1. Das, was ich suche

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1. Das, was ich suche

»Verdammt, wo sind diese bescheuerten Dinger?!«, fluchte ich leise, während meine Hände auf der Suche nach dem, das ich brauchte, in den dunklen Metallschränken wühlten. Mit jeder Sekunde, die ich hier vergeudete, wurde die Wahrscheinlichkeit größer, dass ich doch noch entdeckt wurde. Und das wäre ungefähr so gut, wie einem Star Wars-Fan zu sagen, wie unrealistisch die Filme waren (probiert das echt nicht aus). Beides würde sehr schmerzhaft enden. Ich wollte möglichst ohne irgendwelche Verletzungen hier wieder raus, am besten mit dem, das ich suchte. Ohne dieses dumme Teil würde ich hier nicht abhauen, auch wenn ich wusste, in welcher Gefahr ich dann schweben würde.

Frustriert seufzend schloss ich das gefühlt hundertste Fach, das mit blödem Papierkram vollgestopft war, und zwang mich dazu, zum nächsten Schrank zu gehen, der in einer dunklen Ecke stand, als hätte so jemand versucht ihn zu verstecken.
Schlechtestes Versteck überhaupt.
Zumindest wirkte der eigentlich ziemlich kleine Metallschrank, der mich, wie die anderen auch, irgendwie ungeheuer an die Schulspinde meiner alten Schule erinnerten, vielversprechend. Auch wenn ich die fünfzehn anderen Spinde ebenfalls für vielversprechend gehalten hatte. Hier lag es vielleicht daran, dass er abgeschlossen war, die anderen jedoch nicht. Und es gab kein Schloss, dass ich nicht mit Hilfe einer Büroklammer öffnen konnte...
Außer diesem hier. Egal wie sehr ich meine Büroklammer in dem Schloss verbog oder an der Tür rüttelte - sie blieb verschlossen.

In dem Schreibtisch, der mitten in dem kleinen, dunkelgestrichenen Raum stand, war auch kein Schlüssel zu finden. Nur eine Brille und ein paar Zettel, auf denen Telefonnummern gekritzelt waren. Kurz war ich versucht, mir ein paar dieser Blättchen mitzunehmen, für den Fall, dass mir irgendwann langweilig werden würde, aber dann ließ ich es doch sein. Am Ende vergeudete ich nur mein Guthaben, das schon seit den letzten paar Tagen deutlich gelitten hatte, als ich immer wieder meinen „Eltern" per SMS versichern musste, dass es mir gut ging.

Susanna und Rick waren eigentlich nicht meine echten Eltern, von der Blutlinie her zumindest nicht. Sie waren die Mutter und der Vater meines besten Freundes Luke, der wohl auch mein einziger Freund war. Doch seit dem Tod meiner Eltern, bei dem ich auch meine supertollen Kräfte abbekam, hatten sie mich sozusagen adoptiert und groß gezogen. Die meisten dachten, meinen Eltern wären bei einem Unfall ums Leben gekommen. Das lag vielleicht daran, dass ich dies jedem erzählt hatte, der danach fragte. Bisher hatte ich die Wahrheit nur wenigen Personen anvertraut - entweder aus freien Stücken oder als sie mich regelrecht dazu zwangen.

Aber genug gelabert. Sicher interessiert das hier keinen, sondern ihr wollt einfach nur wissen, was ich suche. Das ist eine äußerst gute Frage. Ich kann euch jedoch keine Antwort bieten. Ich weiß es nämlich auch nicht, daher könnte ich es euch - selbst wenn ich wollte - nicht sagen. Das einzige, das mir bekannt war, war, dass es hier sein musste. Höchstwahrscheinlich in dem bescheuerten Schrank, der sich als einziger in diesem Raum nicht öffnen ließ. Und der der Letzte hier war, den ich noch nicht wie eine Verrückte auf der Suche nach ihren Süßigkeiten durchwühlt hatte.

Zu allem Überfluss begannen jetzt auch noch laute Sirenen durch die Anlage zu schallen. Mist. War ich etwa entdeckt worden? »Alle Mann auf Gefächtsstation! Das ist keine Übung! Wir werden angegriffen! Wir werden angegriffen!«, rief eine Stimme durch Lautsprecher und ich hörte schwere Schritte an der angelehnten Tür des Raumes vorbeirennen. Doppelter Mist. Das Schloss wollte immer noch nicht nachgeben.

»Ach, Scheiß drauf!«, murmelte ich. Flammen schossen aus meinen Händen, wuchsen und wuchsen langsam in die Höhe. Ich spürte die Hitze nicht, schließlich gehörte sie quasi zu mir, aber an dem Metall des Schrankes, die rot glühte, konnte ich erkennen, wie heiß das Feuer war.

Innerhalb weniger Sekunden war das Schloss geschmolzen und ich riss die Tür förmlich auf. Dabei zog ich mir eine kleine Brandblase von dem immer noch heißen Metall zu, doch das war mir so ziemlich egal. Mir bot sich freie Sicht auf hunderten von Akten. Warum hab ich das nicht gleich gemacht?

Hektisch begann ich damit, in den Papieren herumzuwühlen. Personen auf Fotos, vorne an die Akten gesteckt, sahen mir mit grimmigen Mienen, einem Lächeln oder ausdrucksloser Maske entgegen, aber all die Gesichter sagten mir absolut gar nichts. Ich überflog nur kurz die Namen und blätterte dann weiter. Es würde nichts bringen, sich unnötig lange Details anzuschauen.

Mark Zappel. Noch nie gehört, weiter. Sara Richardsson. Kenne ich nicht, nächste Akte. So ging es mit mindestens zwanzig Akten weiter - bis mir ein Name in die Augen stach, der mich mitten in der Bewegung innehalten ließ. Ein Name, der mir absolut nichts sagte und doch so viel aus der Vergangenheit erzählen wollte. Jay Arek.

Und hinter seinem Namen entdeckte ich auch die ihren. Doch sie interessierten mich nicht. Obwohl ich so sehr gehofft hatte, hier Antworten zu finden und diese jetzt direkt vor meiner Nase waren, interessierten sie mich nicht.

Mit zitternden Hände griff ich nach der Akte, mein Gesicht sicherlich leichenblass. Das war unmöglich. Nicht vorstellbar. Undenkbar. Ausgeschlossen. Das konnte und durfte nicht wahr sein.

Langsam, schon beinahe in Zeitlupe, blätterte ich auf die nächste Seite. Und las erst langsam, dann immer schneller werdend. Auch das nächste Blatt Papier verschlangen meine Augen förmlich nur in wenigen Sekunden. Von ganz allein war meine Hand an den Mund gewandert, als könne so der gewaltige Schluchzer, der meine Kehle verlassen wollte, zurückgehalten werden. Es waren schreckliche Bilder, schreckliche Texte, schreckliche Informationen. Einfach grauenhafte Dinge, die ich jetzt nicht verstehen konnte, verstehen wollte.

Erst eine überraschte Stimme ließ mich aufblicken. »Jasmin?!«

Hey, meine Lieben
Hat euch das nicht auch gefehlt, so wie mir? Hier ist also das erste Kapitel, ich bin eigentlich ganz zufrieden damit. Ach, ich habe das Schreiben der Kapitel von Jasmin sehr vermisst. Und wie immer bin ich offen für jegliche Verbesserungen 😘 Zu Votes und Kommentare bin ich auch nicht abgeneigt. 😇
Allerliebste Grüße
MoonyGirl2

P.S. 982 Wörter

Jasmin Strange - Wir lassen Gras darüber wachsenWhere stories live. Discover now