22. Frankensteins Monster im Erdbeerformat

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22. Frankensteins Monster im Erbeerformat

»Hört mich jemand?«

Steves Stimme klang entfernt in meinen Ohren. Alles rauschte.

»Bitte kommen.«

Ich zitterte am ganzen Leib. Cho war von Rettungskräften abgeholt worden, die ich kontaktiert hatte, sodass mir nun die Zeit blieb, nach meinen Gefährten zu suchen. Nur, dass ich niemanden sah.

Das, was ich sah, waren mehrere Auffahrunfälle, zerstörte Gebäude - und ein entgleister Zug.

Man musste kein Hellseher sein, um zu erkennen, dass wieder einmal wir an der Zerstörung Schuld trugen.

»Steve?« Meine Stimme zitterte. Überall rauchte es und ich wusste, dass ich doch hätte bleiben sollen. »Steve, wo seid ihr?«

»Jas? Geht es dir gut? Ich bin neben dem entgleisten Zug, schwer zu übersehen. Wo-«

Der Rest seiner Worte ging in dem Rauschen des Windes in meinen Ohren unter, als ich augenblicklich losdüste, um zu ihm zu gelangen. Ich fühlte mich wie ein verloren gegangenes Kind im Ikea, dem gerade aufgegangen war, dass es den Ausgang ohne seine Eltern niemals finden würde.

Als ich landete, stachen mir augenblicklich die beiden Talente, diese Horror-Zwillinge, ins Auge. Ich stockte, hielt inne, starrte sie an. Und wandte mich zum Cap, der mit ernster Miene zu Boden starrte, als liefere ihm der Dreck dort die Erkenntnis zu sämtlichen Fragen.

»Was tun die denn hier?«, fragte ich.

Steve sah auf. Er blickte zwischen mir und Bruder und Schwester hin und her - das Mädchen starrte mir nur entgegen, während der Junge mit einem verlegenen Lächeln die Hand hob - und sagte: »Keine Zeit für Erklärungen. Wir müssen sofort aufbrechen, Jas.«

Das taten wir auch. (Wenn ich es auch trotzdem nicht ließ, auf dem Weg tausende Fragen zu stellen.) Ich erspare euch, wie wir unseren Weg antraten. Nur so viel sei gesagt: Öffentliche Verkehrsmittel im Superhelden-Outfit zu betreten verursachte Chaos, Selfiewahn und unglaublich viel Gekreische.

Ich hatte eigentlich keinen Plan, was wir überhaupt vorhatten, aber Steve war ungeheur ernst und ruhig, die Talente tauschten immer wieder bedeutungsvolle Blicke aus und wir betraten just in diesem Moment Tonys und Bruce' Labor, als Bruce etwas davon sagte, er würde einen Schaltplan irgendwo hochladen.

Steve, ganz die Drama-Queen, die er nun einmal war, trat unnötig laut aus den Schatten heraus. »Ich sage das nur einmal«, er ließ den Blick durch den Raum schweifen, hielt inne, als er Tony entgegensah.

»Wie wär's mit keinmal?«, fragte Tony herausfordernd.

Da ich nicht wirklich einen Plan davon hatte, was überhaupt vor sich ging, schüttelte ich nur den Kopf. »Will mir mal wer erklären, was hier vor sich geht? Wo sind Clint und Natascha und Jarek und Luke?«

Niemand beachtete mich. Sie waren allesamt zu beschäftigt damit, einander in Grund und Boden zu starren.

»Schaltet es ab!«, zischte Steve.

»Nö, kannst du vergessen«, sagte Tony, was zwar nicht gerade schlagfertig war, mir aber trotzdem den Atem stocken ließ, weil er mit so einer Leichtigkeit diesem Befehl entsagte. Hätte Steve den Befehl an mich gerichtet, ich wäre vermutlich so engagiert gewesen, dass ich den Strom gleich ganz abgeschaltet hätte.

Steve jedoch wollte Gegenüber Tonys Unverfrohrenheit nicht nachlassen; natürlich nicht, gewöhnlich wurden seine Befehle befolgt. Immerhin war er der Cap. »Ihr wisst nicht, was ihr da tut.«

Jasmin Strange - Wir lassen Gras darüber wachsenWhere stories live. Discover now