison und sehe mich in dem kleinen, gemütlichen Café um.
Viele Leute essen Kuchen oder unterhalten sich mit ihrem Gegenüber und auch ich bestelle mir einen Kaffee, nachdem die beiden Turteltäubchen dies schon gemacht haben.
Wer hätte gedacht, dass Sean und Addison mal zusammen ein Date haben werden?
Oder wer hätte eher gedacht, dass ich noch daneben sitze und hoffe, dass Seans Cousin kein kompletter Vollidiot ist?
Als mein Blick dann auf eine Person fällt, die herein kommt, hätte ich beinahe den Kaffee ausgespuckt.
Kopfschüttelnd verdrehe ich die Augen.
Hoffentlich setzt er sich ganz weit weg oder verzieht sich am besten direkt wieder.
Doch als er dann Sean entdeckt und sich vor mir nieder lässt, reiße ich die Augen auf. Jetzt wird mir so einiges bewusst und Xavier wohl auch, als sein Blick meinen trifft.
„Du?", fragen wir im selben Moment fassungslos und unsere Blicke schnellen zu Sean.
„Du hast gesagt deine Cousine!"
„Du hast gesagt dein Cousin!", rufe ich aufgebracht und greife nach meiner Tasche, die auf dem Boden steht.
"Halt! Was habt ihr vor?"
Sean zieht die Augenbrauen zusammen.
„Ich gehe!", sagen wir wieder im selben Moment und sehen uns anschließend mit einem bösen Blick an.
„Nein, ihr bleibt jetzt hier!", fügt Sean hinzu und Addison hält meinen Arm fest.
„Ich werde sicherlich nicht mit dieser Hexe hier an einem Tisch sitzen!"
„Wie bitte?"
Wieder bin ich auf 180.
„Wenn schon, dann werde ich nicht mit so einem dummen Stück Brot meine Zeit verschwenden!", zicke ich zurück und Sean schlägt sich gegen die Stirn.
„Woher kennst du nur solche Worte?"
„Dein Cousin Xavier bringt mich zu solchen Worten!"
„Ich..."
„Stop!", unterbricht uns meine beste Freundin und wir sehen alle zu ihr.
„Ihr beiden seid wirklich unerträglich!
Könnt ihr euch bitte einmal wie 17-jährige verhalten, ohne euch gegenseitig zu beleidigen und die Blicke der anderen auf euch zu ziehen?
Uns zuliebe."
Ich seufze und fahre mir durch die Haare.
„Du hast Glück Addison, dass ich dich so lieb habe.
Ich mache das nur für dich, dass das klar ist!", sage ich und will damit vorallem Xavier ansprechen, der mit verschränkten Armen die Augen verdreht.
„Und ich für dich, Sean."
„Danke, Kumpel."
Er schlägt dem braunhaarigen Vollidioten vor mir auf die Schulter und widmet sich wieder meiner besten Freundin.
Und so geht das einige Minuten weiter.
Sean und Addison schlürfen Kaffee, lachen und reden und Xavier und ich sitzen zurückgelehnt und mit verschränkten Armen da, während wir uns mit verengten Augen anstarren.
„Warum kann es nicht wirklich ein hübsches Mädchen und seine Cousine sein, sondern du?"
„Schon mal daran gedacht, warum das so ist und warum Sean wiederum ein hübsches Mädchen vor sich hat?"
Bevor er etwas erwidern kann, lehne ich mich vor und rede weiter.
„Weil dein bester Freund nicht so ein Idiot ist. "
Xavier hält die Hand auf sein Herz und tut so, als würde er gleich weinen.
„Das hat mich jetzt ganz tief im Herzen getroffen."
Beinahe wäre ich über den Tisch gesprungen und hätte es ihm raus gerissen, aber das erscheint mir dann doch zu aggressiv.
„Scherz Keks", murmle ich, lehne mich wieder zurück und hoffe, dass er seinen Mund hält, bevor ich wirklich über den Tisch springe.
„Wenn du nicht so eine Zicke wärst, wärst du eigentlich ganz hübsch."
Wie in Zeitlupe drehe ich meinen Kopf zu ihm.
„Warte ab, bis ich dir meine Faust ins Gesicht geschlagen hab, vielleicht bist du ja dann auch hübsch", maule ich und verstärke den Griff um meine Tasse.
„Ich bin gerührt."
Mein Stuhl kratzt über den Holzboden und Addisons und Seans Blicke schnellen zu mir.
„Ich werde mir das hier keine Sekunde länger antun!", rufe ich aufgebracht, greife nach meiner Jacke, werfe mir die Tasche über die Schulter und laufe los.
Wütend reiße ich die Tür auf und höre noch die Worte geh' ihr nach, bevor die Tür hinter mir ins Schloss fällt.
Eigentlich habe ich kein persönliches Problem mit Xavier, aber ich bin sehr leicht zu provozieren und er ist mit Abstand der provokanteste Mensch aller Zeiten.
„Mary!"
Ich glaube das nicht.
Er läuft mir tatsächlich auch noch nach.
„Was willst du?"
„Sean hat mich rausgeworfen und gesagt, ich soll dir nach gehen."
„Und du machst das?"
Verwundert bleibe ich stehen und er hält vor mir.
„Sonst tritt er mir später in den Arsch, bis ich in Afrika lande."
„Warum hat er das nicht schon getan?"
Genervt drehe ich mich um und will weiter laufen, doch er greift nach meinem Handgelenk.
Als ich gerade etwas sagen will und mich zu ihm umdrehe, zieht er seine Hand zurück, greift sich an den Kopf und fängt an herumzutaumeln.
„Xavier!"
Gerade, als er umkippen und in sich zusammensacken will, schlinge ich meine Arme um seinen Oberkörper, versuche ihn irgendwie zu stützen und zur nächsten Bank zu zerren.
„Himmel, bist du schwer", murmle ich und drücke ihn auf die Bank.
„Schau mich an!"
Ich gehe vor ihm in die Hocke und zwinge ihn mich anzusehen, aber er hat das Gesicht in den Händen vergraben.
„Hey, Xavier!"
Panisch greife ich nach seinen Handgelenken und ziehe sie weg.
Er blinzelt hektisch und sein Kopf kippt hin und her, bevor er ihn schüttelt und mich dann ansieht.
„Alles in Ordnung?"
Er nickt etwas benommen, aber meine Sorge verschwindet nicht.
„Soll ich dich ins Krankenhaus bringen?
Soll ich Sean holen?"
„Mir geht's gut."
Seine Stimme klingt brüchig.
„Was war denn gerade los?"
Ich ziehe die Augenbrauen zusammen, als ich ihm auf helfe und dann von ihm ablasse.
„Ich weiß auch nicht.
Mir war schwarz vor Augen, total schwindelig und meine Beine haben irgendwie nachgegeben.
Geht aber wieder."
Er erwidert meinen Blick für einige Momente und es kommt mir vor, als wären wir für diese wie ausgewechselt, bis er anfängt zu grinsen.
„Kannst auch ein Foto machen, anstatt weiter zu starren."
So viel zu ausgewechselt.
„Du bist so nervig!"
Wütend drehe ich mich um und stampfe davon, doch ein genervtes Lächeln kann ich mir nicht verdrücken.

Das letzte halbe Jahr Where stories live. Discover now